Hoffentlich hält der Spi

Es sind nun pechschwarze Nächte und wir donnern durch die Nacht. Zwischen 0400Z gestern und heute waren es 446 Meilen unter Vollzeug mit Wind bis 26kn. Seit das Wasser kälter ist, leuchtet es auch mit Phytoplankton. Wenn der Bug eine Welle durchsticht fliegt die Hälfte des Wassers als leuchtende Fontäne hoch, die andere Hälfte läuft über das Deck und funkelt. Musste dabei an das Glitzerzeug denken, das meine jüngste Tochter nicht nur im Fasching überall versträut. Genauso sah es an Deck in der Nacht aus.

Die Herausforderung in der Nacht ist weniger das Boot auf Kurs zu halten, das alleine reicht nicht aus. Wichtig ist, das Boot schnell zu segeln und dazu muss man anluven, damit sich der scheinbare Wind aufbaut. Bei 25kn Wind ist aber auch bald der große Spi überlastet und kann aus den Lieken fliegen. Der Verlust des Segels auch nur für einen Tag würde 100 Meilen Verlust gegen alle anderen Schiffe bedeuten und damit jede Chance nehmen eine andere Yacht zu überholen. Dabei helfen die Instrumente, noch wichtiger ist es, das Schiff zu spüren und den Instinkten vertrauen zu können. Die dreistündigen Zwischenergebnisse sind vielversprechend, reduzueren wir doch permanent den Abstand zur Führungsgruppe.
Die wichtige Entscheidung heute war, ob wir halsen und uns näher an den Kern des Tiefs bringen oder weiter nach ESE segeln. Wir haben uns entschieden weiterzusegeln, um länger vor der Front zu bleiben. Nach dem Frontdurchgang müssen wir halsen und segeln mit Wind von Stb. weiter nach Kapstadt. Es scheint, dass wir mit dem Tief über den gesamten Atlantik kommen, unglaublich das Potenzial einer vo70 Yacht.

Gestern hatten wir wieder eine Walsichtung. Etwa 500m neben dem Schiff sprang ein wirklich großer Wal zur Hälfte aus dem Wasser und verschwand wieder mit einer riesen Gischtwolke. Leider tat er das nur einmal und recht weit weg. Nach dem Rennen möchte ich mir Wale aus der Nähe ansehen. Würde gerne als Schiffsführer für ein Expeditionsteam arbeiten.
Gr
Andreas
Position: 27,14.36S , 29,41.97W
Speed: 22 knots, Course: 117 deg.

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Unglaublich, das Rennen spitzt sich am Ende noch einmal zu. Wir haben Green Dragon seit gestern Abend in Sichtweite, kurz vor Sonnenuntergang habe ich sie am Horizont entdeckt, ein kleiner, kaum erkennbarer goldener Fleck. In der Nacht kamen wir näher, verloren dann aber wieder ein paar Meilen. Am Morgen entdeckt Mikey sie zwischen den Schiffen, die vor Kuala Lumpur auf Reede liegen, eine schlanke Segelpyramide, ohne viel Krängung, während wir guten Druck im Code 0 haben. Da waren der Drache sieben Meilen vor dem Orca. Inzwischen hat sich der Vorsprung auf 4 Meilen reduziert, wir sind auf der Jagd, um auf den letzten 130 Meilen noch Punkte gutzumachen. Die Mannschaft um Ian Walker gehören zu den Besten im Feld, umso schärfer sind wir darauf, sie noch zu überholen. Der Schiffsverkehr ist wirklich unglaublich dicht, das Klima sensationell, scheint ein guter Platz zum Überwintern zu sein, wenn man den Schnee und die Kälte nicht so mag. Bin optimistisch am 24. in Österreich zu sein und mit meiner Familie Weihnachten zu feiern. Grüße Andreas









 

Herzschlag-Finale

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Inzwischen sind wir in die Straße von Malakka eingelaufen, haben das „Scoring Gate“ als Siebente passiert und arbeiten daran, Green Dragon und Telefonica Black anzugreifen. Um das Nordkap von Sumatra hat der Wind mehrere Male gedreht, wir haben die Dreher mitgenommen. Zweimal hatten wir Kosatka zum Wenden bereit gemacht, das heißt alle Segel an Deck nach Lee verfrachten und innen die Ausrüstung ebenso, insgesamt 15 Minuten Arbeit für alle, als der Wind wieder geraumt hatte und wir doch nicht wendeten. Da nach weiteren 15 Minuten der Wind nicht wieder geschralt hatte, räumten wir alles wieder nach Luv, also gegen die Schwerkraft, was ungefähr 25 Minuten dauert. Immer noch besser, als zweimal gegen den Dreher zu wenden, auch wenn es nur anstrengende Beschäftigungstherapie ist. Wir haben auch versucht, eine etwas aggressivere Linie zu segeln als die beiden vor uns. Offensichtlich sind beide sehr aufeinander konzentriert, Green Dragon weiß, dass sie bei Leichtwind keine Chance gegen Telefonica Black haben, da sie nur einen schweren Spi und eine schweren C3 an Bord haben und daher in den nächsten 24 Stunden überholen und einen Vorsprung heraussegeln müssen. Telefonica ist bedacht, zwischen Green Dragon und Singapur zu bleiben und keinen Hebel zu erlauben. Wir versuchen das auszunutzen und in kleinen Schritten weiter näher zu kommen. Wir haben für die Leichtwinde später in der Straße einen A1 Spi, der uns schon nach dem Start auf den zweiten Platz gebracht hat, eventuell reicht er um zwei Plätze gutzumachen. Der Wille ist da, das Herz dazu auch. Je nachdem auf welchem Schlag wir gerade sind (Streck- oder Holebug), zeigt der dreistündliche Positionsreport einen Gewinn oder Verlust, abgerechnet wird, wenn wir auf direkten Kurs gehen.









 

In der Straße von Malakka

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Aufregung um Delta Lloyd