Noch 728 Meilen

Shipping News:
Jede Menge Verkehr hier in der Gegend, Fischerboote und Frachter zum matchen. Heute wieder A5 gesetzt, ist grenzwertig fuer den A2 und den will ich eher noch aufheben. Konnten den Abstand nach Vorne verkuerzen, schwer zu sagen, wie viel Windkomponente dabei ist. Auf jeden Fall hat uns die schwarze Wolke gut unter den Kurs von Picoty und Geodis geschoben, wodurch wir einige Meilen gewonnen hatten.
Inzwischen lege ich auch mehr Augenmerk darauf, das Schiff in einem Stueck zu halten. Wenig Bruch macht mich auch argwoehnisch, es koennte ja sein, dass ich kritische Dinge uebersehen habe. Heute Riggkontrolle mit Fernglas, noch immer etwas rauh um in den Mast zu gehen.
Hatten auch einen Autopilot Ausfall heute, konnte den Alternativpiloten umprogrammieren, der faehrt jetzt gut. Muss vorerst nur noch 728 Meilen halten!

Hope's Abenteuer (und Hopes Sichtweise!):
Wow, was fuer ein Abenteuer hatte ich da. Alleine die Erfahrung, dass es da eine Welt ausserhalb des Segelbootes Vaquita gibt.
Der Andreas (inzwischen weiss ich dass er so heisst) und der Christof (Herr Skipper, so will er angesprochen werden), sehen das nicht so entspannt (eh klar, die sind halt unentspannt), aber fuer mich wars uuur super. Naja, zumindest zeitweise, weil am Anfang hatte ich auch Angst.
Wie ihr wisst, musste ich mir ja mein Recht schwimmen zu gehen wieder einmal schwer erjammern und alle Tricks ausprobieren bis der Trick "trauriger Blick und lieb sein" funktioniert. Einmal im Wasser war alles Gut, jede Menge fliegender Fische, eine portugiesische Galeere, Seevoegel die neben mir ins Wasser schossen. Wahnsinn. Weg war all das geschlage von diesen doofen Segeln und das hektische Getue der beiden. Warum die nicht einfach den Zusammenhang zwischen Wind und Boot faehrt verstehen. Kein Wind - kein Boot faehrt.
So zog ich meine Kreise um das Boot und den Kiel, versuchte mit dem Delfin der sich unten am Kiel anhaelt zu spielen, aber der ingorierte mich einfach und begann wegzuschwimmen. Ich hinterher und er wurde immer schneller, bis ich nicht mehr konnte und auch Luft holen musste. Und dann sah ich, dass ploetzlich total viel Wind war und nicht nur der Delfin am Kiel schnell schwamm, sondern der hatte das ganze Boot mitgenommen. An Deck sah ich noch Andreas herumspringen wie are grosse Dinge schleppte und von einem Eck ins andere sprang, aber keine Anstalten machte zu mir zurueckzukommen.
"Na dann eben nicht", dachte ich mir und blieb einmal dort wo ich mich schon auskannte.
Vor der Abfahrt hatte mir Ruth gesagt, dass ich eigentlich in die Bahia California gehoere und dort auch irgendwann him muss um unsere Population zu vergroessern. Also warum nicht gleich jetzt dorthin. Kurz spaeter kamen Thunfische vorbei, "kennt ihr den Weg zur Sea of Cortez?" "Nein, noch nie gehoert, aber du kannst zum Heringfang mitkommen", antworteten sie. Hering, vielleicht auch noch Brathering, nein danke. Pottwale boten mir an nach Kraken zu tauchen und zum Ross Eis mitzukommen, Fliegende Fische flogen immer davon, wenn ich sie fragen wollte und die Seevoegel lachten nur. Jetzt sass ich ganz schoen in der Patsche.
