Urlaub mit Hindernissen
April 2015: Die private Monatsbilanz von Verena Diethelm
Urlaub unter der Karibiksonne. Abschalten, Stress abbauen, Kraft tanken. Soweit der Plan. Nach einigen Tagen stellt sich tatsächlich so etwas wie ein Erholungseffekt und die innere Uhr auf Islandtime ein. Die Übersiedelung vom Appartement auf die Yacht feiern wir bei einem stimmungsvollen Dinner. Das endet mit einer bösen Überraschung: Die vollgepackte Handtasche ist samt Geldbörse, Fotoapparat, Schlüsselbund und Reisepass vom Tisch verschwunden. Besuche bei zwei Polizeistationen sowie unzählige Anrufe bei der mehr als 2.500 Kilometer entfernten zuständigen Botschaft und bei sämtlichen Honorarkonsulen in der näheren Umgebung bringen das wahre Ausmaß der Misere zu Tage: Eine Diebstahlsanzeige dauert zwei Wochen, der Postweg für den Notpass mindestens zwei Tage. Und die USA, über die ich fliege, akzeptieren einen Notpass nur mit Visum. Das Beantragen eines US-Visums macht auf Grund der Interviewpflicht jedoch keinen Sinn, da sich die nächste US-Vertretung auf einer anderen Insel befindet, auf die ich ohne Reisepass nicht komme. Vorschlag der pragmatisch denkenden Konsulatsmitarbeiterin: Ignorieren der Visumspflicht und Deportation. Stelle mich gedanklich auf eine Verlängerung des Urlaubs in Guantanamo ein, als die Frohbotschaft eintrifft: Tasche wurde samt Inhalt minus einiger Dollar und meiner Schlüssel gefunden und bei der Polizei abgegeben. Großes Aufatmen. Unendliche Freude. Richtige Tiefenentspannung stellt sich damit erst nach dem Urlaub ein. Wie wunderbar beruhigend so ein stinknormaler, geregelter Arbeitstag sein kann ...