Denkmal – es lebe hoch!

Denkmäler zu stürzen steht derzeit hoch im Kurs. Als Denkmal-Fan ist das für mich gleichermaßen irritierend wie erfreulich. Irritierend, weil die fast immer dahinterstehende unverrückbare Gewissheit eigener moralischer Höherwertigkeit unter Vernachlässigung geschichtlich-kontextueller Rahmenbedingungen zu eifernder Rechthaberei führt, die eher bedrohlich denn befreiend scheint. Erfreulich, weil es das Denkmal stärker in den Fokus rückt. Allein das Wort an sich, mit seiner imperativen Aufforderung zur Reflexion – denk mal! – finde ich herrlich.

Das Segeln hat seine eigenen Denkmäler. Manche sind durchaus ideologisch und nationalistisch belastet. Dazu gehören etwa die in Portsmouth zu besichtigende HMS Victory, jenes Flaggschiff, mit dem der britische Vize-Admiral Nelson 1805 in die Schlacht von Trafalgar gegen die französisch-spanische Armada zog, die große Zahl an detailgetreuen Modellen der meist für kolonialistisch geprägten Handel verwendeten Segelschiffe im Museu de Marinha in Lissabon oder die Wikingerschiffe im beeindruckenden Freilichtmuseum in Roskilde, Dänemark.

Mir am allerliebsten sind lebendige Denkmäler, die seglerische Vergangenheit atmen und wichtige Aspekte hervorheben. Ein erstes Beispiel: die auf den Seen des Salzkammerguts häufig vorzufindende Sonderklasse. Ich weiß, sie war ursprünglich nur Männern – und dann nur solchen, die ihren Lebensunterhalt nicht durch ihrer Hände Arbeit verdienten – vorbehalten, aber schreiben wir das mal den zeitgenössischen aristokratischen Verwerfungen zu. Als beschränkte Konstruktionsklasse verbindet sie seit Anfang des 20. Jahrhunderts Kreativität und Eleganz, lädt gleichermaßen zum ruhigen Gleiten über den See wie zum distinguiert ausgetragenen Wettkampf ein und beindruckt mit klassischen Proportionen. Oder die 10-, 15- und 20m2 Rennjollen, die ein N, M oder Z im Segel führen und Menschen mit – relativ gesehen – kleinerer Brieftasche ansprachen. Die 20m2 Rennjollen Aero und Aero II von Manfred Curry, Ikone des Segelsports mit bahnbrechenden Beiträgen zur Aerodynamik und Namensgeber der Curryklemme, versinnbildlichen seglerische Innovation und Liebe zum Detail.

Solche und ähnliche Denkmäler braucht es weiterhin in unserer Mitte, auch oder gerade in Zeiten von Karbon, Foils und Flügelsegel. Sie erinnern uns Heutige, dass wir Teil einer langen Geschichte sind. Und das ist gut so.

Weitere Artikel aus diesem Ressort

Ressort Kreuzpeilung
Szene 1: OeSV-Generalversammlung im BLZ Neusiedl; die Spitzen der österreichischen Segelclubs schaffen am Vereinstag wichtige formale Rahmenbedingungen. Adjustierung der Männer: kaum Blazer, eine einzige Krawatte. Szene 2: Generalversammlung des Europäischen Segelverbands in Ungarn; Vertretungspersonen der nationalen Segelverbände besprechen die Zukunft des Segelsports in Europa. Adjustierung der Männer: vereinzelt Blazer, vereinzelt Krawatte.









 

O tempora, o mores?

Ressort Kreuzpeilung
Wer kennt sie nicht, die Klagen über den Nachwuchs, der sich grottenolmig viereckige Augen heranzüchtet durch ständiges Online-Sein? Häufig dann der Ratschlag: „Mach doch mehr Sport!“ Aber Achtung, aufgepasst! Diese gut gemeinte Ermutigung kann zukünftig vom Regen in die Traufe führen. Warum? eSports ist massiv auf dem Vormarsch.









 

Couch Potato

Ressort Kreuzpeilung
Der sanft fallende Schnee dämpft die Geräusche von der Straße. Eine Tasse dampfenden Chai Latte – mann entwickelt sich – und ein Buch in der Hand, Vanillekipferl vor mir, Herz, was willst du advent-abendlich mehr.









 

Tiefe Gräben

Ressort Kreuzpeilung
Jahreskonferenz von World Sailing (WS) im spanischen Malaga. An die 300 Personen versammeln sich im November, um über verschiedenste Aspekte des Segelsports zu diskutieren. Das Themenspektrum ist breit. Es reicht von mittels 3D-Scanner durchgeführter Vermessung der Foils bei Nacras mit Herstellungstoleranzen im 0,2-mm-Bereich über Debatten zur WS Olympic Vision bis hin zur vom ukrainischen Segelverband aufgeworfenen Frage, ob man das russische Pendant nicht eigentlich wegen seiner als illegal angesehenen Segelaktivitäten auf der besetzten Krim aus WS ausschließen müsste.









 

Geist der Regeln

Ressort Kreuzpeilung
Der Segelsport hat beim ersten Hinschauen ein grünes Mäntelchen um. Wind und Wasser als primäre Zutaten, da sollte wenig schiefgehen. Ein genauer Blick zeigt allerdings, dass wir gut daran täten, unseren geliebten Sport in Sachen Umweltfreundlichkeit auf ein neues Niveau zu bringen. Es gilt eine Reihe von Potenzialen zu heben, um unseren Beitrag zum Überleben des Planeten zu leisten. Sicher, viel ist schon getan worden. Wenn wir in die Clubs schauen, dann sehen wir z. B. Auffangvorrichtungen für Abwasser bei Krananlagen, Mülltrennung und energieeffiziente Beleuchtungen. Auch bei den Booten gibt es Verbesserungen, etwa hinsichtlich Fäkalien oder umweltfreundlichere Lacke und Unterwasseranstriche. Aber trotzdem kratzen wir erst an der Oberfläche.









 

Kleines Umweltschweinderl

Ressort Kreuzpeilung
Beruflich bedingt eine Reise nach Boston, USA, mit anschließendem Kurzaufenthalt in einem kleinen Kloster im Südteil der Stadt, um Körper, Seele und Geist ein wenig einzu-norden. Ein nachmittäglicher Spaziergang führte mich zum Jamaica Pond, einem kleinen Gewässer von 600 x 500 m, eingezwängt zwischen zwei stark befahrene Straßen, aber umgeben von viel Grün und einem schönen, häufig als Laufstrecke genutzten Rundweg.









 

Mutiges Segeln am Teich