Jetzt erst recht

Wir hatten am Ende wenig Glück mit den Doldrums. Konnten wir uns kurzfristig auf den dritten Platz schieben, haben uns die Flautenzonen als letztes Schiff am siebenten Platz liegend ausgespuckt. Die letzten 24 Stunden davon waren geprägt von Winden (3kn) aus SSW, die uns weiter nach Westen und wenig nach Süden brachten. Nach Westen war zwar nicht schlecht, da dort ja der Ausgang für den Rest der Flotte war, aber nicht wirklich nach Süden zu kommen war sehr schmerzhaft.

Wir hatten unsere Doldrums-Strategie vor den Kap Verden zu entwicklen begonnen und uns nach den Kap Verden positioniert. Das erfolgte aufgrund der Informationen, die wir über die Entwicklung in der ITCZ hatten. Es ist uns noch immer unklar, warum Green Dragon von Anfang an einen westlichen Kurs wählte bzw. ERT4 und ILMO halsten, nach Westen segelten und momentane Verluste akzeptierten. Auch im Rückblick macht das für uns noch keinen Sinn.

Am Ende ging es recht schnell: Eine Wand aus Regenwolken bildete eine scharfe Grenze zum Passat, wir hielten uns in Lee eines grossen Regenschauers und bekamen die mit dem Regen aus der Wolke kommenden Winde, der Wind drehte als wir um den Regenschauer herumsegelten und auf der anderen Seite war der Passat. Noch etwas instabil, aber gut segelbar. Innerhalb von ein paar Stunden, stabilisierte sich der Wind und auch wir waren am Weg Richtung Äquator und Fernando de Noronha.
Mit der nächsten Positionsmeldung zeigte sich, dass auch Delta Lloyd im Passat war, aber aufgrund der weiter östlichen Position einen weitaus freieren Kurs segeln wird, als wir – dadurch schneller sein wird und wir sie nicht halten werden können. Ein Verdacht, der sich mit jeder weiteren Positionsmeldung bestätigen sollte. Wir haben den ganzen Weg und auch in den Doldrums hart am Comeback gearbeitet, hatten es schon geschafft und dann wieder alles verloren und einen größeren Rückstand auf die Führungsgruppe, die schon in Reichweite war, bekommen. Das frustriert natürlich ungemein, damit muss ich allerdings alleine fertig werden, meine Mannschaft muss ich positiv motiveren, denn noch liegen ein paar Tausend Meilen bis zum Ziel in Kapstadt vor uns. Wir wollen ein weiteres Comeback schaffen.
Äußerst positiv ist, dass wir die letzen 12 Stunden auf die sechs vor uns liegenden Yachten nichts verlieren, obwohl diese schon mit besseren Winkeln und etwas mehr Wind segeln. Wir arbeiten auf jeden Fall hart an einem weiteren Comeback.
lg
aeh
Position: 0,50.75N , 31,43.98W
Speed: 11 knots, Course: 207 deg.
Fotos: Mark Covell, Team Russia, Volvo Ocean Race

Weitere Artikel aus diesem Ressort

Ressort Volvo Ocean Race Blog
Noch kein Sponsor

Noch kein Sponsor

Ressort Volvo Ocean Race Blog

Hoffnung auf Wiedereinstieg

Ressort Volvo Ocean Race Blog
Kurs Richtung Heimat

Zurück nach Europa

Ressort Volvo Ocean Race Blog
Unglaublich, das Rennen spitzt sich am Ende noch einmal zu. Wir haben Green Dragon seit gestern Abend in Sichtweite, kurz vor Sonnenuntergang habe ich sie am Horizont entdeckt, ein kleiner, kaum erkennbarer goldener Fleck. In der Nacht kamen wir näher, verloren dann aber wieder ein paar Meilen. Am Morgen entdeckt Mikey sie zwischen den Schiffen, die vor Kuala Lumpur auf Reede liegen, eine schlanke Segelpyramide, ohne viel Krängung, während wir guten Druck im Code 0 haben. Da waren der Drache sieben Meilen vor dem Orca. Inzwischen hat sich der Vorsprung auf 4 Meilen reduziert, wir sind auf der Jagd, um auf den letzten 130 Meilen noch Punkte gutzumachen. Die Mannschaft um Ian Walker gehören zu den Besten im Feld, umso schärfer sind wir darauf, sie noch zu überholen. Der Schiffsverkehr ist wirklich unglaublich dicht, das Klima sensationell, scheint ein guter Platz zum Überwintern zu sein, wenn man den Schnee und die Kälte nicht so mag. Bin optimistisch am 24. in Österreich zu sein und mit meiner Familie Weihnachten zu feiern. Grüße Andreas









 

Herzschlag-Finale

Ressort Volvo Ocean Race Blog
Inzwischen sind wir in die Straße von Malakka eingelaufen, haben das „Scoring Gate“ als Siebente passiert und arbeiten daran, Green Dragon und Telefonica Black anzugreifen. Um das Nordkap von Sumatra hat der Wind mehrere Male gedreht, wir haben die Dreher mitgenommen. Zweimal hatten wir Kosatka zum Wenden bereit gemacht, das heißt alle Segel an Deck nach Lee verfrachten und innen die Ausrüstung ebenso, insgesamt 15 Minuten Arbeit für alle, als der Wind wieder geraumt hatte und wir doch nicht wendeten. Da nach weiteren 15 Minuten der Wind nicht wieder geschralt hatte, räumten wir alles wieder nach Luv, also gegen die Schwerkraft, was ungefähr 25 Minuten dauert. Immer noch besser, als zweimal gegen den Dreher zu wenden, auch wenn es nur anstrengende Beschäftigungstherapie ist. Wir haben auch versucht, eine etwas aggressivere Linie zu segeln als die beiden vor uns. Offensichtlich sind beide sehr aufeinander konzentriert, Green Dragon weiß, dass sie bei Leichtwind keine Chance gegen Telefonica Black haben, da sie nur einen schweren Spi und eine schweren C3 an Bord haben und daher in den nächsten 24 Stunden überholen und einen Vorsprung heraussegeln müssen. Telefonica ist bedacht, zwischen Green Dragon und Singapur zu bleiben und keinen Hebel zu erlauben. Wir versuchen das auszunutzen und in kleinen Schritten weiter näher zu kommen. Wir haben für die Leichtwinde später in der Straße einen A1 Spi, der uns schon nach dem Start auf den zweiten Platz gebracht hat, eventuell reicht er um zwei Plätze gutzumachen. Der Wille ist da, das Herz dazu auch. Je nachdem auf welchem Schlag wir gerade sind (Streck- oder Holebug), zeigt der dreistündliche Positionsreport einen Gewinn oder Verlust, abgerechnet wird, wenn wir auf direkten Kurs gehen.









 

In der Straße von Malakka

Ressort Volvo Ocean Race Blog

Aufregung um Delta Lloyd