Es ist Weihnachten und daher ein Grund mehr, mit den seit Wochen der Kritik ausgesetzten Verbänden ÖSV und MSVÖ fair umzugehen.
Was teils auch in diesem Forum von den Verbänden verlangt wird, sie können es nicht können. Das ist nämlich der entscheidende Punkt. ÖSV und MSVÖ haben nur einen sehr kleinen Markt und sind daher selbst klein. Damit fehlen folglich sowohl Geld als auch gutes Fachpersonal.
Laut eigener Angabe hat der ÖSV rund 20.000 Mitglieder, dem MSVÖ werden etwa 4000 zugerechnet. Der Vergleich mit dem Ausland, wo schon größere Teilverbände so viele Mitglieder haben, macht den Größenunterschied klar.

So gibt zum Beispiel die englische Royal Yachting Association (RYA) pro Jahr an die 155.000 Lizenzen für Wassersportler aus. Darunter die weltweit sehr begehrten Yachtmaster-Lizenzen. In Deutschland sind es um die 80.000 Führerscheine aller Art und 4,8 Millionen Leute betreiben dort Wassersport.
Natürlich ist in diesen Ländern der Wassersport ein Wirtschaftsfaktor, die Engländer sprechen sogar von einer Yachting Industry. Und natürlich ist es bei diesen Dimensionen auch möglich, das Ausbildungs- und Führerscheinwesen sehr professionell zu organisieren. Beispiel Deutschland: In den Lenkungsausschüssen für die amtlichen Sportbootführerscheine sitzen neben den Wassersportverbänden DSV und DMYV auch jede Menge Berufsnautiker und Seefahrtjuristen. Mit solch einer personellen Perfomance ist es natürlich leichter und wahrscheinlicher, gute Systeme zu entwickeln und nachhaltig zu betreiben.
Das alles fehlt in Österreich, leider.

Ein wirtschaftlich attraktiver Markt und die Seefahrt-Profis. Wir haben hierzulande eben nur ein paar rührige Vereinsfunktionäre mit mehr oder weniger eigener Seefahrterfahrung

und als persönliche Qualifikation im besten Fall einem Verbandsführerschein für Fahrtbereich 4, der wenigstens staatlich anerkannt ist. Mit diesen Voraussetzungen wird es nie möglich sein, ein System zu schaffen, dass mit dem englischen RYA/MCA- oder dem deutschen Modell auf einer Stufe steht. Das muss allen Beteiligten klar sein.
Der beste Wille, und der darf jetzt einmal unterstellt werden, genügt nicht, wenn Geld und Fachleute fehlen. Die österreichischen Befähigungsausweise werden im internationalen Ranking auch nie dort landen, wo etwa RYA Yachtmaster, MCA Master, USCG Master, Sporthochseeschiffer u.a.m. stehen. Der Schweizer B-Schein ist ja auch nicht ein international begehrtes Papier.

Akzeptieren wird das und leben wir trotzdem glücklich weiter damit. Wir waren ja bisher schon mehr als 30 Jahre glücklich mit dem österreichischen System, bleiben wir es also weiter.
Und wenn man sich erst einmal damit abgefunden hat, dass hierzulande kein High-Level-System zu schaffen ist, dann werden die Diskussionen darüber auch wieder abflauen. Ein Lösungsansatz
