Wandel

Nichts ist so beständig wie der Wandel, wusste schon der griechische Philosoph Heraklit. Alles fließt, nichts bleibt. Vor Kurzem noch tingelten wir mit unseren Vorträgen durch Österreich, Deutschland und die Schweiz, jetzt werkeln wir am anderen Ende der Welt vor uns hin. Unsere Nomad, eine Sonate Ovni 41, Baujahr 1988, steht seit fünf Monaten in Neuseeland an Land und braucht dringend Aufmerksamkeit. Wer ein altes Boot besitzt, der muss sich darum kümmern. Unsere betagte Lady hat ihre Macken, ihre Stärken und Schwächen. Nach der langen Segelpause heißt es wieder Vertrauen aufbauen, zum Material, zum Zustand des Bootes. So krempeln wir die Ärmel hoch, schrauben, schleifen, lackieren, putzen und meine Gedanken fliegen voraus zu den Inseln des Pazifiks. Wohin soll es gehen? Wir träumen von Melanesien, von den Hinterhöfen der Südsee. Von Fiji, Vanuatu und den Solomon Islands. Danach ist alles offen. Wir wissen nicht, wohin die Reise uns treiben wird und wie lange wir unterwegs sein werden. Aber Visionen tun gut. Sie beruhigen mich in diesen fordernden Zeiten.

Segeln vermag, was sonst kaum denkbar ist. Aufbrechen und davonziehen. Ein uralter Menschentraum. Ich sehe vor mir, wie wir in türkisfarbenes Wasser springen, höre den Wind durchs Rigg pfeifen, das Rascheln der Palmen, das Plätschern der Wellen. Für ein paar Monate werden wir Verbrauch und Konsum schmälern. An Bord kommen wir mit wenig aus: Wasser, Strom, Essen, Trinken, Kleidung, Annehmlichkeiten. Alles reduziert sich. Zum Haarewaschen werde ich ins Meer springen oder mir einen Eimer Salzwasser über den Kopf schütten. Wir werden mit maximal sieben Knoten vorankommen, das sind zwölf Kilometer pro Stunde. Langsam und maßvoll. Seit jeher erinnert uns das Meer an Ursprung und Herkunft, es reflektiert unsere Entwicklung und unser Schicksal. Alles fließt, nichts bleibt.