Neues von den Seenomaden
Doris Renoldner und Wolf Slanec sind in Halifax, Nova Scotia, gelandet
Seit etwa zwei Wochen befinden sich die Seenomaden, Österreichs bekanntestes Blauwasser-Paar, das regelmäßig für die Yachtrevue schreibt, in Kanada, genauer gesagt in Nova Scotias Hauptstadt Halifax. Dort bereiten sie sich für die Weiterfahrt in die Wildnis vor, auf dem Programm stehen Neufundland und Labrador.
Die folgenden Zeilen erreichten uns per Mail:
Nordwärts
"Mit viel Glück erwischt Euch nur ein Tief!" prophezeit Jacques, kanadischer Segler aus Quebec, bei unserer Abfahrt von den Bermudas. Wir wollen die südwestlichen Winde des herannahenden Tiefdruckgebietes nützen, um schnell in den Norden zu kommen. Bereits am dritten Tag auf See queren wir den Golfstrom und erfüllen ein Versprechen. Wir setzen Olivia II ein Modell-Segelboot aus, das uns Charles in Tortola anvertraute, quasi als Flaschenpost.
Ab 39° Nord ist Schluss mit Sommersegeln. Die Wassertemperatur fällt rasant von 25°C auf unter 10°C! Plötzlich die Ahnung eines neuen Abenteuers. Schmerzhaft klare Sonnenuntergänge, am Himmel lecken orangefarbene Wolkenzungen. Jede Meile ein lebender Moment.
Am Tag vor unserer Ankunft beginnt das Barometer zu fallen, der Himmel verdunkelt sich, der Wind wird stärker und böig. Längst sind wir ins Ölzeug geschlüpft. Die angesagte Kaltfront begnügt sich mit gnädigen 30 Knoten und als der Wind über West auf Nordwest dreht, schlüpfen wir ins neblige Lee von Nova Scotia. Mit unzähligen Segelmanövern treiben wir Nomad voran und erreichen nach nur fünftägiger Überfahrt Lunenburg. Fühlen uns müde, aufgeregt, überdreht, wie eben alle längeren Ozeanreisen enden.
Die Abendsonne taucht die bunten Holzhäuser in ein Zauberlicht. Veränderte Luft: frisch und klar, es riecht nach Wald. Magischer Augenblick der Ankunft, für den es sich immer wieder lohnt, erneut aufzubrechen.
Lunenburg, Juni 2013