Doris Renoldner

Doris Renoldner

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Artikel der Autorin

Ressort Rückenwind
Die Reise unseres Lebens? Natürlich unsere erste Weltumsegelung mit Susi Q. Ich startete als 22-Jährige, die nicht wusste, was sie wollte, und kam zurück als 30-Jährige, die erkannt hatte, dass das Leben unter Segeln ihr Ding war. Dazwischen lagen acht intensive Jahre. Wir ankerten vor abgelegenen Südsee­inseln, erhielten Blumenkränze zur Begrüßung und lebten von selbst gefangenen Fischen und Kokosnüssen.









 

Retrospektive

Ressort Revierberichte
Ruhezone. Sogar auf den viel besuchten Gesellschaftsinseln gibt es idyllische Ankerplätze, wie hier vor dem Botanischen Garten in Tahiti

Ungestillte Sehnsucht

Südsee. Seit mehr als 30 Jahren sind die Seenomaden auf allen Ozeanen unterwegs. Das Segeln hat für sie ...

Ressort Rückenwind
2025! Ich kann es kaum glauben. Mein Kapitän wird im April 70. Als wir uns 1988 kennenlernten, war Wolf 33, ich 21. Wie schnell die Jahre vergangen sind. Einfach futsch. Verstrichen und gelebt. Wir waren zusammen jung, sind gemeinsam älter geworden. Erwähnt Wolf, dass er heuer seinen 70er feiert, können es die meisten nicht glauben. Dennoch taucht eine Frage immer wieder auf: Wie lange wollt ihr das noch machen? Gemeint ist unser Leben am Boot, das Reisen über die Weltmeere. Heute hier, morgen dort, ständig auf Achse. Darauf habe ich keine Antwort parat. Noch vor wenigen Jahren dachten wir, wenn Wolf 70 wird, hören wir mit dem Segeln auf. Aber jetzt verschwenden wir keinen einzigen Gedanken daran. Ganz im Gegenteil. Wir schmieden ständig neue Pläne. Gerade über­legen wir, ob wir von Neuseeland, wo unsere Nomad derzeit steht, zügig gen Westen in den Indischen Ozean fahren sollen oder doch lieber über Japan zurück nach Alaska, nach dem wir uns beide so sehr sehnen.









 

Wie lange noch?

Ressort Rückenwind
In unserer Motorbilge schwappt Salzwasser. Ursache: Ein Korrosionsloch im Wärmetauscher. Wolf pappt zum x-ten Mal Epoxy auf die undichte Stelle und hofft, dass die Notreparatur bis Neuseeland hält. Tja, 18 Monate Unterwegs-Sein fordern ihren Tribut. Dinge gehen kaputt. Sie zerbröseln wie der Radarreflektor, sie lösen sich auf wie die Bodenbretter des neuen Dingis oder fliegen auf Nie-mehr-Wiedersehen davon wie die Drohne. Unser Kühlschrank funktioniert, dann wieder nicht. Genau wie das Radar, es geht vor Anker, nicht aber beim Segeln. Der Außenborder lässt sich schwer starten und stottert zeitweise. Seit Wochen leckt das Fenster über dem Kartentisch, doch bis zum nächsten Werft-Stopp muss „Capt. Tolley’s“ Wunderdichtmittel ausreichen. Und der Laptop, auf dem ich gerade tippe, zeigt im Hintergrund bunte Streifen. Manchmal kommt es uns vor, als würden die Pannen kein Ende nehmen.









 

Things break

Ressort Rückenwind
Mopelia, ein abgelegenes Atoll am westlichen Ende von Französisch-Polynesien,1995. Zeitalter ohne Plotter, Internet oder Apps. Wir hielten eine Papierseekarte mit vagen Tiefenangaben in der Hand und vertrauten darauf, dass wir mit unserer 9,50 Meter kleinen Susi Q die knifflige Einfahrt irgendwie schaffen würden. Anfangs lief alles gut, doch weiter drinnen, wo sich die Fahrrinne teilt, erwischten wir prompt die falsche, durch Korallen blockierte Abzweigung. Wolf riss die Pinne herum, Susi Q drehte viel zu langsam, die messerscharfe Riffkante kam verdammt nahe. Uiii, das war knapp. Also wieder retour und dem südlichen Kanal folgend hinein in die türkisfarbene Lagune. Und dann lag es vor uns. Das Paradies. Weiße, breite Strände mit überhängenden Palmen. Insgesamt drei Segelboote. Wir waren weit, weit weg von allem. Auch innerlich. Unsere Gedanken zappelten nicht. Wir waren mit Körper und Geist dort. In der Südsee.









