Turbulenter Beginn

Die letzten drei Tage habe ich es leider nicht geschafft auch nur eine Zeile zu schreiben. Zu intensiv, technische Probleme und oft einfach nur zu erledigt.

Die ersten Schlüsse der ersten 2 Tage im Volvo Ocean Race:
Hochachtung vor der gesamten Konkurrenz, wenn wir das richtige Segel setzen sind wir schnell, und wir müssen noch lernen und uns entwickeln.
Die beiden Tage vor dem Start waren ein riesen Medienrummel, war mir schon zu viel. Schön, dass einige Journalisten aus Österreich da waren. Großartig waren die Team Russia Fans. Viele die ich nicht kannte, standen mit russischen Fahnen an Land.
Eine Woche vor dem Start hat mir Oleg leider mitgeteilt, dass er die erste Etappe aufgrund eines Todesfalls in seiner Familie nicht mitsegeln kann. Traurig, dass ihm das Schicksal mit einem Schlag gleich zweimal trifft.
Bis heute Früh war das Rennen unglaublich intesiv und anstrengend. Jetzt ist Routine eingekehrt und wir sehen, dass wir uns mit der Flotte halten können. Versuchen im Leichtwind den Anschluss nicht zu verlieren und dann im Passat ein paar Plätze gutzumachen.
Der Start selbst war ok wenn auch nicht berauschend. Leider an der Luvtonne etwas zu konservativ gewesen und dann hat sich auch noch unser Q9 Spi beim Setzen verhakt und ging nicht auf. Dadurch konnten Green Dragon und Delta Lloyd an uns vorbeiziehen.

Nach der Leetonne holten wir gut auf, Nick hatte jedoch bald eine Hiobsbotschaft bereit: Die Gummistutzen, die die Kielhydraulik gegen das Meer abdichten waren durch Teile, die wir für die Vermessung einfügen mussten, komplett zerstört worden. Der Wassereintritt hielt sich in Grenzen, bis Kapstadt hätten wir jedoch nicht segeln können.

Am Weg zur Insel Tabarca fühlten wir wieder die Kraft unseres Bootes. Bei 120 Grad wahrem Windwinkel holten wir sichtbar auf, und waren zuversichtlich rasch Plätze gutmachen zu können. Der Wind raumte und unser Geschwindigkeitsvorteil verschwand wieder. Zwei Halsen bei Tabarca, den A4 Spi vorbereitet, gesetzt und schon hoben wir bei Wind bis 28kn fast ab und schossen mit 25kn durch die Wellen. Die Flotte segelte einen höheren Kurs und wir sahen die anderen Schiffe in Luv nach achtern auswandern. Wir fühlten uns großartig, es war wildes Segeln, so wie Kosatka und wir es mögen. Im Ueberschwang waren wir auch bereit Cabo de Palos mit dem A4 zu nehmen, nur der 500qm grosse A4 nahms uns recht übel, dass wir ihm zumuteten bei 28kn Wind anzuluven und teilte sich in zwei grosse Stücke, ein oberes am Masttop und ein unteres knapp über dem Wasser. Unerklärlicherweise gelang es uns den Spi verlustfrei zu bergen.
Jeremy und Ben nahmen das Segel sofort in Arbeit und belegten den gesamten Innenraum. Die Nähmaschine wurde über der Motorabdeckung aufgebaut, es wurde geschnitten, geklebt und genäht, etwa 20 Meter lang. Als wir das Segel wieder setzten, war der Schaden nicht mehr festzustellen, wir nenne es nun A4A Version Jeremy und Ben.
Unser Ram Boot ist inzwischen repariert und hat mehrere Entwicklungsstufen durchgemacht. Stufe eins war ein Cuben Fibre Zylinder von Mike. Dieser hat ein paar Stunden gehalten, seine Besonderheit waren Bundfalten und er wurde in den Zylinderraum geschtülpt um nicht wieder aufgefressen zu werden. Richtig dicht war er nie und abgefallen ist er auch. Die nächste Version war Nicks Kegelschnitt. Trotz mehrerer Versuche und Hilfe von Cam scheiterte das Team am zu starken und bockigen Material. Die Lösung kam im Konzept von Stig, der Vorschlug, Mark’s Tasche zu opfern und aus dem LKW Planenmaterial einen zu nähen und mit Sikaflex die Naht abzudichten. Umsetzung erfolgte unter der Leitung von Nick, gemeinsam mit Cam und Mike. Inzwischen halten die neuen Ram Boots schon gute 24 Stunden. Weitere Beiträge waren abgesägte Krüecken von Mike und die Meldung von mir an die Vermesser, dass wir den Begrenzungsring, den sie unbedingt wollten herausschneiden mußten.
Bordroutine hat sich jetzt durchgesetzt. Neben dem aufmerksamen Segeln, haupsächlich Aufgabe der Wache hat jeder weitere Aufgaben zu erledigen. Jeremy repariert einen aufgerissenen Segelsack, Nick den angeschlagenen Antenneträger, Wouter und ich die Satcomanlage. Es wird regelmäßig gekocht und abgewaschen, Zähnegeputzt und Körperhygiene betrieben. Unsere kleine Welt baut sich auf vor dem Hintergrund des weiten Atlantiks. Die Leichtwindphase tut uns wirklich gut.
Wir sind im Moment zufrieden mit unserer Position, im Kontakt mit dem Feld liegen wir etwas im Westen und erwarten, dass hier auch der erste neue Wind einsetzt. Das kann uns wieder ein paar Meilen geben. Auch wenn Ericsson am Anfang des Rennens sich absetzen konnte, scheinen sie im Moment nicht unverwundbar zu sein.
Eben hat Wind eingesetzt und wir hoffen, dass dieser den Rest der Flotte noch nicht erreicht hat. Wir sind etwa 20nm im Nordwesten der anderen und segeln jetzt mit 12,5kn unter vollem Groß, C3Spi und Stagsegel im Beginn des Passats dahin. Das Wasser ist noch flach, das Boot trocken und die Bewegungen angenehm, schöner kann Segeln nicht sein.
Habe heute Vormittag damit verbracht die Kommunikationselektronik auf Vordermann zu bringen. Soweit ich weiß, sind wir nun die Einzigen, bei denen alles funktioniert. Werden bald auch Videos und Photos schicken koennen.
Position: 34,25.93N , 9,26.99W
Speed: 11 knots, Course: 222 deg
Grüsse
Andreas

