Ohne Rast und Ruh

Das OeSV-Nationalteam verbringt viel Zeit in Enoshima, um sich dort auf die Olympischen Segelbewerbe vorzubereiten. Das Training auf dem Wasser steht im Zentrum, darüberhinaus muss tagtäglich ein breites Spektrum an Aufgaben erledigt werden

Ohne Rast und Ruh

Beep, beep, beep! 6 Uhr 30. Spätestens jetzt sind alle auf den Beinen, denn um sieben Uhr wird die erste Sporteinheit absolviert. Entweder 40 Minuten Lauftraining am Ufer des Flusses Hikiji entlang oder spezielle Stretching-, Schwung- und Aktivierungsübungen in einem der Veranstaltungsräume jenes Hotels, in dem das gesamte OeSV-Team wohnt. Es befindet sich in Fujisawa, etwa 50 Kilometer westlich von Tokio und fünf Kilometer von der olympischen Segel-Location in Enoshima entfernt, und ist ein eher kleines Haus; etwa ein Drittel der Zimmer sind von den österreichischen Athleten und deren Betreuerstab belegt. Meist teilen sich die 49er-,49erFX- und 470er-Teams ein Doppelzimmer, bei sehr langen Aufenthalten werden zwecks Lagerkoller-Vorbeugung auch Einzelzimmer vergeben. Das gemischte Nacra17-Duo muss immer wieder eine neue angemessene Lösung finden …

Gefrühstückt wird üblicherweise gemeinsam. Für den OeSV ist ein spezielles Buffet aufgebaut, denn das typisch japanische Frühstück mit Reis, Miso-Suppe, eingelegtem Rettich, Adzukibohnen und Fisch vertragen europäische Mägen nicht sonderlich gut. Frische Früchte sind obligatorisch, viele haben Müsli, Cerealien oder andere haltbare Zutaten aus der Heimat mitgebracht. Auch eine eigene Kaffeemaschine steht bereit und braut kräftigen Wachmacher für die Truppe.

Masterplan Meteorologie

Fixpunkt an jedem Vormittag ist das Meteo-Briefing, an dem alle Athleten und Trainer teilnehmen. Fachfrau Elena Cristofori, die seit über zehn Jahren für den OeSV arbeitet, stellt die Wind- und Wetterprognose für den Tag vor und erläutert die Sachlage, gemeinsam wird überlegt, was das für die Arbeit am Wasser bedeutet. Welche Hypothesen gibt es für das vorliegende Wettermuster? Welche Beobachtungen würden sie stützen bzw. widerlegen? Auf welche Anzeichen – etwa ein verändertes Wolken oder Wellenbild – sollte man achten und welche Schlüsse sind daraus zu ziehen? Das Sammeln, Auswerten und Analysieren von Wetterdaten ist ein wichtiger Erfolgsfaktor, hat entsprechend hohe Priorität und wird mit großem Aufwand professionell betrieben. Jedes Motorboot ist mit einem Windmessgerät ausgestattet, das permanent Stärke und Richtung des wahren Winds erhebt und speichert, Ort und Zeit werden ebenfalls festgehalten. Der Coach speist die Daten in ein Online-System ein, gleiches gilt für die Strömungswerte, die er mit Hilfe von Strömungsbojen misst. Sowohl das Online-System als auch die Strömungsbojen wurden vom Verband gemeinsam mit seinen Technologie-Partnern entwickelt. Es handelt sich um individuelle Lösungen, die nur dem OeSV zur Verfügung stehen und ihm ermöglichen, eine wertvolle, hoch spezialisierte Datenbank zu generieren. Daraus lassen sich einerseits Wahrscheinlichkeiten errechnen, andererseits werden die objektiven Fakten mit subjektiven Wahrnehmungen vor Ort in Deckung gebracht. Ziel ist es, immer verlässlichere Erkenntnissen über die insgesamt sechs (sehr unterschiedlichen) Race Areas zu gewinnen, in denen die olympischen Segelbewerbe stattfinden werden.
Wenn Meteorologin Elena das letzte Wort gesprochen hat, wechselt das Team vom Hotel in den Enoshima Yacht Harbour. Manche nehmen das Rad, was etwa 15 Minuten dauert, manche fahren drei Stationen mit dem Zug.

Die gesamte Story lesen Sie in der Yachtrevue 3/2020, am Kiosk ab 28. Februar!

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