Zahlen, bitte!
Das Meer, so heißt es, findet unbarmherzig die Schwachstelle an Schiff und Besatzung. Kleinigkeiten, die schiefgehen, können sich von einem Moment zum anderen zum gigantischen Clusterfuck ausweiten. Grad so, wie es Karl-Heinz Meer Senior und Junior aus Westfahlen am eigenen Leibe erfahren mussten. Sie hatten sich bei eBay eine betagte Oceanis 430 zum Schnäppchenpreis geholt und wollten damit gleich auf der ersten Fahrt von Panama nach Bremerhaven schippern. Ein Abenteuer, das im Rettungshubschrauber endete.
Es war ein Desaster mit Ansage, angekündigt durch vorangegangene Kalamitäten: Motorprobleme, Wassereinbruch, Scherereien mit den Behörden, immer kamen die zwei aus dem Schneider. Irgendwie. Doch 1.000 Kilometer östlich von Florida, am flauen, blauen Atlantik, gab's eine Explosion im Maschinenraum. Qualm und Panik, Flucht in die Gummi-Insel mit dem Allernötigsten – der Sohn mit schweren Verbrennungen an den Beinen – und zuschauen, wie das Schiff versinkt. Ein Anruf daheim per Satellitentelefon, dann Warten auf ein Wunder.
Das kam in Form der US Air Force, weil die Küstenwache mit der Logistik dieses Rettungseinsatzes schlicht überfordert war. Die Flieger, die sonst in geheimer Mission ihre eigenen Leute im Feindesland retten, holten die beiden gescheiterten Segler professionell aus der Bredouille. Sie kamen mit zwei riesigen HH-60-Rettungshubschraubern, zwei viermotorigen C-130-Transportmaschinen, eine davon zum Nachtanken per Hubschrauber in der Luft, sowie Fallschirmspringern, die sich samt Schlauchboot hinunter zu den Schiffbrüchigen stürzten. Insgesamt 900 Mannstunden liefen auf, 80 Mann waren beteiligt, der Einsatz dauerte 16 Stunden. Die beiden Havaristen hatten viel Glück im Unglück, denn eine Rettung auf dieser Distanz bringen auf der Welt nur ganz wenige zuwege. Und Meer Junior befindet sich nach Hauttransplantationen auf dem Weg der Besserung. So weit, so gut.
Bleiben zwei Fragen: Erstens: Was hat die Aktion gekostet? Anders als der Soziopath im Weißen Haus halten sich die US-Militärs nobel zurück, doch vorsichtig geschätzt liegt der Aufwand für diesen Einsatz im mittleren sechsstelligen Bereich. Und zweitens: Wer soll für die Kosten aufkommen, die schlecht vorbereitete Freizeitsegler verursachen, wenn sie sich abseits der Trampelpfade in des Teufels Küche manövrieren?