Es wurde finster, und ich war mir nicht mehr sicher in welche Richtung ich schwimmen sollte. Fragen tauchten auf, wie, "Kann ich hier schlafen?", "frisst mich ein Hai?", Hai, Panik, weg von hier, aber wohin, ein Hai hat mich sicher schon geortet, nicht mehr ins Wasser pinkeln.....und da war schon ein Schatten, und noch einer und gleich noch ein paar. Also nichts wie weg, irgendwohin. Also schwamm ich was ich konnte, aber die Schatten konnten das auch, ich sprang aus dem Wasser um dem Schatten zu entkommen und der Schatten sprang auch. Bis ich es hoerte, ja ich hatte es eigentlich ueberhoert, da war auch ein piepsen, das so aehnlich klang wie meines. Ich verstand nicht alles, aber die Worte, "aehnlich wie wir", "wohin so eilig", "eventuell was sagen" verstand ich, es musste eine Walsprache und keine Haisprache sein. Hechelnd piepste ich heraus, "wer seid ihr, was wollt ihr" und es kam diesmal verstaendlicher zurueck "South Atlantic Dolphin Patrol, sofort anhalten!". Einmal aufgehoert zu schwimmen, war ich sofort eingekreist und einer, der offensichtlich das Sagen hatte fragte mich ob ich eventuell Hope waere. Na da war ich aber sprachlos und fragte: "Bin ich schon so beruehmt?" "Nein, aber so hopeless. WDC hat den halben Atlantik wegen dir in Aufruhr versetzt. Wo ist dein Schiff?" Das klang einmal nicht so begeistert, aber immerhin ein Hoffnungsschimmer. Als ich gestand keine Ahnung zu haben, wo Vaquita war, berieten die sich kurz in einem Dialekt den ich nicht verstand. Dann sollte ich mitkommen mit einer Technik die sie Wasserschattenschimmen nannten. Ich musste kurz hinter der Rueckenflosse des Hauptdelfins schwimmen und wurde da richtig mitgezogen. Und dann ging die Post ab, so schnell war ich noch nie unterwegs. Nach ein paar Stunden durch den Ozean rasen, stiess ein weiterer Delfin zu unserer Gruppe und meldete, er habe das Schiff gefunden, eine halbe Stunde noch. Mein Herz schlug hoeher, inzwischen vermisste ich meine beiden Segler schon. Dann tatsaechlich tauchte der Delfin am Kiel vor uns auf, wir tauchten auf, oh Schreck, es war nicht mein Schiff, nur so aehnlich, keine Vaquita, das Schiff war bunt und es stand ERDF drauf, was immer das auch heissen soll. Delfin Patrol Chef liess nicht mehr mit sich verhandeln, vereinbarte mit der Crew von ERDF die Uebergabe und schon landete ich durch einen Schubs mit der Schwanzflosse des Oberdelfins an Deck. Nicht einmal auf Wiedersehen durfte ich sagen, komisch diese Delfine.
An Bord fragte ich sofort, ob sie mich zu Vaquita bringen wuerden, aber die verstanden mich nicht denn sie sprachen nur eine Sprache die ich wieder nicht kannte. Mit Haenden und Flossen versuchten wir klarzukommen, aber sie deuteten nur nach hinten, lachten und schuettelten die Koepfe. Bis sich einer nochmals unglaeubig umdrehte und auf einen weissen Punkt am Horizont zeigte. Wie auf Vaquita auch wurden dann alle furchtbar nervoes, springen an Deck herum, ziehen hektisch an Stricken und ich hab wider einmal keine Ahnung was passiert. Bald erkannte ich es auch, Vaquita flog von hinten heran und die Burschen hatten Angst vor ihr. Keine Erklaerung half, auch das Schotenziehen half nicht viel, dann Vaquita flog heran, Christof und Andreas mussten schon wissen, dass ich hier auf sie wartete. Eine Stunde spaeter war mein Boot gleichauf, ich winkte den beiden Franzosen kurz mit der Flosse, sprang ins Wasser, schwamm die 50 Meter zu Vaquita und sprang an Deck. Der Empfang war, wie soll ich sagen....froh und erleichtert dass ich wieder da war, ernuechternd aber da die nicht wegen mir so schnell gesegelt waren sondern wegen der Franzosen (die hatten weder Kaese noch Wein an Bord, also wozu?) und tadelnd wegen der ganzen Aktion von mir (so nannten sie es).
Viel Zeit hatten sie nicht, wollten meine Geschichte auch gar nicht hoeren sondern nur, ratet einmal.....segeln, segeln, segeln.... Andreas am Steuer, Christof an einem Strick und wir rauschten davon, bis ERDF bald nur mehr ein kleiner Punkt am Horizont war.
Nachspiel: Ich darf nur mehr im Cockpit schwimmen und bekomme nur mehr stinkenden fliegenden Fisch zu essen :-(

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