Analyse und Video

Liebe Seglerinnen, liebe Segler,
unser Partern Sailmon.com hat unser Video Material zusammengeschnitte und einen echt coolen Clip gemacht, besten Danke Richard. Hier gehts zum Video http://www.sailmon.com/?cat=23\u00A0, viel Spass mein Ansehen.

Inzwischen haben wir ein paar Analysen unserer Fahrt über den Atlantik gemacht:

Generelle Situation

Die „traditionelle“ Kolumbus Route wird von vielen Seglern mit der Erwartung verbunden, auf den Kanaren Segel zu setzen und Vorwind in die Karibik zu schaukeln. Das ist aber nur eine von vielen Möglichkeiten die knapp 3000 Meilen zu bewältigen, mit ziemlicher Sicherheit eine der langsamsten im Vergleich zu anderen Alternativen.

Ausgehend von einer 4 jährigen klimatologischen Studie (Jure Jerman, 2011) sehen wir die Verteilung der Kurse über einen großen Raum und einer Teilung des Großteils der Kurse am ersten Tag in einen W-WNW Ast und einen SSW Ast mit wenigen Kursen in der Mitte. Einige wenige Ausreisserkures führen bis 40 Nord, die sind als strategische Optionen vernachlässigbar, da die Wettervorhersagen für solche Extremschläge nicht ausreichend genau für einen Zeitraum länger als 180h vorliegen. Generell erkennen wir, dass es eine große Anzahl „schnellster“ Routen gibt und daher jede Menge Entscheidungen zu treffen sind. Es ist daher sehr unwahrscheinlich, auf dieser Route eine schnelle Überquerung ohne konsequneter Arbeit am Routing durchführen zu können.

Diese Kursverteilung rührt von zwei generellen Situationen her: Standard Situation eines Azoren Hochs (das sich natürlich im Laufe der Fahrt verändert) oder eben kein Azoren Hoch (Trade Wind Failure) und stattdessen Tiefdruckgebiete die das Wetter des südlichen Nordatlantiks bestimmen.

Vaquita in der ARC 2011

Die Class40 Yacht Vaquita erreichte einen neuen Rekord für Schiffe bis 60 Fuss auf einer Route, die um einige Stunden schneller war, als die theoretisch optimale Route mit den realen Wetterdaten (im Nachhinein gerechnet). In dieser Analyse betrachten wir die Entscheidungen während der Überfahrt, die dazu geführt hatten. Weiters müssen wir uns vor Augen halten, dass es sich dabei um eine interessante Tatsache handelt, diese jedoch nicht überbewertet werden darf, da auf der gewählten Route über lange Strecekn Gleitbedingungen mit verhältnismäßig wenig Welle herrschten und diese im Regelfall von den Polaren schlecht dargestellt werden. Das Schiff war ausserdem für die Fahrt optimiert, was in den Polaren jedoch nicht berücksichtigt worden war. Die Anpassung der Plaren erfolgte an Bord dadurch, dass die Skalierung der Polaren an die jeweilige Schiffsleistung angepasst wurden und mehrere abgestugfte Szenarien zur Entscheidungsunterstützung gerechnet wurden.

Der gesegelte Kurs (Vaquita Bugmann Martin Maier: Über Grund sind wir 3267nm gesegelt, was einem Schnitt von 268nm/d entspricht. Somit haben wir eine Durschnittsgeschwindigkeit von 11,15 Knoten erreicht.

Wir haben 4 Etmale über 300nm, wobei der 30.11.2011 mit 325 Seemeilen/d unser bestes Etmal (wir hatten sicher noch bessere, doch die LogFiles hab ich nur immer von Mitternacht bis Mitternacht des nächsten Tages angeschaut) war.)

Gesegelte Zeit: 12 Tage\u00A0 4 Stunden
Theoretisch schnellste Zeit: 12 Tage 8 Stunden

Im Vergleich dazu der thoretisch schnellste Kurs mit den tatsächlichen Wetterdaten (Situation 20. November 2011):

Vor dem Start hatte sich das Azorenhoch gut stabilisiert und der tatsächliche Kurs der ersten zwei Tage entspricht annähernd der Analyse, ebenso der Halsenzeitpunkt. Allerdings haben sich zu diesem Zeitpunkt die Vorhersagen für T+48 von Vorhersage zu Vorhersage stark verändert im Bezug auf ein Tiefdruckgebiet, da s sich einige hundert Meilen westlich entwickelte nach NE abziehen sollte. Dieses wäre für das weitere Wettergeschehen bestimmend gewesen. An Bord wurden Halsenzeitpunkt und Halsenort gewählt um mehrere Möglichkeiten der Wetterentwicklung abzusichern und „in der Mitte zu bleiben“. Nach der Halse war für etwa 24 Stunden die Iridium Verbindung\u00A0 so\u00A0 schwach, dass keine neuen Wetterdaten geladen werden konnten. Währenddessen drehte der Wind nach rechts was es ermöglichte direkt Richtung Ziel (St. Lucia) zu segeln. So erfreulich diese Veränderung war, bedeutete sie jedoch eine Entwicklung des Wetters, die nicht vorhergesagt war und die unbedingt analysiert werden musste. Als es gelang ein neues grib file zu laden zeigte sich folgende Situation:

Die Routingananalyse mit T+192h Vorhersagen favorisierte ein Umfahren des Flautengebietes im Norden. Weitere Analysen ergaben, dass die theoretisch schnellste „Nordroute“ um sieben Stunden schneller wäre als die\u00A0 schnellste „Südroute“.

Pro Nordroute: kürzere Strecke, bessere Windwinkel

Contra Nordroute: lange Strecken mit wenig Wind, mögliche (hartnäckige) Flautengebiete.

Pro Südroute: zuverlässiger Passat, gute Windgeschwindigkeit für Gleitbedingungen

Contra Südroute: etwa 300nm länger, schlechte (da tiefe) Windwinkel

Weitere Faktoren, die in die Entscheidung einflossen: Vorhersage der Situation sobald sie sich dynamisch entwickelte schlecht. Details die auf thermische Entwicklung zurückgehen unzuverlässig.

Entscheidung: Insegesamt wogen die Vorteile der Nordroute das hohe Risiko nicht auf, während die Südroute zuverlässiger erschien -> Südroute.

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Die Abfolge des Wetterverlaufs:

Die windlose Zone erweiterte sich nach Norden und war vermutlich auch zu „optimistisch“ in Vorhersage wie auch in der Synopsis. Ziemlich sicher wäre die Yacht auf der Nordroute hinter der Vorhersage geblieben, während sie auf der Südroute schneller segeln konnte als vorhergesagt.

Entgegen den Vorhersagen hatte sich das Flautengebiet vergrößert und es ist stark anzuzweifeln, ob eine Yacht aufgrund der Vorhersagen den Slalom durch zwischen den Flautengebieten geschafft hätte. Auf der gewählten Route segelte die Yacht in 15-20kn Wind.

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Erst am 29. November stabilisierte sich die Sitaution im Norden. Die Windwinkel waren besser als im Süden, allerdings wurde der Passat im Süden stärker als 48 Stunden zuvor vorhergesagt, wodurch die erreichten Etmale auf etwa 1000nm in 3 Tagen stiegen. Mittels Routing Software und regelmäßigen Wetterupdates wurden die stärksten Windzonen genutzt.

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