Schnelle Küche
Schon gefoilt? Muss man ja heutzutage, will man was gelten in der Welt. Für Uneingeweihte: Es geht einfach darum, etwas hoch zu kriegen. Nämlich ein Segelboot, und zwar mittels tragflügelähnlicher Anhänge aus dem Wasser. Schaut spektakulär aus und ist sauschnell, weil der Bremsklotz Reibungswiderstand fast völlig eliminiert wird. Schwierig, denkt man. Nur was für Profis, die auf wackeligen Foilermotten herumeiern oder sich abrackern auf abstrusen Konstruktionen mit Horizontalschwertern.
Mitnichten. America’s Cup? Sturzhelme? Gepolsterte Schutzanzüge? Heldensagen? Ach wo! Alles nur eine Frage der Fahrzeugwahl.
Auf dem 12 Meter langen Gunboat-G4-Katamaran genießt man die foilende Art der Fortbewegung wie ein Tourist: Barfuß, in T-Shirt und Shorts und mit der Kamera um den Hals. Beim Lokalaugenschein standen dennoch knapp 25 Knoten am Taschentacho, bei ablandigen 4 bis 5 Windstärken und flachem Wasser. Weit unter Topspeed, aber für ein Schlagerl mit Freunden beachtlich. Gott, es pfiff und heulte und der Fahrtwind warf einen fast um. Aber im Foilingbetrieb fuhr das Dreitonnen-Gerät wie auf Schienen, und in Böen beschleunigte es weiter statt stumpf zu krängen. Und das mit einer Truppe, die üblicherweise eher zum 16er-Blech greift als zu flügelverleihender Brause.
Trotzdem’s flott geht, soll der Komfort nicht zu kurz kommen, meint Gunboat-Boss Peter Johnstone, der nicht nur mit dem in Holland gefertigten G4 in den Schlagzeilen ist, sondern auch mit einem Prozess gegen eine Werft in Taiwan, die größere Gunboat-Kats baute. “Rundumblick vom Salon ist eines der Schlüsselmerkmale unserer Boote”, sagt er. Dazu zwei Doppelkojen mit Aussicht, Stehhöhe und Open-Air-Küchenzeile mit Spülbecken, Kocher und Kühlfach. Klar, das Ding kann umfallen, wie bei einer Testfahrt in der Karibik schon geschehen, aber in Zukunft sollen sich Groß, Traveller und Schwerter per elektrisch-hydraulischem System auf Knopfdruck trimmen lassen. Nützlicher Zusatz ist der Notstopp, der automatisch Dampf aus der Kiste nimmt, bevor es kritisch wird.
All das kostet natürlich. Eine zarte Million. Doch die Aussicht, im Backbordrumpf am Häusl sitzend das Foiling-Spektakel durch die transparente Notausstiegsluke zu beobachten, ist schlicht und ergreifend – unbezahlbar.