Segeln als Kontaktsport

Beim Schluss-Event der Extreme40-Tour in Sydney gab es mehrere spektaktuläre Zwischenfälle

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Segeln als Kontaktsport

Zum Auftakt des mit Spannung erwarteten Schluss-Akts der 2015 Extreme Sailing Series™ sind die Extreme 40s im Sydney Harbour am Donnerstag voll auf Risiko gegangen.
Der Tag brachte schmerzhaften Penalties für einige Crews. Mehrere Kollisionen reduzierten das Feld von neun auf sechs Boote. Das SAP Extreme Sailing Team und Oman Air setzten dagegen die Glanzlichter und lagen nach Tag eins auf den Plätzen eins und zwei.
Schon auf der morgendlichen Pressekonferenz hatte Oman Airs Skipper Stevie Morrison eine Kampfansage gemacht und angekündigt, The Wave, Muscat mächtig unter Druck setzen zu wollen. Drei Siege und zwei zweite Plätze unterstrichen diesen Anspruch später.
„Wir sind hervorragend aus den Startblöcken gekommen und wir waren sehr schnell unterwegs. Das war für uns eine großartiger Tag hier auf dem Sydney Harbour“, sagte ein glücklicher Morrison nach den Wettfahrten: „Dies ist unsere letzte Veranstaltung mit Booten der Extreme-40-Klasse und das hat uns natürlich angespornt, noch einmal alles zu geben und ein gutes Ergebnis zu erzielen – und natürlich wollten wir The Wave, Muscat keine Punkte schenken.“
Bei anderen lief es dagegen weniger gut. Die Rennen entwickelten sich zu einem echten Kontaktsport, und die ersten, die das zu spüren bekamen, waren die Segler des australischen Wildcard-Teams 33 South Racing, die im dritten Rennen auf der Startlinie von Lino Sonego Team Italia aufgespießt wurden.
Trotz des großen Lochs im Rumpf beendete Skipperin Katie Spithill das Rennen heldenhaft und belegte dabei einen sehr respektablen fünften Platz. Anschließend musste das Heimteam zurück in den Hafen, um das Boot über Nacht zu reparieren.
„Die Italiener wollten hinter uns durch tauchen, haben die Situation aber falsch eingeschätzt. Wir segelten das Rennen zu Ende und dachten eigentlich, dass wir das Loch anschließend mit Tape schließen könnten. Dafür war es dann aber doch viel zu groß“, erläuterte Spithill. „Das war natürlich sehr frustrierend, aber abgesehen davon, waren unsere Ergebnisse ganz vielversprechend. Wir wollten heute einfach sauber segeln und uns aus allem raushalten. Was soll ich sagen – wir freuen uns auf den weiteren Wettkampf.“
Später erwischte es dann auch die Italiener. In einer Kollision mit GAC Pindar wurde die Steuermechanik beschädigt. Beide Boote mussten nach dem siebten Rennen die Segel streichen.
Der schwerwiegendste Vorfall dieses hektischen Tages – und vielleicht der gesamten Saison – betraf allerdings das Red Bull Sailing Team. Ein Zusammenstoß mit dem Gazprom Team Russia schien zunächst nicht weiter schlimm. Nach den Rennen zeigte sich dann aber, dass rund 30 Prozent der Struktur des Bootes in Mitleidenschaft gezogen waren.
Eine Reparatur scheint aber möglich, und das Team wird morgen auf dem Rennkurs zurückerwartet. Für eine Crew, die um nicht weniger als den Titel kämpft, ist allerdings jede Einschränkung schmerzhaft.
Zumindest über Nacht steht nun das SAP Extreme Sailing Team mit 67 Punkten an der Spitze des Leaderboards. Ein Auftakt, der der dänischen Mannschaft Auftrieb im Kampf um den Titel geben dürfte. Dafür müsste aber unbedingt ein Sieg bei diesem Act her.
„Uns bleibt nur, in den nächsten Tagen so viele Punkte einzusammeln, wie irgend möglich“, sagte Co-Skipper Rasmus Kostner nach den Rennen.
Auf Platz zwei liegt vorerst Oman Air mit 63 Punkten, vor dem Schwergewicht der Extreme-40-Klasse The Wave, Muscat mit ebenfalls 63 Punkten. Team Turx findet sich nach einer starken Leistung auf Rang vier wieder. Der australische Lokalheld Mitch Booth am Steuer glänzte mit sechs Podest-Platzierungen in acht Wettfahrten.
Extreme Sailing Series™ Act 8, Sydney presented by Land Rover, Zwischenwertung nach Tag 1, 8 Rennen (10.12.15)
Rang / Team / Punkte
1. SAP Extreme Sailing Team (DEN) Jes Gram-Hansen, Rasmus Køstner, Thierry Douillard, Mads Emil Stephensen, Brad Farrand 67 Punkte.
2. Oman Air (OMA) Stevie Morrison, Nic Asher, Ted Hackney, Ed Powys, Ali Al Balashi 63 Punkte.
3. The Wave, Muscat (OMA) Leigh McMillan, Sarah Ayton, Pete Greenhalgh, Ed Smyth, Nasser Al Mashari 63 Punkte.
4. Team Turx (TUR) Mitch Booth, Edhem Dirvana, Selim Kakis, Diogo Cayolla, Pedro Andrade 59 Punkte.
5. Red Bull Sailing Team (AUT) Roman Hagara, Hans-Peter Steinacher, Lionel Vaucher, Shaun Mason, Stewart Dodson 53 Punkte.
6. Gazprom Team Russia (RUS) Igor Lisovenko, Pavel Kalinichev, Pavel Karachi, Alexander Bozhko, Aleksey Kulakov 36 Punkte.
7. 33 South Racing (AUS) Katie Spithill, Matthew Chew, Stacey Jackson, Henry Kernot, Luke Payne 32 Punkte.
8. Lino Sonego Team Italia (ITA) Enrico Zennaro, Pierre Pennec, Nevio Sabadin, Stefano Rizzi,Tom Buggy 32 Punkte.
9. GAC Pindar (GBR) Adam Minoprio, Seve Jarvin, Jeremy Lomas, James Wierzbowski, Tyson Lamond 23 Punkte.

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