Erste Reihe fußfrei

Karibik. Die Dominikanische Republik bietet wunderbare Segelbedingungen, traumhaft schöne Strände und Buchten sowie Buckelwale in freier Wildbahn. Auf der Rhea, einem Zweimaster von Sailing-Classics, lässt sich all das entspannt und unmittelbar vom Wasser aus erleben

Maximale Freiheit. Die 54 Meter lange Rhea kann an den schönsten Plätzen vor Anker gehen, wie hier unmittelbar vor der Cayo Levantado, auch Bacardi Island genannt

Maximale Freiheit. Die 54 Meter lange Rhea kann an den schönsten Plätzen vor Anker gehen, wie hier unmittelbar vor der Cayo Levantado, auch Bacardi Island genannt

Der Nordostpassat ist mein bester Freund. Er füllt die Segel, die auf den beiden Stahlmasten gesetzt bzw. ausgerollt wurden, bringt die fast 400 Tonnen schwere Yacht auf Touren, streicht warm über wintermüde Haut. Ich habe mich am Vordeck auf einer Liege lang ausgestreckt und schaue in die beiden Klüver. Die Anstrengung der langen Anreise fällt im Rhythmus der Wellen ab, ich fühle mich angekommen. Gestern Abend habe ich auf der Rhea für einen One-Way-Törn eingecheckt und meine Kabine bezogen, jetzt freue mich auf die Tage, die vor uns liegen.

Vor der Playa Cayacoa, einem der Traumstrände rund um die Stadt Santa Bárbara, rasselt der Anker ins Wasser, wer möchte, lässt sich mit dem Dingi an Land bringen. Kinder spielen am Ufer, in einer kleinen Bar werden Drinks gemixt, daneben sind in einer Art Freiluft-Vernissage bunte Bilder zum Verkauf ausgestellt. Über Stufen gelangt man zur spektakulären, 60 Meter hohen Puente de Escondida, die das Festland mit zwei unbewohnten Inselchen verbindet. Bridge to nowhere wird sie auch genannt, weil sie sich im dichten Laub der Cayo Linares zu verlieren scheint. Bei einem Spaziergang über diese Brücke vertrete ich mir die Beine, der Blick auf die im schimmernden Türkis schaukelnde Rhea, der sich dabei bietet, versetzt mich in Hochstimmung. Wie schön ist mein schwimmendes Heim auf Zeit! Zurück an Bord wartet Chefstewardess Martyna schon mit dem Sundowner. Die Gäste, die aus Deutschland, Österreich und der Schweiz stammen und erst heute morgen zusammengefunden haben, sammeln sich am Heck, man plaudert, lernt einander kennen, findet die eine oder andere Gemeinsamkeit. Wie bestellt wölbt sich ein Regenbogen in perfektem Halbkreis über die Szenerie – manchmal ist die Realität kitschiger als jede TV-Schnulze.

Nation im Aufschwung

Die Dominikanische Republik ist auf der Insel Hispaniola gelegen und nimmt knapp zwei Drittel seiner Fläche ein; das restliche Drittel im Westen gehört zu Haiti. Haupteinnahmequelle des Landes und wichtigster Devisenbringer ist der Tourismus, der Umsatz in diesem Segment dürfte heuer rund 550 Millionen Euro betragen. 2022 wurden mehr als sieben Millionen Urlauber gezählt, rechnet man die Kreuzfahrt-Gäste hinzu, waren es sogar 8,5 Millionen; so purzelte im Vorjahr ein Besucherrekord nach dem anderen. Aber nicht nur bei der Quantität geht es nach überstandener Corona-Flaute steil nach oben, auch in Sachen Qualität ist man drauf und dran, in eine neue Liga aufzusteigen. Über Jahrzehnte hinweg hatte die DomRep als Anlaufstelle für Sauf- und Sextouristen einen zweifelhaften Ruf und wurde nicht umsonst abschätzig als Ballermann-Karibik oder Karibik für Arme bezeichnet. Von diesem
Image will man wegkommen und der angestrebte Wechsel scheint tatsächlich zu gelingen. Sämtliche Anlagen, die in jüngster Zeit eröffnet haben, gehören zur absoluten Luxus-Kategorie – stellvertretend sei das Boutique Hotel Tortuga Bay genannt, das in einem 600 Hektar großen Naturschutzgebiet liegt und vom Modedesigner Oscar de La Renta entworfen wurde – und man lockt die Urlauber aus den umzäunten Reservaten der günstigen All-Inclusive-Resorts gezielt in die National­parks und Naturschutzgebiete, auf dass sie die Vielfalt des Landes kennen lernen.

Der nautische Tourismus ist in der DomRep überhaupt nicht existent, es gibt weder Charter-Yachten noch Infrastruktur, zudem machen komplexe behördliche Vorgaben das individuelle Reisen am Wasser mühsam. Hin und wieder verirrt sich ein Blauwassersegler auf Langfahrt hierher, aus Sicht des typischen Freizeitskippers ist dieses Revier aber ein weißer Fleck. Umso erfreulicher daher der Lückenschluss, den man bei Sailing-Classics gewagt hat: Seit 2020 bietet das Unternehmen, das 2007 vom Deutschen Andreas Steidle-Sailer gegründet wurde (siehe auch Kasten auf Seite 48), Törns in der Dominikanischen Republik an und gibt damit den Kunden die Möglichkeit, einen neuen, überaus reizvollen Teil der Karibik unter Segeln zu entdecken. Wichtiges Buchungsmotiv für die Gäste ist die Hoffnung, große Meeressäuger, allen voran Buckelwale, in ihrer natürlichen Umgebung zu erleben, weiß Barbara Narr, die bei Sailing-Classics Vertrieb, Marketing und PR verantwortet. „Das ist unglaublich berührend“, macht sie aus ihrer Begeisterung keinen Hehl.

Faszinierende Begegnungen

Werden auch wir diese unter Artenschutz stehenden Giganten beobachten dürfen? Die Frage treibt uns alle um, denn eine Sichtung würde, da sind wir uns einig, den unumstrittenen Höhepunkt des Törns darstellen. Unsere Chancen stehen nicht schlecht. Die Tiere sammeln sich jedes Jahr um diese Jahreszeit, also von Mitte Jänner bis Mitte März, zu Hunderten in der Bucht von Samaná – entweder um sich zu paaren oder um nach zwölfmonatiger Tragezeit ihre Jungen zur Welt zu bringen. Für die kälteempfind­lichen Wal-Babys, die sich noch keine isolierende Fettschicht angefuttert haben, stellt die Karibik eine bessere Kinderstube dar als die arktischen Gewässer um Grönland und Island, aus denen ihre Eltern anreisen, das leuchtet ein, und offenbar befeuert das tropische Ambiente auch die Bereitschaft zur Fortpflanzung. Leuchtet auch irgendwie ein.

Den gesamten Revierbericht lesen Sie in der Yachtrevue 5/2023, am Kiosk ab 7. Juli!

Der komplette Bericht als PDF-Download:

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