Pressearbeit. Die private August-Bilanz von Judith Duller-Mayrhofer
Pressetrip. Auf Segeltörn durch Brandenburger Reviere, klingt super. Theoretisch. Praktisch steht der gebuchte Oldtimer nach einer Kenterung an Land, stattdessen will man uns einen unfasslich vergammelten Seelenverkäufer namens Merry andrehen. Stehendes und laufendes Gut seit dem Bau der Berliner Mauer nicht mehr erneuert, im Inneren Chaos und der modrige Geruch von Untergang und Verderbnis. Der Chef hat sich nach Schweden abgesetzt, sein Adlatus, ein mürrischer Muffel, in dessen Schnauzer noch die Reste vom Frühstück kleben, ist nicht diskussionsbereit. Die Pressedame an unserer Seite erkennt messerscharf, dass sich den Ösis die Schönheiten Brandenburgs auf diesem Kahn wohl nicht so recht erschließen werden, und verhilft uns zur Flucht nach Potsdam. Dort checkt sie als Ersatz ein Motorboot, einen schwimmenden Palast mit jeder Menge Platz und PS; damit können wir sogar durch Berlin schippern. Machen einen auf Luxus und genießen eine fantastische Woche. Glück im Unglück strahlt besonders hell.
Pressegespräch. Interview in der Mole West mit Extremsportler Philipp Benda, der auf einer Gummigurke von Genua nach Tunis segeln will; nonstop natürlich. Frage ihn nach Gott, der Welt und seinem Privatleben aus und erfahre allerlei Erstaunliches, am Schluss lädt er mich zu einer Probefahrt ein, der aufblasbare Kat steht vor dem Lokal bereit. Nach einer Viertelstunde sind wir beide waschelnass, im Gegensatz zu ihm trage ich allerdings Bürokleidung. Als gebadeter Pudel mit Laptop-Tasche gebe ich am Parkplatz eine einigermaßen seltsame Figur ab. Wie man es auf diesem Boot wochenlang aushalten soll, ist mir schleierhaft. Aber vermutlich immer noch besser als Brandenburg mit der verschimmelten Merry …