Bodensee ohne Barrieren
Rollstuhlfahrer macht in Langenargen den Segelschein
Rund 70.000 Bodenseeschifferpatente sind bei den Behörden registriert. Eines davon besitzt der 66-jährige Winfried Renner. Seit 31 Jahren ist der Friedrichshafener querschnittsgelähmt und sitzt im Rollstuhl. Jetzt hat er sich einen Lebenstraum erfüllt und den Segelschein gemacht.
Wer das Bodensee-Schifferpatent machen will, braucht zwar ein ärztliches Zeugnis, das ihm die körperliche und geistige Befähigung zum Führen eines Schiffes attestiert, aber eine Behinderung muss nicht unbedingt ein Hindernis für die Zulassung zur Prüfung sein, sagt der Chef des Schiffahrtsamtes, Ludwig Gebhard. Renner fährt schließlich auch Auto und ist in mancher Hinsicht fitter und beweglicher als mancher Altersgenosse.
Die Anregung für das neue Hobby kam aus der Familie: "Meine Kinder haben mich darauf gebracht", sagt der 66-Jährige. "Wie wär"s, wenn wir den Segelschein zusammen machen", habe ihn sein 38-jähriger Sohn gefragt. Die Suche nach einer Segelschule erwies sie allerdings als ziemlich schwierig. Bei den ersten zwei Anfragen habe er einen Korb bekommen, sagt Renner. Die Schulen hätten sich"s nicht zugetraut, einem Rollstuhlfahrer segeln beizubringen. Doch der 66-Jährige ließ nicht locker. Er suchte seine Chance und bekam sie bei Gunnar Müller, Geschäftsführer von "Das Boot" im Yachthafen von Langenargen. Praxis und Theorie bestand er auf Anhieb und souverän.
Ein Schiff will sich Winfried Renner nicht zulegen. Aber ab und zu ein Boot chartern und mit seiner Frau oder seinen Kindern Segeln gehen, das werde er bestimmt machen. Allein darf er"s nicht, das steht als einzige Einschränkung im Schifferpatent. "Aber allein macht das Segeln ohnehin keinen Spaß", meint Winfried Renner.