Live-Kommentar vom ARC

Andreas Hanakamp und Nico Delle-Karth erzählen vom wilden Ritt über den Atlantik

Mehr zum Thema: Atlantic Rally for Cruisers

Delle-Karth hat das große Los gezogen und darf den Bug trocken legen

Danach gibt es zur Belohnung feinen Kaiserschmarren. Hmmmmm

Freitag, 30. 11.2012

Bericht von Andreas Hanakamp:
In Fuehrung
Mit dem 1600z report haben wir erfahren dass wir in Fuehrung liegen, jetzt jagt Vaquita nicht sonder wird gejagt.
Gerade eine Regenboe abgewettert, sehr viel Druck, A6, Stagsegel und ein Reff und immer ueber 20kn. Die war aber erst nach 1600.
Die letzten Naechte waren wieder so besondere Vollmondnaechte, so wie besondere Naechte oft Vollmondnaechte sind, auf der ganzen Welt. Unter Gennaker dahinjagen auf einer Silberbahn, nie endende Surfs und wenn du das Ruder uebergibst, gehts einfach genauso weiter weil alle an Bord den gleichen Spass haben. Eine Gennakerschot ist schon durch an der Winsch, die zweite gerade in Arbeit, mit vieren kommen wir bis St. Lucia.
Gruesse aus dem High Surf Area,
Andreas

Samstag, 1. 12. 2012
Bericht von Nico Delle-Karth:
vom kaiserschmarren, aufblasenden schwimmwesten und gluehendem blankton

nunmal zum bisher geschehenem. die ersten tage und naechte auf der
vaquita
waren fuer mich sehr ereignis und leerreich. auch wenn ich schon
mehrmals
bei regatten in die nach gekommen bin war es fuer mich der absolute
wahnsinn und auch ein bischen beaengstigend das erste mal am vordeck
ein
segel zu wechseln oder mit gennaker bei 3okn wind ins nichts zu speeden
bis dich eine welle mal wieder runter holt vom gas... genau so eine
welle
hat mir auch eine kleine ueberraschung eingebracht. als von einer
kleine
wolke eine boe mit bis zu 36kn herauskam und ich gerade am steuer eine
welle absurfte, wurde der speed irgendwann so gross und der ausweg aus
der welle immer unmoeglicher. so detomierte ich ins wellental sodass
sich
eine 1m hohe wasserwand uebers deck schob und meine schwimmwese zum
aufblasen brachte. fuer mich was ganz neues und sehr ungewoehnlich
anfuehlendes.

als dann mal wieder meine 4h segelschicht aus war und ich eine pause
vor
mir hatte, wurde ich gefragt ob ich mich denn mit einem kaiserschmarren
staerken will! kaisrschmarren??? wieder was gelernt. aus diesen
unscheinbar wirkenden pulver packungen werden wahre hauben menus. also
pulver mit wasser anrueheren, pfanne her brei rein und braten. zuerst
mal
noch vorsihtig mit der menge in der annahme dass es ungeniesbar wird
und
ich nichts ueberlassen will. aber nach dem geschmacklichen highlight
dann
gleich vor lauter gier den rest in die pfanne und alles zum uebergehn
gebracht. dass putzen waer ja nicht das problem aber die zeit die du
putzt
schlaefst du nicht und das raecht sich in spaetestens 4 - 6h bei der
naechstn wachabloese.

das letzte was ich jetzt noch teilen moecht ist vielleicht fuer die
meistn
hochseesegler nichts beonderes fur mich wars ein absolutes highlight.
vor
einiger zeit hat mir ein freund der den atlantik ueberquerte erzaehlt
das
blankton durch das aufwuehlen einer fahrenden yacht zum gluehen
beginnen
kann und ich hatte das glueck dieses schauspiel gleich in der erstn
nacht
zu sehen. diese gluehen im weiswasser von boothat mich fasziniert. die
naturschauspiele hierdraussen im nirgendwo sin einfach gigantisch. ob
es
die riesigen wellen sind. die drei waale die neben uns gesprungen und
geschwommen sind oder der delphinschwarm der mit dervaquita gespielt
hat.
man muss nicht 39000m in die luft steigen sondern nur den atlantik
ueberqueren um zu erkennen wie klein man auf diesem planeten ist. I'm
going to St.Lucia now... :-)

Nachdem mich viele Freunde und Bekannte immer fragen: willst du nach

Olympia eigentlich mal Volvo Ocean Race segeln war fuer mich die ARC der

perfekte Test ob ich eine Leidenschaft fuers Hochseesegeln entwickeln
kann.

