Go North-West?
Die Nordwestpassage öffnet die Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik nördlich von Kanada. Sie ist derzeit vielleicht nicht in aller, aber doch in vieler Munde: Die Seenomaden Doris Renoldner und Wolfgang Slanec lassen uns mit Buch und Multivisions-Show an ihrem abenteuerlichen Törn von Grönland nach Alaska teilhaben. Studien zeigen, dass die Passage zunehmend ohne Meereseis ist. Wirtschaftliche Interessen lassen Der kommerzielle Schiffsverkehr steigt aufgrund wirtschaftlicher Interessen rapide an, was mit möglichen negativen Effekten für die dort lebende Tierpopulation, etwa den Narwal, verbunden ist.
Die Passage ist seit vielen Jahren Gegenstand von Träumen und Dramen. Mich beeindruckt besonders die Geschichte von John Rae, Chirurg und Arktisforscher. Im Unterschied zu den allermeisten seiner Zeitgenossen wusste er die lokalen Gegebenheiten und die Beziehungen zu den Inuit zu nutzen, um sich bei seinen Expeditionen im Norden Kanadas weniger abhängig von mitgebrachten Vorräten zu machen. Einer etwas breiteren Öffentlichkeit wurde er bekannt durch seine erfolgreiche Suche nach Sir John Franklin, der 1845 mit seinen beiden Schiffen HMS Erebus und HMS Terror beim Versuch die Nordwestpassage zu durchqueren verschollen war. Rae gelang es 1854, rund um Repulse Bay Hinweise auf das tödliche Ende der Expedition zu finden. 2014 konnte eine kanadische Expedition schließlich die Überreste von Franklins beiden Schiffen nordwestlich von King William Island am Meeresgrund finden und mit Sonarbildern eindrucksvoll illustrieren.
John Rae stand Zeit seines Lebens deutlich im Schatten von Franklin. Dessen Witwe, Lady Jane Franklin, machte all ihren Einfluss geltend, um ihren verstorbenen Mann als Entdecker der Nordwestpassage dastehen zu lassen. Rae starb im Juli 1893 in London und wurde in Kirkwall auf den Orkney Inseln im Norden Schottlands beerdigt. Erst später wurden Raes Leistungen und sein – für diese Zeit im Allgemeinen und für die Briten im Besonderen –unüblich respektvoller Umgang mit der lokalen Bevölkerung, nämlich den Inuit, gewürdigt. Heute versucht die John Rae Society (www.johnraesociety.com) die Erinnerung an einen vergessenen Helden der Arktis zu bewahren. Merke: Ruhm ist nicht nur nicht alles, er kommt manchmal auch spät …