Salve, Lusoria!

In monatelanger Arbeit originalgetreu nachgebautes Römerschiff schwimmt im Rhein

Im Containerhafen in Wörth am Rhein ist vor Kurzem ein Römerschiff per Kran zu Wasser gelassen worden. Die Lusoria war in den vergangenen Monaten von einer Arbeitsgruppe zur Förderung von Kunst und Kultur originalgetreu nachgebaut worden. Als Vorbild für das etwa fünf Tonnen schwere Schiff dienten Funde von Römerschiffen, die während des 4. Jahrhunderts zur Überwachung der Wasserstraßen auf Rhein und Donau eingesetzt waren.

Mit einer Länge von 18 Metern, einer Breite von 2,80 Metern und einer Masthöhe von etwa 9 Metern entspricht das Schiff den Erbauern zufolge nach derzeitigem Forschungsstand dem historischen Original der Navis Lusoria, die trotz des hohen Gewichtes zur Kategorie der kleinen und äußerst mobilen Militärschiffe der spätrömischen Flussflotte gehörten. Mit dem Schiff sollen wissenschaftliche Experimente unternommen werden, in denen es beispielsweise um die Wendigkeit der Lusoria und somit auch um die Einsatzstrategie der römischen Truppen auf den Grenzflüssen gehen soll.

Und was bringt einen im 21. Jahrhundert dazu, in mühsamer Kleinarbeit ein Verkehrsmittel der Spätantike nachzubauen? In der Region verläuft eine alte Römerstraße, die der Kreis Germersheim touristisch vermarktet. Auch gibt es viele Funde aus jener Zeit. Der bedeutendste ist der 700 Kilo schwere Hortfund von Neupotz – ein aus Münzen, Werkzeug und Waffen bestehender Schatz, der vor 25 Jahren im Altrhein entdeckt wurde.
Beim Bau der Lusoria orientierte man sich an den Überresten von Römerschiffen, die in den 80er Jahren in Mainz entdeckt worden waren. Das Boot sollte Platz für 27 Menschen bieten, darunter 24 Ruderer. Das waren Soldaten, die notfalls auch kämpfen mussten – eine Art Wasserschutzpolizei der Spätantike.

Beim Bau achtete man sehr auf Authentizität: Unter Anleitung eines Bootsbaumeisters wurden Eichenplanken auf Eichenspanten genagelt – ein Germersheimer Kunstschmied hatte dafür mehr als 3000 Eisennägel angefertigt. Besonders schwierig war das Annageln im unteren Bereich des Hecks, wo sich eine der Planken auf drei Metern um 70 Grad dreht. Die Nägel wurden durch vorgebohrte Löcher geschlagen, umgelegt und wieder zurückgeschlagen, eine heute nicht mehr gebräuchliche Technik, die man „Vernähen“nennt.

Anfang Mai soll das Schiff erstmals auf eine längere Testfahrt auf dem Rhein gehen.

Interessant? Hier gibt es ein Video zu den Bauarbeiten:

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