Doris Renoldner

Doris Renoldner

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Artikel der Autorin

Ressort Rückenwind
Seit 35 Jahren segeln wir über die Weltmeere, bis vor kurzem als eines der wenigen Fahrtenschiffe ohne Wassermacher an Bord. Irgendwo fanden wir immer einen Wasserhahn, an dem wir unsere Kanister füllen konnten, und jeder tropische Regenguss toppte in Rekordzeit die Wassertanks auf. Doch bei unserem letzten Besuch auf den Tuamotu Atollen fiel wochenlang kein Tropfen Niederschlag, die Regen-Auffangplane konnten wir getrost wegpacken. Egal, wie sparsam wir mit dem kostbaren Nass haushalten, nach sechs Wochen sind unsere 250 Liter fassenden Tanks leer. Damals kostete es uns viel Überwindung, das Nachbarboot um Wasser zu bitten. Seitdem gefiel uns die Vorstellung, aus Salzwasser Trinkwasser produzieren zu können, immer besser. Und in Zeiten des Klimawandels gewinnt Unabhängigkeit ganz klar an Bedeutung.









 

H2O

Ressort Revierberichte
Wanderparadies. Die unbewohnte, vor La Paz liegende Isla San Francisco lässt sich zu Fuß bestens erkunden. Die seichte Bucht im Nordosten ist ein beliebtes Ausflugsziel für Segler

Klima-Wandel

Blauwasser. Nach zwei Jahren in Kanada machen sich die Seenomaden auf den Weg in den Süden, segeln nach ...

Ressort Rückenwind
In den letzten beiden Jahren haben Wolf und ich eine Art Doppelleben geführt und versucht, zwei Welten miteinander zu verbinden. Im Winter arbeiteten wir in Österreich, im Sommer verzogen wir uns auf unser schwimmendes Zuhause. Viele Segler machen das so. Es scheint, als ob die Spezies der klassischen Weltumsegler schwinden würde, hoch im Kurs steht Splitting, also kürzere Aufenthalte am Boot und regelmäßige Zwischenstopps in der Heimat, um den Anschluss nicht zu verlieren. Doch irgendwie fühlten wir uns bei diesem Hin und Her zerrissen. Nicht Fisch, nicht Fleisch. So reifte die Entscheidung, diesen Winter am Boot zu bleiben. Je älter man ist, desto wertvoller wird die Zeit, sagten wir uns. Man lebt nur einmal.









 

Überwintern

Ressort Rückenwind
Es mag lächerlich wirken, sich in Zeiten wie diesen über Kleinigkeiten aufzuregen. Ich sage nur: Krieg, Klimawandel, Rezession. Die Welt steht in Flammen, und ich mokiere mich darüber, dass die online erstandene Prepaid-SIM-Karte in unserem Handy nicht funktioniert. Und das im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Mich ärgern Dinge, die nicht tun, was sie tun sollen. Wir tricksen rum, aktivieren die Nummer im Handy einer Freundin, probieren die SIM-Karte in unserem Reserve-Mobiltelefon. Nichts passiert. Es kommt nur die Meldung, dass unsere Geräte zu alt seien. Warum ist alles so kompliziert geworden? Heute läuft ohne Handy nichts mehr geschmeidig – auch und schon gar nicht auf Reisen. Also fahren wir mit dem Mietwagen 60 km in die nächste Stadt, stapfen in einen Telefonshop und sind kurz darauf wieder verbunden mit der großen weiten Welt. Ganz einfach.









 

Online Shopping

Ressort Rückenwind
Wie lang muss eine Ozeanetappe sein, damit sie zu einem bleibenden Erlebnis wird? Wie stark der Wind? Braucht es unbedingt Kap Hoorn oder die Nordwestpassage, um ein Seglerleben vollständig zu machen? Und taugen Seemeilen und Beaufort überhaupt als skalierbarer Maßstab für das Glück eines Seglers, einer Seglerin? Oder lernen wir über diese Parameter nur, dass der Sinn des Lebens eine relative Größe ist? Weil weit und viel segeln nicht prinzipiell bedeutet auch glücklich zu leben? Reflexionen dieser Art beschäftigten mich, als wir nachts über die Hecate Strait bretterten, ein berüchtigtes Seegebiet in British Columbia, flach, strömungsgeplagt und gerne stürmisch. Mich beschenken Ozeane mit einem Reichtum an Perspektiven wie kein anderer Ort dieser Welt.









