Déjà-vu

Vor 11 Jahren hatte ich schon ein aehnliches Erlebnis im Pazifik als ich tagelang zwischen Panama und Hawai in der Flaute gestanden bin, aber auch auf der ersten Etappe hatten wir diese tagelange Flaute, die uns zurueckgeworfen hat. Noch immer liegen endlose 600 Meilen vor uns, eine Distanz, die wir im Southern Ocean in etwas mehr als einem Tag zurueckgelegt hatten.

Heute war der Tag mit dem wenigsten Wind, die Sonne hat heruntergebrannt und das gesamte Boot aufgeheizt. Dazu noch der Schwell aus mehreren Richtungen. An Bord nehmen alle die Situation mit Humor, das ist sicher das beste Ventil um den Frust der sich bei allen angesammelt hat loszuwerden. Auch ein Scientific American ist aufgetaucht, das wechselt in der Freiwache die Hände und ist schon sehr zerlesen.
Aufgrund unseres Stromverlustes letzte Woche mussten wir sehr viel laden und haben zu viel Diesel verbraucht. Wegen des Rennreglements haben wir versiegelten Reservediesel mit und ich habe die Regatteleitung verständigt, dass wir voraussichtlich auf diesen zurückgreifen müssen.

Hatten den traumhaftesten Sonnenuntergang, Unromantiker könnten ihn als kitschig bezeichnen. Am Horizont standen Wolkenbänke darüber die schmale Sichel des neuen Mondes und wieder höher Venus und Jupiter knapp nebeneinander. Zumindest in der Zeit hat keiner geredet und war offensichtlich in eigenen Gedanken gewesen.
Musste heute an Bernhard Kotnig denken, er hätte heute seine Freude gehabt, denn Regattasegler beginnen sich für Astronavigation zu interessieren. Da unser wasserdicht verschweisster Almanch (den wir mithaben müssen und auf die notwendigsten Seiten reduziert haben) doch nass geworden ist, hatte ich heute begonnen ihn trockenzulegen und die Gelegenheit genutzt die beiden hellen Planeten (Jupiter und Venus) zu identifizieren. Das hat das Interesse von Rodion und Jeremy geweckt. Rodion kam gerade mit der Frage, ob es möglich sei, dass er Polaris am nördlichen Horizont sieht, obwohl wir noch auf 15' süd sind. Es hat sich herausgestellt, dass er dazu ums Eck schauen müsste, wenn ich mich nicht irre.
Gerade Wind bekommen und es schaut stabil aus. Die Richtung aus der er kommt ist mit 350 Grad genau die Richtung in die wir wollen, aber wenigstens segeln wir, wenn auch nur mit 6kn. Wir hoffen auf mehr Wind im Westen, einen Schraler und dann einen besseren Kurs nach Norden. Wir fühlen uns inzwischen den alten Seefahrern sehr nahe und haben uns die Greuel ausgemalt, die sich vor mehreren hundert Jahren hier abgespielt haben müssen. Muss in den Ocean Passages nachschauen, welche Routen und welche Jahreszeiten für Fahrten nach Indien angegeben werden.
Wir bekommen unglaublich positive Nachrichten über unsere Website, Menschen, die wir nicht kennen senden uns aufmunternde und begeisterte Emails. Unglaublich und phantastisch.

Grüße
Andreas

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Unglaublich, das Rennen spitzt sich am Ende noch einmal zu. Wir haben Green Dragon seit gestern Abend in Sichtweite, kurz vor Sonnenuntergang habe ich sie am Horizont entdeckt, ein kleiner, kaum erkennbarer goldener Fleck. In der Nacht kamen wir näher, verloren dann aber wieder ein paar Meilen. Am Morgen entdeckt Mikey sie zwischen den Schiffen, die vor Kuala Lumpur auf Reede liegen, eine schlanke Segelpyramide, ohne viel Krängung, während wir guten Druck im Code 0 haben. Da waren der Drache sieben Meilen vor dem Orca. Inzwischen hat sich der Vorsprung auf 4 Meilen reduziert, wir sind auf der Jagd, um auf den letzten 130 Meilen noch Punkte gutzumachen. Die Mannschaft um Ian Walker gehören zu den Besten im Feld, umso schärfer sind wir darauf, sie noch zu überholen. Der Schiffsverkehr ist wirklich unglaublich dicht, das Klima sensationell, scheint ein guter Platz zum Überwintern zu sein, wenn man den Schnee und die Kälte nicht so mag. Bin optimistisch am 24. in Österreich zu sein und mit meiner Familie Weihnachten zu feiern. Grüße Andreas









 

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Inzwischen sind wir in die Straße von Malakka eingelaufen, haben das „Scoring Gate“ als Siebente passiert und arbeiten daran, Green Dragon und Telefonica Black anzugreifen. Um das Nordkap von Sumatra hat der Wind mehrere Male gedreht, wir haben die Dreher mitgenommen. Zweimal hatten wir Kosatka zum Wenden bereit gemacht, das heißt alle Segel an Deck nach Lee verfrachten und innen die Ausrüstung ebenso, insgesamt 15 Minuten Arbeit für alle, als der Wind wieder geraumt hatte und wir doch nicht wendeten. Da nach weiteren 15 Minuten der Wind nicht wieder geschralt hatte, räumten wir alles wieder nach Luv, also gegen die Schwerkraft, was ungefähr 25 Minuten dauert. Immer noch besser, als zweimal gegen den Dreher zu wenden, auch wenn es nur anstrengende Beschäftigungstherapie ist. Wir haben auch versucht, eine etwas aggressivere Linie zu segeln als die beiden vor uns. Offensichtlich sind beide sehr aufeinander konzentriert, Green Dragon weiß, dass sie bei Leichtwind keine Chance gegen Telefonica Black haben, da sie nur einen schweren Spi und eine schweren C3 an Bord haben und daher in den nächsten 24 Stunden überholen und einen Vorsprung heraussegeln müssen. Telefonica ist bedacht, zwischen Green Dragon und Singapur zu bleiben und keinen Hebel zu erlauben. Wir versuchen das auszunutzen und in kleinen Schritten weiter näher zu kommen. Wir haben für die Leichtwinde später in der Straße einen A1 Spi, der uns schon nach dem Start auf den zweiten Platz gebracht hat, eventuell reicht er um zwei Plätze gutzumachen. Der Wille ist da, das Herz dazu auch. Je nachdem auf welchem Schlag wir gerade sind (Streck- oder Holebug), zeigt der dreistündliche Positionsreport einen Gewinn oder Verlust, abgerechnet wird, wenn wir auf direkten Kurs gehen.









 

In der Straße von Malakka

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