 

Einst und jetzt

Ressort Rückenwind
Tahanea ist himmlisch. Nomad schwebt auf der sonnendurchfluteten Lagune, Palmen wiegen sich sanft im Wind, am Außenriff zerschellen Wellen wie weißes Glas. Ich schließe die Augen, lausche der Musik des Atolls und atme den süßlichen Geruch der Tiare-Blüten. Oft schnorcheln wir, dann tut sich direkt unter der Wasseroberfläche ein fremdes Universum auf. Papageienfische, Doktorfische, Zackenbarsche. Ein riesiger Napoleonfisch mustert uns mit rollenden Augen, ein Schwarzspitzenhai zieht elegant vorbei. Oder wir sammeln Muscheln und Schnecken in Schokobraun, Currygelb und Marzipanrosa. Wir genießen Sonnenuntergänge, machen Lagerfeuer am Strand, spazieren bei Vollmond um die Insel. All das.









 

Himmel und Hölle

Ressort Rückenwind
Ein paar Konstanten gibt es ja doch im Leben und dazu gehört der Schlaf. Wer zu wenig schläft, verkümmert. Wer zu lange wach ist, wird ­aggressiv, depressiv oder krank und ab einem gewissen Punkt schlicht­weg wahnsinnig. Überrascht lese ich daher im Zeit Magazin, dass die Schauspielerin Sydney Sweetney, 26, über einen längeren Zeitraum mit sehr wenig Schlaf auskommen kann, teils mit nur zwei Stunden. Sydneys Energie könnte ich gerade gut brauchen. Fühle mich erschöpft, gleichzeitig überdreht, nehme alles überzeichnet wahr. Seit knapp zwei Wochen segeln wir über den endlosen Pazifik. Wir befinden uns auf halber Strecke zwischen Mexiko und Französisch Polynesien und ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Vielleicht ist es zwei Uhr nachts, vielleicht hat sich die Zeit aber auch verschoben, nach vorne oder nach hinten, wer weiß. Oft schrecke ich aus dem Tiefschlaf auf, rufe nach Wolf, der entspannt im Cockpit sitzt und liest. Verwirrt stehe ich dann im Niedergang. Es ist ein sonderbar intensives Gefühl, sich übers Meer tragen zu lassen, fernab von allem.









 

Auf See

Ressort Rückenwind
Seit 35 Jahren segeln wir über die Weltmeere, bis vor kurzem als eines der wenigen Fahrtenschiffe ohne Wassermacher an Bord. Irgendwo fanden wir immer einen Wasserhahn, an dem wir unsere Kanister füllen konnten, und jeder tropische Regenguss toppte in Rekordzeit die Wassertanks auf. Doch bei unserem letzten Besuch auf den Tuamotu Atollen fiel wochenlang kein Tropfen Niederschlag, die Regen-Auffangplane konnten wir getrost wegpacken. Egal, wie sparsam wir mit dem kostbaren Nass haushalten, nach sechs Wochen sind unsere 250 Liter fassenden Tanks leer. Damals kostete es uns viel Überwindung, das Nachbarboot um Wasser zu bitten. Seitdem gefiel uns die Vorstellung, aus Salzwasser Trinkwasser produzieren zu können, immer besser. Und in Zeiten des Klimawandels gewinnt Unabhängigkeit ganz klar an Bedeutung.









 

H2O

Ressort Revierberichte
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Wanderparadies. Die unbewohnte, vor La Paz liegende Isla San Francisco lässt sich zu Fuß bestens erkunden. Die seichte Bucht im Nordosten ist ein beliebtes Ausflugsziel für Segler

Klima-Wandel

Blauwasser. Nach zwei Jahren in Kanada machen sich die Seenomaden auf den Weg in den Süden, segeln nach ...

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