 

Über Entscheidungen

Ressort Rückenwind
Warum segeln wir über die Ozeane? Auf diese Frage gibt es vermutlich so viele Antworten wie Menschen. Jeder hat seine Geschichte, seine Sehnsüchte, sein persönliches Warum. Segeln ist von Natur aus eher leise als laut, hat viel mit Rückzug zu tun. Uns treibt auch die Einfachheit aufs Meer. Das Reduzieren auf das Wesentliche, das Entschlacken von einem Zuviel an allem. Auf See beschränken sich die Variablen des Lebens auf Wind, Wetter und unser Können. Natürlich müssen wir auch im maritimen Kosmos agieren und funktionieren.









 

Maritimer Kosmos

Ressort Rückenwind
Am 4. September 2022 startete das Golden Globe Race vor Les Sables-d`Olonne, 235 Tage später segelte Kirsten Neuschäfer ebendort über die Ziel­linie und gewann somit als erste Frau ein Rennen um die Welt. Ein Riesenerfolg für sie und ein historischer Triumph.









 

Von Siegern und Verlierern

Ressort Rückenwind
Fängt man mit dem Segeln an, sammelt man großartige Erfahrungen wie ein Kind: die erste Nachtfahrt, der erste Sturm, die ersten Schritte auf einer unbewohnten Insel. Ist man seit 34 Jahren unterwegs, muss man darauf achten, nicht in die „Kenn-ich-eh-schon“-Falle zu tappen. Überraschungen werden seltener. Das kann mürbe machen. Oder ein Ansporn sein. Manchmal hat die vielfache Wiederholung ihre Vorteile. Beim Anlegemanöver mit Seitenwind etwa, das ich mit viel mehr Gelassenheit angehe, oder bei konfusen Wettervorhersagen, die mich nicht mehr über den kommenden Weltuntergang orakeln lassen. Ansonsten versuche ich, Automatismen zu erkennen und gegenzusteuern. Durch Neugier, durch Entdeckergeist. Ich nehme mir bewusst Aktivitäten vor, die ich noch nie zuvor gemacht habe. Und ich möchte Orte erkunden, die das Potenzial haben mich zu begeistern. Die jenes Feuer entfachen, das bei Älteren zu dimmen beginnt. Ich denke an die größte Insel unserer Erde, Grönland! Eine Welt aus Bergen, Schnee und Eis. Wenn dort die Sonne die Landschaft in ein warmes Licht taucht, kann man als Segler sein Glück kaum fassen. Oder Patagonien. Welch ein Begriff! Ich sehe Bilder ohne Menschen. Nur Fjorde, Gletscher, gewaltige Natur. Oder traumhafte Ankerplätze im Südpazifik. Sich über den Strand neigende Palmkronen. Türkisfarbenes Wasser. Weißblauer Passathimmel. Hoch oben Tropicbirds und Fregattvögel. Daraus werden Legenden gewoben. Niemand erkennt die glücklichsten Momente seines Lebens in der Gegenwart. Daher sollten wir den Möglichkeiten eine Chance geben. Aufbrechen ins Jetzt, immer und immer wieder. Wenn wir reisen, wenn wir segeln, sind wir vollkommen im Jetzt. Und wenn wir viel Jetzt aneinanderreihen, kann dieses Leben gelingen. Wir befinden uns in Zeiten des abnehmenden Lichts, was den Planeten, was die Demokratie betrifft. Aber immer noch ist so vieles so großartig. Stärker als je zuvor sehne ich mich nach Abenteuer. Und nach der guten alten Freiheit.









 

Jetzt

Ressort Rückenwind
Ich bin glücklich und dankbar über die Möglichkeit, meine Gedanken hier teilen zu dürfen, und habe viele Ideen, worüber ich schreiben möchte; manches wird sich wohl auch erst ergeben









 

Anfang

Ein herzliches Willkommen bei (m)einer neuen Kolumne!