Fix it, don’t trash it
Der öffentliche US-Radiosender NPR berichtete zwischen den Nachrichten über Corona und Krieg unlängst über das R.U.S.Z., das Reparatur und Service Zentrum in Wien Penzing. Leiter Sepp Eisenriegler erklärte in bestem Englisch den Verschwendungsweltmeistern in Amerika, dass Reparieren für den geplagten Planeten besser sei als Wegschmeißen und neu kaufen. Und dass in Österreich ab 26. April bis zu 200 Euro Reparaturbonus für die Wiederherstellung von kaputten Elektrogeräten bezahlt werden. Und dass er Franchisenehmer in den USA sucht, die sich diesem altmodisch-revolutionären Prinzip anschließen.
Unsere geliebten Kunststoffboote stehen in der Beziehung nicht so schlecht da, denn trotz aller Emissionen bei Herstellung, Nutzung und Entsorgung, sind sie pflegeleicht, reparatur-affin und halten locker eine halbes Menschenleben. Solange sie funktionieren und mit einer zeitlosen Ästhetik gesegnet sind, ist das irgendwie cool und fast schon umweltbewusst, weil sie ja nicht mit hohem Energieaufwand neu produziert werden müssen.
„Ein dauerhaftes Produkt ist auch ein nachhaltiges Produkt, von dem her wären GFK-Boote ja ganz gut,“ sagt Friedrich Deimann, der mit seiner Firma Greenboats in Bremen aus Flachsfasern und Bio-Harzen moderne Boote aus Verbundstoffen annähernd klimaneutral herstellt. Deimann könne „Boote mit 95% Bio-Content bauen“, mache es aber nicht, weil es dafür noch keine Langlebigkeitsgarantie gibt. Und diese sei wichtiger als eine umweltbelastende Wiedergewinnung von Harz und Fasern aus Altbooten, die qualitative Defizite und deshalb kaum Nutzen haben. „Recycling ist natürlich ein ganz wichtiger Punkt. Aber wir haben es nicht mit Einweg-Plastikbechern zu tun, die 5 Sekunden benutzt werden, ehe sie in den Müll wandern, sondern mit Booten, die wir bauen, damit sie Ewigkeiten halten.“
Und so stimmt ein deutscher Bio-Bootsbauer mit einem Wiener Waschmaschinen- und Kaffeeautomatenmechaniker überein: Beide kritisieren den Systemfehler des gängigen Wirtschaftsmodells, das in gesättigten Märkten nur noch mit geplanter Obsoleszenz (siehe Mode, siehe Elektronik) Nachfrage erzeugen kann. Nur was schnell kaputtgeht und altert, wird auch wieder neu gekauft, Umwelt egal. Für die Altvorderen, die noch Not und Entbehrung der Nachkriegszeit kannten, wäre dieser Zynismus unvorstellbar gewesen, waren doch Langlebigkeit und Reparaturfähigkeit die Merkmale wertvoller Produkte. Lang isses her, aber angesichts der geopolitischen Situation könnte dieses Ethos tatsächlich ein Comeback feiern.