Lebensmotto Skipper

Charterskipper sind ein eigener Menschenschlag. Für eine Woche oder auch länger stehen sie dem mehr oder weniger geneigten zahlenden Gast zur Verfügung, oft auf einem Boot, das sie selbst nicht kennen und das der Charterfirma gehört. Das Spektrum ihrer Lebensgeschichten ist breit. Da ist die verkrachte Existenz, die vor deutschen Steuerbehörden in die Karibik flieht und dort mit dem Entgelt bar auf die Kralle überlebt, aber auch der Entrepreneur, der neben Tages- und Wochencharter die oft monatelang im Hafen ruhenden schwimmenden Untersätze der betuchten Klientel bedient. Wer Glück hat, trifft dabei auf eine Goldader. José etwa serviciert in Mallorca eine relativ schlichte 40-Fuß-Motoryacht eines Mitglieds aus dem saudi-arabischen Königshaus mit Rundum-Betreuung und wird maximal ein- bis zweimal im Jahr gebraucht. Sein monatliches Salär ist mit dem eines österreichischen Universitätsprofessors definitiv auf Augenhöhe.
In langen Jahren habe ich viele interessante Gespräche mit Charterskippern geführt. Bei aller Verschiedenheit eint sie zwei Dinge. Erstens die Liebe zum Wasser. Manche sind am Wasser aufgewachsen und können sich gar nichts anderes vorstellen, andere haben ihre maritime Ader erst spät entdeckt und ihren angestammten bürgerlichen Beruf eingetauscht gegen eine Existenz auf See. Die zweite Gemeinsamkeit ist eine tief verwurzelte Abneigung gegen enge Reglementierung. Bürotätigkeit oder das Eingezwängt-Sein in starre Organisationsformen ruft tiefe Abneigung hervor. Skipper sehen sich häufig – den Truckern der Landstraße nicht unähnlich – als „lonely rider“, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben und sich dieses Glück nicht durch bürgerliches Regelwerk trüben lassen wollen.
Allerdings ist nicht alles Gold, was glänzt. Wenn die Charterbranche kränkelt, ist es schnell dahin mit der eigenen Auslastung. Acht Wochen Charter am Stück, ständig auf dem Boot lebend, mit unterschiedlichsten Gästen an Bord, jeden Schmäh schon zehn Mal gehört – da fragt man sich, ob 150 Euro pro Tag Schmerzensgeld genug sind. Zunehmendes Alter bringt zwar auch größere Erfahrung, aber auch mehr Wehwehchen. Und manchmal endet es tragisch. Letzte Weihnachten etwa hat ein Yachtie aus Palma de Mallorca seine Charterfirma gebeten, ihm ein Boot über die Feiertage für einen Aufenthalt in Cabrera, einer Insel im etwa 30 Seemeilen südöstlich von Palma gelegenen Naturschutzgebiet, zur Verfügung zu stellen. Nach dem Auslaufen wurde er nie mehr lebend gesehen. Die Yacht fand man unter Segeln und mit aktiviertem Autopilot auf offenem Meer – von ihm keine Spur. Gehört wohl auch zu dieser Art des Seglerlebens.

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