Adagio 515 Europa
Auf großer Fahrt. Ein französisch-chinesischer Trawler und die Entdeckung der Langsamkeit
Trawler sind die Individualisten unter den Yachten und können ihre Abstammung von Lotsen- und Schleppnetzfischern nicht verheimlichen. Die geradlinige, kantige Optik und das bisserl üppige Erscheinungsbild sind kein Fall für Liebhaber schneller, schicker Yachten in italienischem Stil. Gerade diese äußere Zurückhaltung gepaart mit Purismus in Sachen Speed zieht jedoch in Zeiten hoher Spritpreise und enormer Geschwindigkeit im Arbeitsleben immer mehr Yachties in ihren Bann: Mit acht oder zehn Knoten Speed und 20 Litern Sprit pro Stunde kommt man entschleunigter durch den Urlaub als mit einem durstigen Sportcruiser. Durch große Tankkapazitäten und gute Seegängigkeit erschließen sich außerdem rasch Reviere, in denen man keine konventionellen Yachten mehr antrifft. Und noch eine Zielgruppe haben Trawler im Visier: Segler, denen das Segeln zu beschwerlich geworden ist, die aber mit einem Umstieg auf eine konventionelle Motoryacht nichts anfangen können.
Französin made in China
In Straßburg, dort wo jeweils ein Rhein-Ufer zu Frankreich bzw. Deutschland gehört, ist die Wiege der hierzulande noch unbekannten Trawler-Marke Adagio. Hinter Adagio Yachts steht die 1966 gegründete Straßburger Firma Koejac Yachting, heute ein Sechs-Mann-Betrieb, der bis 1985 Frachtschiffe baute und dann auf die Freizeitschifffahrt umsattelte. 2005 gründeten Alain und Guy Jacob die Marke Adagio, im Jänner 2006 stellte man erstmals auf der Boot Düsseldorf aus und verkauft seither handverlesen an internationales Publikum. Übrigens auch hierzulande, denn mit Offshore Boote hat man kürzlich einen Partner gefunden, der in Yachthandel, Charter und auch mit Trawlern langjährige Erfahrung besitzt.
Gebaut wird im chinesischen Fuzhou, einer „Kleinstadt“ mit fast 6,4 Millionen Einwohnern gleich gegenüber von Taiwan. Die Werft wurde 1992 gegründet und baute für unterschiedliche Marken, in den letzten Jahren jedoch nur mehr Adagio-Yachten. Zu Beginn startete Adagio mit einer Hand voll bestehender Rumpfschalen, die heute noch für Teile der Sundeck-Reihe verwendet wird. Die Europa-Reihe, darunter die getestete 51,5 Europa, ist jedoch eine komplette Neuentwicklung, wirkt entsprechend zeitgemäß und modern.
Wie man als französische Werft mit dem landläufig nicht unbedingt positiv besetzten Label „Made in China“ zurechtkommt?
Den kompletten Artikel finden Sie in Ausgabe 1/2012.