Kykladen
Harz aufs Herz. Ein Törn durch das bewegte Herz der Ägäis
Die Orientierung im ägäischen Inselreich fällt leicht. Im Nordwesten und Südosten liegen unregelmäßig verstreute Inselgruppen, die als Sporaden (zu Deutsch: Die Verstreuten) bezeichnet werden. In den Südlichen Sporaden steckt der Dodekanes. Dodekanes heißt „zwölf Inseln“. Das Inselgewimmel in der Mitte der südlichen Ägäis sind die Kykladen. Die werden so genannt, weil sie ringförmig (griech. kyklos, lat. cyclus) angeordnet sind. Mehr Ägäis als in den Kykladen geht nicht: Mitten im Meer und doch stets Inselland in Sicht.
Wind und Wellen
Trotz der weltweiten Bemühungen um eine Klimakatastrophe wirken ein paar wetterbestimmende Kräfte noch wie vorgesehen: ein dickes Hoch über den Azoren und ein Tief über dem Persischen Golf. Im Sommer kitzelt das Hoch gern mit einem Keil den Balkan, über der türkischen Landmasse baut sich kollegial zum Monsuntief ein sesshaftes Hitzetief auf. Im Bestreben nach Druckausgleich drehen sich die Luftmassen hurtig im Kreise und zwar so, dass sie aus Nordost bis Nordwest über die Ägäis strömen. Das macht den Meltemi. Man kann sich darauf einigermaßen verlassen. Von Juni bis September, sagt die Statistik, liegt die Chance auf diesen Wind bei 70%. Im Juli und August bläst er am kräftigsten. Wir segelten im August.
Christo war bei unserer Ankunft gut ausgelastet. Er ist der Basis-Leiter von Moorings in Kos und kümmert sich um ein paar Dutzend Yachten und jeden Samstag um ein paar hundert Menschen. Nach zwei Wochen wie jenen vor unserem Besuch war es ein durchaus anregender Samstag für Christo. Die Flaggen und Wimpel knatterten fröhlich in einem Wind von gut 30 Knoten, man musste schon ein bisserl schreien, wenn man von jemandem in Luv was wollte. „He, netter Wind“, schrie ich also nach Luv zu Christo, um ins Gespräch zu kommen. „Wirklich nett“, sagte Christo, und dann sagte er, dass wir jetzt gutes Segelwetter kriegen würden. Die letzten zwei Wochen wären auch gut gewesen, aber nicht ganz so easy. 30 bis 40 Knoten, Tag und Nacht.
Vierzig Knoten Tag und Nacht können nicht nur auf die Nerven, sondern auch aufs Material gehen. Christo kommandierte gerade ein paar Segel in die Werkstatt ab und unterhielt sich gleichzeitig mit dem Taucher, der ihm einen windschiefen Propeller unter die Nase hielt. Wie wir später erfahren sollten, waren in diesen zwei nicht so gemütlichen Wochen weiter westlich ein paar kleine Schiffe gesunken. „Mayday, here, mayday there“, schilderte der Hafenkapitän von Paros die bewegten Tage. Davor aber war fast den ganz Juli ganz wenig Wind gewesen, bei 40 Grad im Schatten. Auch das kommt vor in der Meltemi-Hochsaison.
Den kompletten Artikel finden Sie in Ausgabe 2/2012.