Hüter der Beschaulichkeit

Sieben alltagstaugliche Elektroboote unter € 90.000,– im Test. Geprüft wurden Höchstgeschwindigkeit, Verbrauch und Langstrecken-Tauglichkeit

Hüter der Beschaulichkeit

Lebensqualität und Erholungswert auf dem Wasser bemessen sich nicht in Geschwindigkeit; nicht jeder sucht den Kick bei rasanten Kurvenfahrten oder wagemutigen Wakeboard-Sprüngen und will dafür mehrere 100.000 Euro für ein leistungsstarkes Elektroboot, wie in der August-Ausgabe getestet, ausgeben. Die meisten Menschen genießen vielmehr gemütliche Ausfahrten und entspannte Badepausen, schätzen stressfreies Boothandling sowie geringen Wartungs- und Instandhaltungsaufwand. Klassische Elektroboote, die höchstens bis 10 kW Leistung motorisiert sind, bilden daher immer noch die breite Masse. Dementsprechend groß sind Angebot und Bandbreite in diesem Segment. Wir haben sieben leistbare und alltagstaugliche Modelle – vom radikalen Spaßmobil bis zum soliden Kajütkreuzer – unter die Lupe genommen.

KONZEPTE
Elektroboot ist nicht gleich Elektroboot. Es gibt Rümpfe, die gezielt für den Betrieb mit Elektroantrieb konstruiert wurden. Dazu gehören eLex 610, Pehn eVario 660 und der Steiner Ultraleichtgleiter 4.2. Andere sind gewöhnliche Motorboote, an deren Spiegel statt eines Benzin-, ein Elektro-Außenborder montiert wird. Dezidierte Elektroboote sind meist als Verdränger konzipiert, in der Regel schmaler, leichter und weisen eine längere Wasserlinie auf, damit sie auch mit schwächerer Motorisierung flott und effizient vorankommen.

MOTOREN
Schwächere Motoren darf man ohne Führerschein bedienen – ein großer Vorteil. Bis auf Kaiser K-5 und eVario 660 lagen alle getesteten Boote unter der führerscheinpflichtigen Grenze von 4,4 kW (entspricht rund 6 PS). In dieser Leistungsklasse findet man in erster Linie Außenborder oder Pod-Motoren. Naturgemäß stark vertreten war daher der Marktführer bei Elektro-Außenbordern, der Torqeedo Cruise mit 4 und 10 kW, der an vier Booten verbaut wurde. Aus heimischer Produktion stammen der Aquamot Professional Außenborder, den es mit einer Leistung von 1 bis 25 kW gibt, sowie der Kräutler Unterwasserrohrmotor, den man am Spiegel, im Motorschacht oder als Hennegattsystem unter dem Boot installieren kann. Die Montage in einem Motorschacht, wie bei eLex, oder unter Wasser, wie bei eVario, hat den Vorteil, dass Geräusche stark gedämpft werden. Eine ähnliche Wirkung hat die vergrößerte Badeplattform beim Coaster, die über dem Motor verläuft. Einen Testbericht von acht aktuellen E-Außenbordern bis 4 kW finden Sie in der Yachtrevue 7/16.

BATTERIEN
Weniger Leistung benötigt auch weniger Energie. Die Boote in dieser Testgruppe kommen mit Stromspeichern aus, die nur rund ein Zehntel dessen ausmachen, was die Kollegen mit starken E-Motoren benötigen. Dennoch haben sich auch in dieser Kategorie Akkus mit Lithium-Technologie durchgesetzt. Sie können tiefer entladen werden als herkömmliche Batterien auf Bleisäure-Basis und wiegen weniger. Spielt das Gewicht eine untergeordnete Rolle und legt man Wert auf ein gutes Preis-Leistungsverhältnis, sind AGM Batterien mit Deep-Cycle-Technologie, die bis zu 75 Prozent entladen werden können, eine gute Alternative.

Den gesamten Test mit den Modelle Coaster 600 DC, Crescent 518 Arrow, eLex 610, Kaiser K 5.0, Marinekart 338, Pehn eVario 660 und Ultraleichtgleiter 4.2 finden Sie in der Yachtrevue 9/2017, am Kiosk ab 1. September!

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