Spaßgesellschaft

Lehren und Lernen. Die junge Salzburgerin Julia Stelzl hat im letzten Sommer als Skipperin für die internationale Party-Flottille Yacht Week gearbeitet und dabei ihren Erfahrungshorizont in jeder Hinsicht erweitert. Ein Bericht aus der Innenperspektive

Manöver für Fortgeschrittene. Um die Yachten wie hier in der Formation eines Tunnel Rafts zu verankern, braucht es gute Koordination und kompetente Schiffsführerinnen und -führer

Manöver für Fortgeschrittene. Um die Yachten wie hier in der Formation eines Tunnel Rafts zu verankern, braucht es gute Koordination und kompetente Schiffsführerinnen und -führer

Insel Pag, Bucht Caska. Es ist vier Uhr früh, vom Zrce Beach dröhnen dumpf die Bässe, alle meine Gäste sind an Land bei einem Festival für elektronische Musik. Da zieht eine Gewitterwolke über die Bucht, Wind kommt auf und ich merke, wie sich die Position meiner Lagoon 40 trotz gesamt gesteckter Kette Richtung Lee verändert. Das sieht nicht gut aus. Am Bug der Yacht gegenüber steht ein Skipperkollege und schüttelt ebenfalls besorgt den Kopf. Flugs klopfe ich an die Luke jener Koje, in der die Hostess schläft, keine zwei Minuten später steht sie an Deck und holt den Anker mittels Fernbedienung hoch. Wir müssen ihn zwischen 30 anderen Yachten neu ausbringen – kein einfaches Unterfangen. Erster Versuch, der Anker rutscht wieder. Also alles von vorne. Anker rauf, Schiff neu positionieren, Anker runter. Jetzt scheint es zu passen, der Fixpunkt an Land verändert sich nicht, ich bin erleichtert. Wenig später kommen die bestens gelaunten Gäste mit dem Wassertaxi zurück an Bord. Das Gewitter ist abgezogen, das bedeutet aber nicht, dass der Rest der Nacht ruhig verläuft … Nichts desto trotz muss ich früh aus den Federn, denn die Flotte läuft pünktlich um 8.00 Uhr aus; als nächster Stopp steht Novalja auf dem Programm.

Lang gehegter Traum

Romantisch geht anders, missen möchte ich dieses Erlebnis dennoch nicht. Viele Wochen war ich im Sommer 2022 als Skipperin für die Yacht Week in Kroatien und Griechenland unterwegs. Davon geträumt habe ich, seit ich mit 13 Jahren bei einem Familientörn erstmals eine Yacht-Week-Flotte sah. Mit 26, nach Abschluss meines Studiums und Bürojob in Wien, wurde aus diesem Traum Realität. Yacht Week ist mehr als ein Flottillen-Törn oder ein Festival auf dem Wasser (siehe auch Kasten auf Seite 39). Es gelingt den Organisatoren, dass sich alle als Teil von etwas Großem fühlen und ein starkes Gemeinschaftsgefühl entsteht. Als ich mir Ende Juni für meinen ersten Törn das rote Skipper-T-Shirt holte, hatte das für mich die gleiche Bedeutung, wie die Übergabe der Schilehrer-Ausrüstung zu Studienzeiten. Es ist Symbol für eine Position, in der du die volle Verantwortung trägst. Für die Sicherheit von Yacht und Crew, aber auch für die Stimmung an Bord und die Zufriedenheit der Gäste. Manchmal war meine Yacht von einer Gruppe gebucht, die sich bereits kannte, manchmal waren Einzelpersonen mit dabei.

So entstand in jeder Woche eine ganz eigene Dynamik, die ich im Auge behalten, manchmal auch steuern musste. Als Skipperin bist du erste Anlaufstelle für jedes Problem, Dienstleisterin, Reiseführerin, aber auch Schulter zum Anlehnen bei Emotionen aller Art. Ganz wichtig ist das Erwartungsmanagement. Meine Gäste kamen zu 70 % aus den USA, hatten eine lange, anstrengende Anreise hinter sich und noch nie in ihrem Leben einen Fuß an Bord einer Yacht gesetzt. Die Bilder und Videos, die sie aus Social Media kannten, zeigten ausgelassen feiernde junge Menschen, glitzerndes Wasser und blauen Himmel. Meine Aufgabe war es, ihnen zu zeigen, wie eine Bord-Toilette funktioniert, was in dieser Woche tatsächlich auf sie warten würde und welche Regeln es unbedingt einzuhalten galt. Beim Security Briefing eine gesunde Balance zwischen Ernst und Spaß zu finden, war nur eine der Herausforderungen, denen ich mich regelmäßig stellen musste. Eine andere bestand darin, mich – wie es für die Arbeit in der Tourismusbranche typisch ist – wenn nötig klar abzugrenzen. Als einziger Rückzugsort stand mir die kleine Skipperkabine im Bug zur Verfügung, mein „Kaninchenbau“, wie ich es scherzhaft nannte, in den ich mich von Zeit zu Zeit zurückziehen konnte.

Tunnel Raft statt Ankersalat

Ich war auch bei der größten Route letzten Sommer dabei und habe in Kroatien eine von 77 gemeinsam segelnden Yachten geführt. Die Kommunikation zwischen den zahlreichen Skipper-Kollegen, Hostessen und diversen Mitarbeitern lief über Funk, WhatsApp, Facebook oder andere Social-Media-Kanäle. So gut wie täglich gab es außerdem ein Meeting, bei dem Wetterprognose, Tagespläne und die Anlege-Situation im nächsten Hafen besprochen wurde.

Jede Woche wurde in Stari Grad an der Ostseite der Insel Hvar Halt gemacht, wo wir ein klassisches Bojenfeld mit Hilfe eines Tunnel Rafts in eine schwimmende Party-Location verwandelten. Um Letzteren so zu bauen, dass er eine Nacht lang stabil bleibt, braucht es gute Vorbereitung, gute Kommunikation und sehr viel nautisches Geschick.

Den gesamten Erfahrungsbericht lesen Sie in der Yachtrevue 5/2023, am Kiosk ab 7. Juli!

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