Ressort
Kein Ressort gesetzt!
Café Stadtkind, Wien, Schottenviertel. „Eine Lebensbühne für Urbanisten des 21. Jahrhunderts” verlautet das Internet. Durch Rauchschwaden kämpfe ich mich in den ersten Stock. Ein junges Paar beim Fenster winkt. Sie lächeln leicht nervös, aber das legt sich, Segler sind schnell unter sich. Doris Schmid und Olaf Weiss: Er ausgebildeter Forstingenieur, sie Magistra der Sozialanthropologie. Beide: Segelverrückt und null Bock auf traditionelle Karriere. Sie erzählen von ihrer Firma Meerflair und dem ersten Folkebootcharter in der Adria, den sie von Izola aus betreiben. Sie haben zwei dieser spartanisch ausgestatteten und nur 7,68 Meter langen Kielboote aus Dänemark nach Kroatien geholt. Sie sind aus Holz, naturlackiert. Zum Niederknien schön, aber ein Irrsinn in der Erhaltung. Diese Schiffe können alles und bei jedem Wetter. Doch Schnellfahren und Stehhöhe? Nema ništa. Gleiches gilt für Reffen oder Seereling. Dafür: Bier aus der Bilge und Kochen im Cockpit. Dusche? Sunshower. Klo? Bucket and chuck it. Platz? Für zwei Erwachsene mit wenig Ansprüchen, vielleicht ein oder zwei Kleinkinder, seefest. Der strenge Kontrapunkt zum Chartertrend. “Unser Ziel ist es, das Folkeboot im Mittelmeer bekannt zu machen”, erklärt Olaf. Was er wirklich meint: Alternativen bieten zum Einerlei. Das findet zwar nur eine ausgesuchte Klientel prickelnd, die aber nimmt kein Blatt vor den Mund: „Überall stieß das Boot auf großes Interesse, wir durften anlegen und übernachten, wo wir mit einem normalen Charterschiff sofort verjagt worden wären”, erzählt Georg Schöfegger, sportlicher Leiter des UYC Wolfgangsees, der damit die Lagunen von Grado und Venedig bereiste. Kleine Häfen, seichte Buchten, lauschige Lokale abseits des Trubels. Und vor allem: Ruhe. Denn wo kein Strom, da kein Phone. „Eine Attraktion, wo immer man anlegt”, bestätigt Nicolaus Hawle aus Wien, der mit seiner Verlobten unterwegs war. „Der kleine Langkieler zieht seine Bahn durch die Adriawelle, völlig unbeirrt und ruhig, stampft nicht und hält problemlos Kurs. Es gibt wohl kaum ein entspannteres Segeln, ein Muss für jeden Segler”. Doris und Olaf haben noch anderes am Haken, aber ans Herz gewachsen sind ihnen die beiden Holzschiffchen, die in ihrer eleganten Bescheidenheit Segeln auf das Einfache und Ursprüngliche zurückführen. Zum Wohle jener, die sich das noch trauen.