Lockruf der Lagunen

Südsee. Wer Französisch Polynesien besegeln möchte, muss eine weite Anreise in Kauf nehmen. Doch die Mühe lohnt sich, findet Hermann Winkler, der in Raiatea einen Kat gechartert und den umliegenden Archipel erkundet hat

Lockruf der Lagunen

Die Gesellschaftsinseln sind nicht umsonst ein Sehnsuchtsziel für Segler aus aller Welt. Dschungelbewachsene Vulkanberge ragen aus dem mehrere Kilometer tiefen Pazifischen Ozean, jedes Eiland ist von einem schützenden Atoll und einer Lagune umschlossen, in die man nur durch einen schmalen Pass gelangt. Rings um die Hauptinseln reihen sich im türkisen Wasser über dem Korallenriff niedrige, von Palmen bestandene Motus. So bietet sich dem Ankommenden ein atemberaubendes, märchenhaft anmutendes Bild, wie es ein Maler nicht schöner auf die Leinwand pinseln könnte. Innerhalb der Lagunen finden sich sichere Ankerplätze für alle denkbaren Bedingungen. Vorwiegend wird direkt an oder auf den Riffen geankert, weil die Ufer sehr steil ins Meer abfallen; nur wenige Meter von der Küste entfernt, kann die Wassertiefe bereits 25 Meter betragen. Deshalb hat man inzwischen an manchen Plätzen Bojen installiert.

Entdeckt wurden die Gesellschaftsinseln vor etwa 3.000 Jahren vom indigenen Volk der Polynesier, die ursprünglich aus der Gegend von Taiwan kamen. Sie gelten als Pioniere der Seefahrt und besiedelten mit ihren Auslegerkanus tausende Inseln im Südpazifik, von Neuseeland bis zur Osterinsel. Zur Navigation nutzen sie vor allem die Gestirne, aber auch sogenannte Stabkarten, in denen typische Meeresströmungen verzeichnet waren. Die Polynesier kannten rund 300 Sterne und Sternbilder und konnten diese den verschiedenen Kurssektoren zuordnen. Wissen, das ausschließlich ­mündlich überliefert wurde und eine enorme Gedächtnisleistung darstellt. Mit Ankunft der französischen Kolonial­herren und Kirchenvertreter ging leider viel von der faszinierenden Stammeskultur verloren. Einstige Kult- und Versammlungsplätze, Marae genannt, sind heute verlassen und von Pflanzen überwuchert, nur noch 25 Prozent der Einwohner sprechen eine der polynesischen ­Sprachen. Erhalten hat sich die Offenheit und Herzlichkeit, mit der Besucher empfangen werden – sofern sie sich den Einheimischen gegenüber respektvoll verhalten.

Einstimmung ins Paradies

Unser Törn startet in Uturoa auf ­Raiatea, die erste Etappe soll uns über mehr als hundert Seemeilen nach Moorea führen. Weil der Südostpassat nur selten ruht, erfolgt die Fahrt über den offenen Pazifik in der Regel unter Maschine gegen Wind und Wellen. Was also könnte schöner sein, als davor bei Motu Tipaemau, einem der schönsten Ankerplätze von Raiatea, vor idyllischer Bergkulisse einen Zwischenstopp einzulegen. Ausgiebig bewundern wir die Rochen, die sich im türkisfarbenen Wasser tummeln, dann geht es durch den Passe Iriru hinaus auf den Ozean. Nach etwa 20-stündiger Überfahrt präsentiert sich die Insel Moorea mystisch und geheimnisvoll unter wolkenverhangenem Himmel, immer wieder ziehen Regenschauer zwischen markanten Berggipfeln durch die Täler. An der Nordküste liegen die Baie D’Opunohu und die Baie de Cook, die beide zu den beeindruckendsten Buchten der gesamten Südsee zählen. In der Baie de Cook füllen wir bei einer kleinen Tankstelle Diesel nach, unser Anker fällt am östlichen Riff, gegenüber vom Moorea Beach Cafe, das ausgezeichnete Küche bietet. Moorea muss man auch landseitig erkunden, daher mieten wir am nächsten Tag ein Auto und fahren die Insel ab. An der Ostküste gönnen wir uns am Traumstrand Plage de Temae auf der Terrasse des Hotels Sofitel einen Drink mit Aussicht auf die schillernde Lagune und die Nachbarinsel Tahiti, an der Inselwestseite tauchen wir im Tiki-Village in die polynesische Kultur ein.

Den gesamten Revierbericht lesen Sie in der Yachtrevue 7/2023, am Kiosk ab 13. Oktober!

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