Stell dir vor es gibt Wind, und keiner weiß woher!

Schon wieder gab's am Wochenende die weiße Fahne für die durchfallfreie A-Schein Gruppe in der celox Segelschule am Traunsee :-) Doch der Weg dahin ist wohl für einen Segellehrer genauso lang wie für die Schüler selbst.

Begonnen hat der vorerst windlose Samstag am Traunsee mit einem Theorievortrag und einer auflockernden Prüfungsfragen-Runde wo sich erste Gedächtnislücken bei Begriffen wie Löffelbug, Ketchtakelung und den Namen der Spierenfamilie zeigten. Nicht so schlimm, Segler-Latein ist mit Sicherheit schwieriger zu lernen als eine der lebenden Fremdsprachen in der Europäischen Union. So sehen das auch die begnadetsten Segelschüler unter der Gmundner Sonne und kamen mit allerlei kreativen Ideen doch an die richtigen Antworten heran. Das wäre mal geschafft, vor dem Theorieteil muss ich mich als Segellehrer am wenigsten fürchten ...

Der Gang zum Lebensmittelmarkt zu High-Noon war die letzte Tankstelle vor dem Praxis-Nachmittag wobei in manch einer Wurstsemmel vermutlich nicht nur Bio-Wurst drinnen war. Die Auswirkung von eventuell gentechnisch veränderten Essiggurken zeigten sich nämlich bereits kurz nach dem Ablegen als ich als Segellehrer zum ersten mal lautstark einschreiten musste. Nach dem schwungvollen Seitenwechsel des doch einigermaßen langen Großbaumes des SB20 merkte ich kurz an, dass ich wohl die "andere" Wende meinte. Bei den Worten "Ja ... Tschuldigung ..." wollte der Baum aber wieder auf die andere Seite retour und Patenthalse Nummero zwei trieb mir die ersten Schweißperlen auf die Stirn.

Ich zog die Notbremse und ließ die SB20 hinter dem Segelschul-Motorboot herfahren um zumindest gefahrlos aus der seichten Uferzone zu kommen. Grundberührung hatten wir bis dahin ja nur theoretisch besprochen und auf einen Praxistest wollte ich mich zu diesem Zeitpunkt noch nicht einlassen. Meine Frage in die Runde, woher den der Wind käme entlockte den Schützlingen ein müdes Lächeln und die Finger visierten zielsicher Landmarken von der alten Frauscher Werft über die Gmundner Brücke bis hin zum Toscana Park. Ich lächelte zurück und dachte an die bevorstehende Prüfung.

Nach kurzer Klärung der regionalen Wetterlage, die Essiggurken waren bis dahin verdaut, gestaltete sich der Nachmittag aber souverän, die Kommandos zum "Boje über Bord" Manöver waren bis in die Gmundner Altstadt zu hören und auch bei der abschließenden kleinen Regatta kam ungeahnte Trimm-Perfektion zum Vorschein bevor die Boje backbord bzw. dem anderen steuerbord gerundet war ...

Ich freute mich riesig als der Anruf noch am Sonntag aus der celox Segelschule kam und euphorisch berichtet wurde, dass wir fünf neue FB-Binnen-Skipper in die freie Wildbahn entlassen können - alle bestanden!

Wir gratulieren und wünschen euch viel Spaß am Wasser!
Christian