Ressort Rückenwind
Wie lang muss eine Ozeanetappe sein, damit sie zu einem bleibenden Erlebnis wird? Wie stark der Wind? Braucht es unbedingt Kap Hoorn oder die Nordwestpassage, um ein Seglerleben vollständig zu machen? Und taugen Seemeilen und Beaufort überhaupt als skalierbarer Maßstab für das Glück eines Seglers, einer Seglerin? Oder lernen wir über diese Parameter nur, dass der Sinn des Lebens eine relative Größe ist? Weil weit und viel segeln nicht prinzipiell bedeutet auch glücklich zu leben? Reflexionen dieser Art beschäftigten mich, als wir nachts über die Hecate Strait bretterten, ein berüchtigtes Seegebiet in British Columbia, flach, strömungsgeplagt und gerne stürmisch. Mich beschenken Ozeane mit einem Reichtum an Perspektiven wie kein anderer Ort dieser Welt.









 

Über Entscheidungen

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Warum segeln wir über die Ozeane? Auf diese Frage gibt es vermutlich so viele Antworten wie Menschen. Jeder hat seine Geschichte, seine Sehnsüchte, sein persönliches Warum. Segeln ist von Natur aus eher leise als laut, hat viel mit Rückzug zu tun. Uns treibt auch die Einfachheit aufs Meer. Das Reduzieren auf das Wesentliche, das Entschlacken von einem Zuviel an allem. Auf See beschränken sich die Variablen des Lebens auf Wind, Wetter und unser Können. Natürlich müssen wir auch im maritimen Kosmos agieren und funktionieren.









 

Maritimer Kosmos

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Am 4. September 2022 startete das Golden Globe Race vor Les Sables-d`Olonne, 235 Tage später segelte Kirsten Neuschäfer ebendort über die Ziel­linie und gewann somit als erste Frau ein Rennen um die Welt. Ein Riesenerfolg für sie und ein historischer Triumph.









 

Von Siegern und Verlierern

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Fängt man mit dem Segeln an, sammelt man großartige Erfahrungen wie ein Kind: die erste Nachtfahrt, der erste Sturm, die ersten Schritte auf einer unbewohnten Insel. Ist man seit 34 Jahren unterwegs, muss man darauf achten, nicht in die „Kenn-ich-eh-schon“-Falle zu tappen. Überraschungen werden seltener. Das kann mürbe machen. Oder ein Ansporn sein. Manchmal hat die vielfache Wiederholung ihre Vorteile. Beim Anlegemanöver mit Seitenwind etwa, das ich mit viel mehr Gelassenheit angehe, oder bei konfusen Wettervorhersagen, die mich nicht mehr über den kommenden Weltuntergang orakeln lassen. Ansonsten versuche ich, Automatismen zu erkennen und gegenzusteuern. Durch Neugier, durch Entdeckergeist. Ich nehme mir bewusst Aktivitäten vor, die ich noch nie zuvor gemacht habe. Und ich möchte Orte erkunden, die das Potenzial haben mich zu begeistern. Die jenes Feuer entfachen, das bei Älteren zu dimmen beginnt. Ich denke an die größte Insel unserer Erde, Grönland! Eine Welt aus Bergen, Schnee und Eis. Wenn dort die Sonne die Landschaft in ein warmes Licht taucht, kann man als Segler sein Glück kaum fassen. Oder Patagonien. Welch ein Begriff! Ich sehe Bilder ohne Menschen. Nur Fjorde, Gletscher, gewaltige Natur. Oder traumhafte Ankerplätze im Südpazifik. Sich über den Strand neigende Palmkronen. Türkisfarbenes Wasser. Weißblauer Passathimmel. Hoch oben Tropicbirds und Fregattvögel. Daraus werden Legenden gewoben. Niemand erkennt die glücklichsten Momente seines Lebens in der Gegenwart. Daher sollten wir den Möglichkeiten eine Chance geben. Aufbrechen ins Jetzt, immer und immer wieder. Wenn wir reisen, wenn wir segeln, sind wir vollkommen im Jetzt. Und wenn wir viel Jetzt aneinanderreihen, kann dieses Leben gelingen. Wir befinden uns in Zeiten des abnehmenden Lichts, was den Planeten, was die Demokratie betrifft. Aber immer noch ist so vieles so großartig. Stärker als je zuvor sehne ich mich nach Abenteuer. Und nach der guten alten Freiheit.









 

Jetzt

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Ich bin glücklich und dankbar über die Möglichkeit, meine Gedanken hier teilen zu dürfen, und habe viele Ideen, worüber ich schreiben möchte; manches wird sich wohl auch erst ergeben









 

Anfang

Ein herzliches Willkommen bei (m)einer neuen Kolumne!