Das Boot des Pharaos
In einem Grab der Cheopspyramide wurde ein 4.600 Jahre altes Schiff gefunden
Es war wie ein Bausatz in 1.224 Einzelteile zerlegt, und nachdem man es konserviert und zusammengesetzt hatte, entstand ein riesiges 43,4 Meter langes und 5,9 breites Schiff mit einer Verdrängung von rund 40 Tonnen. Die Planken waren auf Stoss aneinandergesetzt, miteinander verzapft und mit Stricken, die durch vorgebohrte Löcher geführt wurden, zusammengebunden. Nägel standen damals nicht zur Verfügung.
Die Technik des Planken-Zusammennähens ist aber deutlich älter als dieser Fund. Bereits in der Stein-Kupferzeit, die in das 5. vorchristliche Jahrtausend zurückreicht, fand man Modelle und Abbildungen von einfacheren Plankenbooten, die nur genäht sein konnten, wobei diese Methode war sowohl in Nordeuropa, in Ozeanien als auch in der arabischen Welt verbreitet war.
Vom dänischen Nationalmuseum etwa wurde das so genannte Hjortspringboot ausgegraben und später rekonstruiert. Dieses genähte Plankenboot mit Doppelsteven, 15,3 m Länge und ca. 50 cm Breite stammt aus dem 4. Jahrhundert v.Chr. und ähnelte in seinem Aussehen erstaunlicherweise vielen der teilweise auf das 8. vorchristliche Jahrhundert datierten skandinavischen Felsritzzeichnungen, die bislang als Darstellungen von Fellbooten angesehen wurden. Auch an den Flussmündungen Ost- und Südenglands fand man genähte Plankenboot mit einer Länge bis zu 15 Metern.
Die enorm leistungsfähigen ozeanischen und polynesischen Kanus, Ausleger- und Doppelrumpfboote, mit denen der pazifische Raum besiedelt worden war, waren ausschließlich zusammengenäht und zusammengebunden.
Die ersten genähten Plankenboote der arabischen Welt lassen sich in Mesopotamien auf das 3. vorchristliche Jahrtausend zurückverfolgen. Dieses Konstruktionsprinzip war so erfolgreich, dass noch Marco Polo zum Ende des 13. Jahrhunderts über zusammengenähte arabische Handelsschiffe vom persischen Golf berichten konnte. Und bis ins 16. Jahrhundert waren die arabischen Dhauen, die den indischen Ozean überquerten und bis nach China segelten, ohne Verwendung von Nägeln gebaut worden.
Die Zahl der regionalen und kulturellen Unterschiede bei den genähten Plankenbooten ist enorm. Das beginnt bereits beim Nähen selbst. Kreuzstich, Schrägstich, Schlingen und andere mehr seien hier nur genannt. Man kann die Nähte in den Planken versenken, sodass sie auf der Aussenhaut nicht zu sehen sind. Man kann die Planken einfach durchbohren, sodass die Nähte auch außen sichtbar werden.
Man kann die Planken auf Stoß aufeinandersetzen (kraweel), man kann sie aber auch überlappen lassen (klinker). Und man kann die überlappenden Planken von außen oder von innen ansetzen. Das rundsätzlich einfache Prinzip taucht also in zahllosen Variationen auf.