Piano Man
Tagtraum. Mit der Saffier SL 46 stößt die niederländische Werft in eine neue Dimension vor, bleibt aber der konsequenten Ausrichtung auf Qualität und Solotauglichkeit treu. Julia Graber und Roland Regnemer haben sie unabhängig voneinander vor Port Ginesta getestet und sind zur gleichen Einschätzung gekommen
Daysailer. Saffier versteht sich auch bei 46 Fuß als Spezialist für den Tagesausflug am Wasser. Die neue SL Med ist aber für längere Strecken sowie Übernachtungen ebenfalls bestens gerüstet
Dennis Hennevanger spielt leidenschaftlich gerne Bassgitarre und hat in der Saffier-Werft in Ijmuiden bei Amsterdam für seine Band aus Freunden und Mitarbeitern sogar einen eigenen Proberaum eingerichtet. Ob er auch Klavier spielt, ist nicht überliefert, es würde aber durchaus passen. Denn wer die neue Saffier SL 46 steuert, sitzt quasi an einem E-Piano: Ob Segel, Winschen oder andere Trimmeinrichtungen, alles wird mittels Knöpfen, Tasten und Schalter bespielt. Die bis dato größte Saffier, die gleichzeitig auch die neue Luxury-Line der Werft begründet, ist trotz knapp unter 15 m Länge ü. A. von der Idee und Umsetzung her ein Daysailer, allerdings äußerst großzügig bemessen, mit komfortablem Übernachtungspotenzial für sechs Personen und sowohl langstrecken- als auch solotauglich. Wer als Steuermann oder -frau die Hand an Schoten und Leinen legen will, sollte klarerweise segeln können. Für den Gast an Bord ist das aber keine Grundvoraussetzung, denn die 46-Fuß-Yacht lässt sich auch wunderbar alleine bewegen. „Dabei setzen wir auf die aktuellen technologischen Möglichkeiten, die sich in der Yachtbranche bieten. Es gibt keine unnötigen oder noch nicht ausgereiften Spielereien, aber Systeme, die nachweislich funktionieren, wurden integriert“, fasst Werftchef Hennevanger zusammen. Beim Know-how in Sachen Einhand und Daysailer sind die Niederländer mittlerweile so arriviert, dass auch namhafte Hersteller gerne mit den Technikern aus Ijmuiden an der Umsetzung neuer Ideen feilen. Davon konnten wir uns bei einem Besuch der Werft überzeugen, wo Seldén eigene Teststationen für neue Furler- und Winschsysteme aufgebaut hatte.
Oben mit oder ohne
Was das Leben an Deck betrifft, geht man mit den Versionen Med und North zwei unterschiedliche Wege. Erstere verfügt über verschiebbare Bänke und ein niedriges Achterdeck, so wird das gesamte Cockpit zur Badeplattform mit bequemem Zugang zum Wasser. In der North-Variante befindet sich eine Dingi-Garage im Heck, der Bereich hinter dem Steuermann mutiert damit zur Sonnenliege. Für den Test in Port Ginesta, wenige Kilometer südlich von Barcelona, stand die SL 46 Med bereit, die auch für den European Yacht of the Year Award nominiert wurde. Es handelte sich um die Baunummer 1 mit Rumpf in knalligem Orange, die im Jänner 2025 in Düsseldorf gezeigt worden war. Das Erstlingswerk entsteht immer zur Gänze am Werksgelände in Ijmuiden, wenn alle Details passen, geht die Form in die zweite Fertigungsstätte, wo dann die Rümpfe im Vakuum-Infusionsverfahren und in Serie gefertigt werden.
Schon beim Ablegen zeigte sich, dass die 46er hält, was Dennis Hennevanger und sein Team versprochen haben. Alles liegt in Griffweite bereit und folgt damit der Logik der zentralen Kontrolle vom Steuerstand aus; die Leichtigkeit, mit der die Dinge laufen, entlockt auch erfahrenen Seglerinnen und Seglern nach wenigen Schlägen ein zufriedenes Lächeln.