Fazit nach vier Tagen: Die Leidenschaft ist gross doch die Strapazen
auch

und das Segeln was ganz anderes als mit einer Jollen

Vor allem das Leben an Bord ist unglaublich. Ich selbst hab zwei Tage

gebraucht um ueberhaupt erst mal Appetitzu bekommen, doch dann muss man

auch erst ml lernen wie man kocht, welche Astronauten Nahrung man wie

zubereitet damit sie schmeckt und wo es trockenes plaetzen zum essen
gibt.

das mit dem trockenen is mittlerweile eh so gut wie erledigt. nach drei

tagen vor dem wind bei windspeed 20 - 30kn und boatspeed 15 - 20kn ist

sogut wie alles nass. es gibt noch zwei schlafplaetze die trocken an
deck

wird an sowieso durchgespuehlt.

Seglerisch ist es sehr anspruhsvoll da die die wellen sehr hoch sind und

ein schnelles sicheres segeln oft sehr schwieig machen. vor allem in der

nacht muss ich mich immer erst ein bischen eingewoehnen bevor ich mich

wohlfuehle. vor allem das nicht sehen der boeen macht es mir manchmal

mulmig.
bei tag allerdings battle ich mich gerad mit Udo (Moser) um den

persoelichen topspeed und ich liege mit 23.63 um 0.13kn vorne.

jetzt ist 6:04 am 29.11. und meine 4h schicht endet. das heisst fuer
mich

schlafen gehen damit ich in 4 bis 6h - je nach verhaeltnissene wieder
fit

nico out

Sonntag, 2. 12. 2012
Welch eine Erleichterung wenn der Wind einsetzt, heute Frueh Flauten- bis Leichtwindsegeln, jetzt endlich wieder Druck im Boot bei 15kn Wind, keiner weiss warum oder wie lang, Hauptsache Wind.
Berenice duerfte sich unbestaetigten Geruechten zufolge zwar wieder etwas vor uns geschoben haben, haben wir erwartet und ist uns momentan einigermassen egal. Wir glauben daran, dass die noerdliche Variante die bessere ist und wir in den naechsten Tagen die besseren Bedingungen erwarten koennen.
Mithilfe der Expedition Software habe rechne ich auch regelmaessig die moeglichen und erwarteten schnellsten Routen der Konkurrenz und das ergibt regelmaessig einen mehrstuendigen Zeitpolster zu unsere Gunsten. Ein sehr theoretisches Konzept, es hilft aber mit die Optionen besser zu verstehen.
Heute Morgen ist wieder einmal ein Gennaker Fall Schaekel gebrochen, noch dazu als ich mich gerade am Heck erleichterte. Erleichtern und Steuern geht zum Glueck gleichzeitig, sodass die Wache an Deck sich sofort dem Bergen des Gennakers aus dem Wasser widmen konnte. Fuer ein paar Minuten die leichte Genua gesetzt, Martin mit dem 7/8 Gennakerfall in den Mast gezogen (den Rest bis zum Top musste er klettern), Fall getauscht und den Gennaker wieder gesetzt. Inzwischen ist ein neuer Schaekel am besseren Fall und spaetestens beim naechsten Segelwechsel wird auch das Fall mitgewechselt.
Gestern einen wunderbaren Trockentag gehabt. Nachdem wir uns von dem netten kleinen tropischen Tief beschleunigen liessen war noch mehr nass als wir gedacht hatten, dass nass werden koennte. Knapp 40kn Windspitzen, dazu sintflutartiger Regen und hohe Bootsgeschwindigkeiten waren schnell und nass. Immerhin hatten wir danach ueber 70 Meilen auf Berenice.
Heute ist es erstmals heiss an Bord, in der Frueh waren noch duennes Fleece und lange Segelhose passend, jetzt schwitzen alle. Soweit ok bei 24 Grand Nord obwohl die Sonne noch lange nicht so hoch steht wie bei uns zu Sommersonnwende.
Inzwischen hat der Mond so weit abgenommen, dass einige Stunden vollkommen finster sind und der Sternenhimmel in der Dimension fuer Nico neu ist. Habe Bernhard Kotnig gebeten mir die Meridianpassagen von den sichtbaren Planeten zu schicken, Jupiter und Venus sind ohnehin nicht zu verwechseln. Merke, dass es eine Zeit her ist, dass ich mich mit astronomischer Navigation beschaeftigt habe und es jede Menge Spass macht, auf Fragen einzugehen, so zum Beispiel: "und wie bekomm ich da mit einem Sextant meinen Standort?" Wuerde gerne wieder einmal eine langsame Seereise ohne allzuviel technischem Schnickschnack in etwas entlegene Gegenden durchfuehern, am Besten mit Expeditionscharakter.
Gruesse von Bord
Andreas

Montag, 3. 12. 2012
Bericht Andras Hanakamp
Caption: Nach Tagen unglaublich nassen Segelns legen wir uns und Vaquita trocken. Nico hat das Los gezogen den Bug zu lenzen.
Udo Moser and Nico Delle Karth sail Vaquita into the night. A decicive
fase
for the outcome of the race lies ahead for the team on Vaquita. Who will
keep the breeze and not stop in calm? Vaquita or the southern fleet of
Berenice, Kid and Petrel.

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