Ablenkungsmanöver

Einfache Schutzmaßnahmen helfen, Blitzschäden an der Yacht zu reduzieren. Plus: Das richtige Verhalten bei Gewitter

Ablenkungsmanöver

Das Gute vorweg: Die Wahrscheinlichkeit, dass bei durchschnittlich 167 Blitzen pro Gewitter ausgerechnet das eigene Schiff getroffen wird, ist relativ gering. Mehr als die Hälfte der Blitzentladungen finden zwischen den Wolken statt und gehen nicht Richtung Erdoberfläche. Trifft es einen doch – wobei es meist reicht, wenn der Blitz in der Nähe einschlägt –, sind erhebliche (Folge-)Schäden bis zum Totalverlust der Yacht möglich. Es ist daher ratsam, entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
Ein Blitzeinschlag auf einer Segelyacht wird verursacht durch den Leitblitz, der vom Himmel kommt, sowie durch die Fangentladung, die sich vom Masttopp dem Leitblitz nähert. Die Energiemenge entlädt sich in Mikrosekunden und ist gewaltig – es können Ströme bis 100.000 Ampere (A) fließen. Nur zum Vergleich: Eine Ankerwinsch verbraucht etwa 100 A. Die eigentliche Entladung dauert wie gesagt nur Mikrosekunden, bei Restentladungen (Folgeblitzen) einige Millisekunden; das reicht aber, um enorme Sachschäden zu verursachen.

Der exponierteste Teil einer Segelyacht ist der Mast. In der Regel schlägt der Blitz in die Mastspitze ein, wobei es unerheblich ist, ob der Mast aus Aluminium, Holz oder Karbon besteht. Ist er aus elektrisch schlecht leitendem Holz, wird der Mast zersplittert, wenn es keinen Blitzstromableiter gibt.

Ein Rumpf aus Metall bildet, wie das Auto auch, einen Faradayschen Käfig, in dem die Crew vor Blitzschäden geschützt ist. Ähnliche Wirkung hat das stehende Gut aus Mast, Wanten und Stagen. Es bildet zwar keinen geschlossenen metallischen Raum, verhindert aber das Eindringen des Blitzes.

Ereignet sich ein Direkteinschlag eines in der Energiemenge durchschnittlichen Blitzes, fließt ein Entladungsstrom, der im Scheitelpunkt einige 100.000 Ampere betragen kann. Dieser Strom fließt in der Regel über den Mast und das stehende Gut zu Kiel, Ruderkoker oder Antriebswelle Richtung Wasser.

Welche Schäden können entstehen?


• Rigg: An der höchsten Stelle im Mast sind meist UKW-Antenne, Windgeber und Navigationsbeleuchtung montiert. In der Regel werden durch einen Blitzeinschlag die UKW-Antenne und der Windgeber vom Mast abgesprengt. Der Hauptblitzstrom wird dann über den Mast in Richtung Wasser abgeführt. Nicht selten glühen dabei Befestigungspunkte des Riggs durch und der Mast geht möglicherweise über Bord. Nach einem Blitzeinschlag muss in jedem Fall das komplette Rigg auf Ausglühungen, Materialabträge an Wanten und Verformungen geprüft werden, damit es nicht als Spätfolge zu einem Verlust des Riggs kommt. Schäden durch Überhitzung werden vermieden, wenn der Blitz einen kurzen Weg mit möglichst geringem elektrischen Widerstand zum Wasser findet. Dafür müssen der Mast und die Befestigungen der Wanten und Stagen zum Wasser „geerdet“ sein, anderenfalls bietet das stehende Gut auch keinen ausreichenden faradayschen Schutz (siehe dazu auch Seite xy – Kupferbänder)

• Wassereintritt: Was verhältnismäßig häufig vorkommt, sind herausgesprengte Borddurchlässe wie Lot-und Logge-Geber und Ventile für See- und Abwasser, über die meist ein Teil der Entladung Richtung Wasser führt. Durch die Überhitzung der Dichtringe von Borddurchlässen können undichte Stellen entstehen, die unter Umständen noch Tage nach dem Blitzeinschlag zum Sinken einer Yacht führen.

Die gesamte Story lesen Sie in der Yachtrevue 3/2021, am Kiosk ab 5. März!

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