Neuseeland
Die Seenomaden umrundeten Neuseeland unter Segeln
Unser Plan lautet „Rund Neuseeland“. Er ist verführerisch einfach, zumindest auf der Seekarte: In einer Achterschleife um Nord- und Südinsel, als Zuckerl noch Stewart Island, der windzersauste Landkrümel in den Roaring Fourties. Was hat es für einen Sinn, eine Gegend aufzusuchen, die für ihr grässliches Wetter berüchtigt ist? Warum tut man sich das an? Nun, man kann Albatrosse und Pinguine beobachten oder mit Robben am Strand liegen. Aber die Wahrheit ist: Es lockt das Abenteuer. Einmal einen Rundblick über das Meer werfen und wissen: Da geht es nach Hause – und da auch. Erfahren, ob uns das von der Sehnsucht heilt, immer weiter und weiter zu müssen.
Allen Unkenrufen zum Trotz verlassen wir die Marina von Opua. Der kürzeste Weg zur Südinsel führt um die Nordspitze Neuseelands. Erster Stopp Whangaroa; das klingt in den Ohren, solche Namen gibt’s nur in Polynesien. Durch eine schmale, felsige Einfahrt zwängen wir uns in den fünf Meilen tiefen Fjord. Am Ende des Meeresarms zwei winzige Dörfer mit Gemischtwarenladen und einer Kneipe, ansonsten einsame Buchten. Eine davon die Lane Cove mit Berghütte, Basislager unserer Miniexpedition. In einer Dreiviertelstunde steigen wir auf Duke’s Nose. Aufgeweichte Seglerhände klammern sich an eine Zehn-Millimeter-Ankerkette (nautische Steigsicherung), wackelige Seebeine scharren auf bröseligem Konglomerat. Wegen der phantastischen Aussicht steigen wir dem Duke in den folgenden Tagen noch zwei Mal auf die Nase. Vor der Weiterfahrt hängen wir uns in der Owanga Bay an die „Wasserboje“, füllen unsere Tanks und werfen fünf Dollar in die Kassa. Kiwis haben einen Sinn fürs Praktische.
20 Seemeilen im Nordwesten der Fischerhafen Mangonui in einer flachen Flussmündung. Starke Tidenströme, unberechenbare Sandbänke und zig Muringbojen vernichten unsere Ankerkünste. Entgegen neuseeländischer Etikette schnappen wir uns genervt die nächstbeste Boje und hoffen, dass deren Besitzer heute nicht mehr auftaucht. Vom berühmtesten Fish Shop im Nordland zieht unwiderstehlicher Duft in unsere Nasen. Ein paar Paddelschläge später hocken wir im Faserpelz auf der zugigen Terrasse und machen uns über Fisch und Chips her.
Um Cap Reinga
Endlich Windwechsel. Mäßig starker Südwest soll einem leichten Nordwest weichen. Mit seiner Hilfe wollen wir um die drei Kaps der berüchtigten Nordspitze Neuseelands. Seehandbücher warnen vor diesem Gewässer. Mit dem ersten Büchsenlicht erreichen wir das North Cape. Motoren mit mulmigem Gefühl gegen einen aufkommenden West. Wind und Dünung contra Strom, die Pest für jeden Segler. Vor dem Cape Reinga türmen sich bis zu zwei Meter hohe Kabbelseen. Erleichtert lassen wir mittags Kaps und flache Bänke hinter uns und gehen auf Südkurs. Knapp 400 Seemeilen bis zur nächsten Hürde, der Cook-Straße.
Mit Respektabstand segelt Nomad vor der flachen Legerwallküste, die außer Port Taranaki keinen Schutz bietet. Zwei Tage später Durchzug einer Kaltfront, „Galewarning“ und „very rough sea“. Bei Starkwind weit draußen auf See zu segeln ist eine Sache, bei auflandigem Starkwind eine unbekannte Bucht anzusteuern eine andere. Noch 30 Seemeilen zu unserm Ziel D’Urville Island, wo wir uns mit Segelfreunden verabredet haben. Rollen Fock ein, schiften dreifach gerefftes Groß, legen Ölzeug und Lifebelts an, bereiten Motor vor, verriegeln Steckschott. Stoßgebet zum Himmel. Je flacher das Wasser, desto steiler die brechenden Seen. Mit zusammengebissenen Zähnen und zusammengepressten Pobacken halten wir auf die Lücke zwischen den Paddock Rocks.
Den kompletten Artikel finden Sie in Ausgabe 3/2009
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