Und es hat Boom gemacht

Die Pandemie hat zu einem Engpass am Gebrauchtbootmarkt und einer Stabilisierung des Preisniveaus geführt. Verena Diethelm analysiert die aktuelle Lage und fasst zusammen, worauf man beim Kauf eines neuen alten Bootes unbedingt achten sollte

Und es hat Boom gemacht

Die Corona-Pandemie hat die Welt auf den Kopf gestellt und mit ihr auch den Gebrauchtbootmarkt. Dieser war etliche Jahre auf dem Boden gelegen: Die Weltfinanzkrise 2008 sowie ein strukturelles Ungleichgewicht zwischen einer Vielzahl an überalterten Eignern und einem Mangel an jüngeren Einsteigern führten zu einer Überschwemmung mit Gebrauchtbooten, was die Preise kräftig drückte.

Damit ist spätestens seit Corona Schluss. Die Nachfrage nach Booten aller Art ist derzeit so groß wie schon lange nicht. "Wir merken bereits seit drei Jahren, dass wir immer weniger gebrauchte Yachten in Zahlung nehmen müssen, weil die Eigner ihre alten Boote selbst gut anbringen“, erzählt Florian Schäfer von Yachten Meltl, dem größten Bavaria-, Nautitech- und Dufour-Händler, „aber derzeit kaufen die Leute einfach alles. Bei uns stehen nur noch die Ausstellungsschiffe in den Hallen."
"Private Eigner kaufen wie wild. Corona hat dem Markt einen richtigen Push gegeben", bestätigt Franz Schillinger von Master Yachting Österreich, der mit neuen Segel- und Motoryachten und Katamaranen der Werften Beneteau, Lagoon, Acquila, Sanlorenzo und Frauscher handelt sowie als Broker für Gebrauchtboote auftritt. Auch Alex Riedl, größter österreichischer Motorboothändler in der Adria, führt die Nachfrage-Explosion, die ihm 2020 einen Umsatzrekord einbrachte, auf den Corona-Effekt zurück: “Nirgendwo sonst fühlen sich die Menschen derzeit sicherer als auf dem eigenen Boot.” Oft würden sich Kunden mit einer Neuanschaffung auch für das monatelange, freudlose Ausharren im Lockdown belohnen, beobachtet Paul Schmalzl von Boote Schmalzl am Wörthersee: "Die Leute wollen sich endlich wieder auf etwas freuen. Außerdem vermittelt das eigene Boot ein Freiheitsgefühl, das man derzeit sonst kaum wo erleben kann.”

Verschärft wird die Situation auf dem Gebrauchtbootmarkt durch den Umstand, dass die Werften derzeit mit dem Bau neuer Yachten kaum nachkommen und sich die Lieferfristen in vielen Fällen auf ein halbes Jahr und mehr erhöht haben. "Ein neues Boot bekommt man für die heurige Saison gar nicht mehr“, weiß Riedl, „die nächsten Modelle werden erste Mitte November geliefert und die Lager der Händler sind praktisch leer." Wer dieses Jahr mit einem eigenen Boot aufs Wasser möchte, müsse daher ein gebrauchtes kaufen – und dürfe nicht wählerisch sein.

Verkäufermarkt

Aber das ist einfacher gesagt, als getan. Aufgrund der hohen Nachfrage gibt es derzeit weitaus mehr potenzielle Käufer als Anbieter. Und zwar unabhängig davon, für welche Art Boot und welches Revier – Binnen oder Küste – man sich interessiert. "Es wird einfach alles gekauft, egal ob Elektro-, oder Segelboot”, konstatiert auch Wolfgang Maletschek, der mit den Marken Stickl, Corsiva, Coaster, Phobos und Poseidon einer der größten Bootshändler am Neusiedler See ist und derzeit auf seinem Gelände nur noch drei Gebrauchtboote stehen hat.

"Der Markt ist komplett leer gefegt. Viele Leute verwirklichen derzeit ihren Traum vom eigenen Schiff“, berichtet Peter Markowitz von Schmidt & Partner International Yachtbrokers in Aprilia Marittima. Das solle sich möglichst in der Nähe des Wohnorts befinden, daher seien Yachten, die an der oberen Adria, der französischen und italienischen Rivera stationiert sind, besonders beliebt. Bei den seegängigen Yachten stehen laut Schillinger vor allem renommierte Marken und Eignerversionen hoch im Kurs, Riedl verortet eine besonders große Nachfrage nach Motoryachten zwischen 50 und 60 Fuß.
Die Chance, noch in diesen Sommer ein neues Boot erstehen zu können, ist umso größer, je luxuriöser und hochpreisiger das Objekt der Begierde ist. "Unser Lager ist noch ganz gut gefüllt, weil sich in den letzten Jahren ein gewisser Polster aufgebaut hat“, sagt Schmalzl, der so klangvolle Namen wie Boesch, Candela, Frauscher, Interboat, Marian, Pedrazzini und Sunbeam Yachts am Wörthersee vertritt. „Aber ich gehe davon aus, dass es bald geleert sein wird." Hemmschuh für den Verkauf von Booten am Wörthersee – egal ob neu oder alt – sei der akute Mangel an Liegeplätzen und Lizenzen.
Trotzdem hat Schmalzl heuer "an jedem Tag ein Boot verkauft". Die Gebrauchtboot-Szene ist durch das Internet längst vom lokalen zum internationalen Marktplatz geworden. Kunden für Luxus-Marken wie Boesch und Pedrazzini kommen mittlerweile nicht nur aus ganz Österreich, sondern aus ganz Europa. "Bei uns kauft der Wolfsberger, der das Wochenende auf einem kleinen Elektroboot am See verbringen will, der Wiener, der nicht mehr nach Saint Tropez kommt, oder der Deutsche, der in der Krise eine neue Geschäftsmöglichkeit gefunden hat und sein Boot eigentlich Corona taufen sollte", fasst Schmalzl zusammen.

Die gesamte Story inklusive Tipps, worauf man vor einem Kauf speziell achten sollte, lesen Sie in der Yachtrevue 4/2021, am Kiosk ab 2. April!

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