Marshallinseln
Geparden des Pazifik. Die schnellsten Auslegerkanus des Pazifik
Marshallinseln, das sind 180 Quadratkilometer fester Boden und fast zwei Millionen Quadratkilometer Meer. Trotzdem nennt man die Republik ein Land. Ein paar Meter nur haben sich zwei fast parallel verlaufenden Inselketten über das Wasser erhoben, der Ozean duldet diese Anmaßung. Dabei würde ein pazifischer Rülpser, ein Bonsai-Tsunami, reichen und die über tausend Eilande Marshalls wären Geschichte. Eines davon ist das Ailuk-Atoll, rund 230 Seemeilen von der Hauptinsel Majuro entfernt und mit einer Lagune so groß wie der Neusiedler See gesegnet. Wir besuchten es während unserer zweiten Weltumsegelung. Der Enija Channel ist schmal und entpuppte sich erst beim Näherkommen als schiffbare Fahrrinne; nicht mehr als ein dunkelblauer Streifen durchs hellgrün schäumende Außenriff. Sechs Meilen sind es bis zum Inseldorf, auf halbem Weg nahmen wir plötzlich eine Bewegung am Horizont wahr, ein kaum wahrnehmbarer heller Punkt, der sich schnell zu einem Bild vervollständigte: Ein am Kopf stehendes weißes Segel, ein schnittiger Rumpf, eine schmale Plattform zum Ausleger, darauf vier Gestalten. Mit unglaublichem Speed zischte das Kanu an Nomad vorbei. „Welcome to Ailuk!“ riefen uns die Burschen lachend zu.
Als das Ankermanöver beendet war, schaukelte Nomad 200 Meter vor dem flachen Ufer. Am Strand lagen etliche Kanus im Schatten der Palmen, dazwischen wühlten Schweine im Sand. Wir gingen an Land und begutachteten fasziniert die bis zu neun Meter langen Auslegerboote, traditionelle Proas, die auf vielen anderen Atollen der Marshalls längst verrottet und vergessen sind. Sie werden Tipnol genannt und sind die wahrscheinlich schnellsten Segelkanus im Pazifik. Seit über 2.000 Jahren bauen sie die Marshallesen auf Geschwindigkeit und Nutzbarkeit, früher segelte man damit sogar zu den benachbarten Atollen. Heute werden diese Überbleibsel pazifischer Seefahrer-Tradition nur mehr in küstennahen Gewässern und geschützten Lagunen als Transportmittel sowie zum Fischen verwendet; sie sind zwischen sechs und neun Meter lang und fassen bis zu zehn Personen.
Den kompletten Artikel finden Sie in Ausgabe 3/2011.