Bewusste Entscheidungen

Birgit Hackl und Christian Feldbauer sind seit über zehn Jahren auf einer 41-Fuß-Yacht unterwegs und achten dabei sehr auf ihren ökologischen Fußabdruck. Ihre Überlegungen zu Motor, Müll & Co können auch für Freizeitsegler ein Anstoß sein

Bewusste Entscheidungen

Energieverschwendung, Müllberge, Klimaerwärmung. Themen, die in den Medien omnipräsent sind, eine Art Hintergrundberieselung, die kaum mehr bewusst wahrgenommen wird. Hie und da Entrüstung, wegen eines Zwischenfalls im Atomkraftwerk oder weil das Bild einer an Plastik erstickten Schildkröte durchs Netz geistert. Alle sind sich einig, dass „etwas getan werden muss“. Dann treten neue Skandale in den Vordergrund und man wendet sich wieder dem Alltag zu.
Unser Alltag spielt sich näher an der Natur und den Elementen ab. Als Langfahrtsegler wissen wir genau über unseren Energie- und Wasserkonsum Bescheid, weil wir auf unsere eigenen Ressourcen angewiesen sind und uns Diesel-, Batterie- und Wasserstandsanzeige deren Begrenztheit täglich vor Augen halten. Die Schönheit der Atolle im Südpazifik empfinden wir mittlerweile als bittersüß, denn obwohl die Einheimischen einen denkbar geringen ökologischen Fußabdruck haben, werden sie vom Klimawandel am schnellsten und unmittelbarsten getroffen. Immer häufiger auftretende El-Niño-Ereignisse verursachen Dürren und Zyklone, lassen gebleichte und abgestorbene Korallenriffe zurück. Der weltweit steigende Meeresspiegel führt zu Erosion, die niedrigen Atolle könnten bald ganz überspült werden. Auf unserer Pitufa bemühen wir uns aktiv um eine ausgeglichene CO2-Bilanz und versuchen, Mutter Erde möglichst wenig auf die Zehen zu treten; was wir genau beachten, zeigt die folgende Auflistung, die möglicherweise auch für andere Segler hilfreich ist.

Segeln statt Motoren

Der Termin ist der natürliche Feind des Seglers. Wie oft sehen wir Yachties, die bei denkbar ungünstigen Bedingungen den Ankerplatz verlassen, in eine Flaute motoren oder gar mit der Maschine gegen den Wind ankämpfen. Meist sind lange vorher gebuchte Flüge der Grund für solche verkrachten Überfahrten – niemand will einen Flug verpassen oder weit angereiste Gäste alleine am Flughafen stehen lassen. Zu Beginn unseres Blauwasserlebens waren wir oft zu optimistisch bei der Törnplanung, mittlerweile haben wir gelernt, dass ein ordentlicher Zeitpolster Überfahrten nicht nur angenehmer, sondern auch sicherer macht. Geduld ist der Schlüssel zum Erfolg, und so warten wir oft lange auf ein passendes Wetterfenster. So schaffen wir den Großteil unserer Passagen ausschließlich unter Segeln und unser Dieselverbrauch bleibt selbst in aktiven Segeljahren (2016 hatten wir rund 5500, 2018 rund 4700 Seemeilen im Kielwasser) unter 300 Liter. Der Wind bringt uns gratis voran und auch nach all den Jahren auf See scheint es immer noch wie Zauberei, dass unser schwimmendes Heim, nur von Luftmassen bewegt, gewaltige Distanzen zurücklegen kann. Auch innerhalb einer Lagune sind wir meist unter Segeln unterwegs, allerdings gestaltet sich die Navigation zwischen Korallenköpfen dann durchaus ein wenig nervenaufreibend …

Unser Dingi ist mit einem recht durstigen 9.8-PS-Außenborder ausgerüstet, deshalb erkunden wir die nähere Umgebung eines Ankerplatzes lieber mit dem Kajak. Das spart nicht nur Treibstoff, sondern ist auch leiser und gesünder.
Klarerweise sind unsere Erfahrungen als Cruiser im Südpazifik nicht eins zu eins auf Urlaubssegler oder Charterer umzulegen, denn wer nur zwei Wochen Urlaub hat, kann nicht drei Wochen auf ein Wetterfenster warten. Ein bisschen Flexibilität spart aber Arbeitsstunden der Eisernen Genua: Ist das Wunschziel direkt gegen den Wind nur schwer erreichbar, findet sich auf einem angenehmen Halbwindkurs vielleicht eine Alternative. Geht unterwegs der Wind aus, lässt sich auf der Seekarte eventuell eine hübsche Bucht in unmittelbarer Nähe für einen Badestopp oder eine Übernachtung ausmachen, ehe die Brise wieder einsetzt. Weniger ist mehr und oft lohnt es sich, eine Region kleinräumig, aber ausgiebig zu erforschen, anstatt unter Zeitdruck von Etappenziel zu Etappenziel zu eilen.

Alternative Energie statt Dieselgenerator

Ein kleiner, aber feiner Rutland Windgenerator und Solarpaneele (mittlerweile ca. 600 Watt, wir sind mit zu wenig los und haben in den ersten zwei Jahren mehrmals aufgestockt) decken unseren Energiebedarf für LED-Beleuchtung, Kühlschrank, Elektronik, Laptops und Wassermacher problemlos. Mithilfe unseres Inverters können wir sogar energiehungrige Geräte wie Bohrmaschinen oder Winkelschleifer vom Bordnetz aus betreiben.

Die gesamte Story sowie interessante Iniativen und Projekte zum Thema Umweltschutz finden Sie in der Yachtrevue 1/2021, am Kiosk ab 2. Jänner!

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