Katamarane. Die private August-Bilanz von Judith Duller-Mayrhofer
Cote d’Azur. Unterwegs mit fünf Freundinnen auf einem 45-Fuß-Katamaran, Skipper und Köchin inklusive. Man gönnt sich ja sonst nichts. Im Revier der Reichen bleibt uns der Mund offen stehen, die Buchten sind überfüllt mit Edelyachten aller Art, Hubschrauber am Dach scheint das Accessoire des Jahres zu sein. Krise? Welche Krise? Die Mädels lassen sich anstecken und erwerben beim Power-Shoppen Bademode im Wert eines Gebrauchtwagens. Die auffällig lange Linie der an der Reling aushängenden guten Stücke ruft in der Baie de Port Man prompt die Obrigkeit auf den Plan. Eine uniformierte Truppe kommt an Bord um nach dem Rechten zu sehen; könnte sich ja um Mädchenhandel handeln. Angesichts des Durchschnittsalters unserer Crew scheint der Verdacht aber im Nu verflogen, was bleibt ist eine Begutachtung der Pässe und augenzwinkernder, französischer Charme. Wenn schon Kontrolle, dann in Frankreich.
Montenegro. Unterwegs mit der Familie, wieder auf einem 45-Fuß-Katamaran. Waren wir damit an der Côte ein geradezu lächerlich kleiner Kahn, sind wir hier bestaunter Luxus, begeisterte Menschen lassen sich vor unserem Schiff fotografieren. Andere Welt, andere Vergnügungen, der Kontrast könnte größer nicht sein. Keine schicken Restaurants, dafür fang\u00ACfrischer Wolfsbarsch beim (laut Eigendefinition) „best fisher in the Adriatic Sea“ in Bigova, statt der Kreditkarte glüht nur die Sonne, die Ankerplätze gehören uns alleine und sind traumhaft ruhig – sofern man sich von den überfüllten, dauerbeschallten Touristenstränden in Bar und Ulcinj fern hält. Und die sonntägliche Konsul\u00ACtation der Spitalsambulanz (Kind hat grässliche Ohrenschmerzen) kostet inklusive dreierlei Medikamente 12 Euro. Wenn schon krank, dann in Montenegro.