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Unglaublich, das Rennen spitzt sich am Ende noch einmal zu. Wir haben Green Dragon seit gestern Abend in Sichtweite, kurz vor Sonnenuntergang habe ich sie am Horizont entdeckt, ein kleiner, kaum erkennbarer goldener Fleck. In der Nacht kamen wir näher, verloren dann aber wieder ein paar Meilen. Am Morgen entdeckt Mikey sie zwischen den Schiffen, die vor Kuala Lumpur auf Reede liegen, eine schlanke Segelpyramide, ohne viel Krängung, während wir guten Druck im Code 0 haben. Da waren der Drache sieben Meilen vor dem Orca. Inzwischen hat sich der Vorsprung auf 4 Meilen reduziert, wir sind auf der Jagd, um auf den letzten 130 Meilen noch Punkte gutzumachen. Die Mannschaft um Ian Walker gehören zu den Besten im Feld, umso schärfer sind wir darauf, sie noch zu überholen. Der Schiffsverkehr ist wirklich unglaublich dicht, das Klima sensationell, scheint ein guter Platz zum Überwintern zu sein, wenn man den Schnee und die Kälte nicht so mag. Bin optimistisch am 24. in Österreich zu sein und mit meiner Familie Weihnachten zu feiern. Grüße Andreas









 

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Inzwischen sind wir in die Straße von Malakka eingelaufen, haben das „Scoring Gate“ als Siebente passiert und arbeiten daran, Green Dragon und Telefonica Black anzugreifen. Um das Nordkap von Sumatra hat der Wind mehrere Male gedreht, wir haben die Dreher mitgenommen. Zweimal hatten wir Kosatka zum Wenden bereit gemacht, das heißt alle Segel an Deck nach Lee verfrachten und innen die Ausrüstung ebenso, insgesamt 15 Minuten Arbeit für alle, als der Wind wieder geraumt hatte und wir doch nicht wendeten. Da nach weiteren 15 Minuten der Wind nicht wieder geschralt hatte, räumten wir alles wieder nach Luv, also gegen die Schwerkraft, was ungefähr 25 Minuten dauert. Immer noch besser, als zweimal gegen den Dreher zu wenden, auch wenn es nur anstrengende Beschäftigungstherapie ist. Wir haben auch versucht, eine etwas aggressivere Linie zu segeln als die beiden vor uns. Offensichtlich sind beide sehr aufeinander konzentriert, Green Dragon weiß, dass sie bei Leichtwind keine Chance gegen Telefonica Black haben, da sie nur einen schweren Spi und eine schweren C3 an Bord haben und daher in den nächsten 24 Stunden überholen und einen Vorsprung heraussegeln müssen. Telefonica ist bedacht, zwischen Green Dragon und Singapur zu bleiben und keinen Hebel zu erlauben. Wir versuchen das auszunutzen und in kleinen Schritten weiter näher zu kommen. Wir haben für die Leichtwinde später in der Straße einen A1 Spi, der uns schon nach dem Start auf den zweiten Platz gebracht hat, eventuell reicht er um zwei Plätze gutzumachen. Der Wille ist da, das Herz dazu auch. Je nachdem auf welchem Schlag wir gerade sind (Streck- oder Holebug), zeigt der dreistündliche Positionsreport einen Gewinn oder Verlust, abgerechnet wird, wenn wir auf direkten Kurs gehen.









 

In der Straße von Malakka

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