Gewagt und gewonnen

Mini-Transat: Bei seiner zweiten Teilnahme an der weltweit größten Solo-Offshore-Regatta segelte der Oberösterreicher Christian Kargl auf den famosen 6. Platz.

Gewagt und gewonnen

Der Weltempfänger ist ein kleines, unscheinbares Radiogerät, das es erlaubt Kurzwellen zu empfangen. In den letzten Jahren hat es wegen der rasanten Verbreitung von Internet-Radio massiv an Bedeutung verloren, beim Mini Transat stellt es die einzige Verbindung zur Außenwelt dar. Die 4.050 Seemeilen lange Strecke, die in zwei Etappen von Frankreich in die Karibik führt, muss nämlich ohne moderne Kommunikationsmittel bewältigt werden. Computer, die für Wetterroutings verwendet werden können, sind ebenso verboten wie Satellitentelefone, Tablets oder Handys. Einmal am Tag erhalten die Ministen über Kurzwelle einen Wetterbericht für die nächsten 48 Stunden sowie die Distanz zum Ziel und die eigene Platzierung, aber keine Positionen.

Blöd also, wenn dieser Weltempfänger in einer Böe vom Kajütdach abhebt, über die Reling fliegt und im Atlantik versinkt. Noch blöder, wenn das bereits am zweiten Tag der insgesamt 2.700 Seemeilen langen Etappe von der Kanareninsel La Palma nach Guadeloupe passiert. "Das hat das Ganze schon schwieriger gemacht. Die taktischen Möglichkeiten schränken sich ohne Wetterdaten stark ein. Man kann nur schauen, was die anderen machen, die allerdings meist außer Funkreichweite sind, oder nach bestem Wissen und Gewissen blind ins Unbekannte segeln", kommentiert Christian Kargl sein Missgeschick trocken.

Nach einer Schrecksekunde hält der 44-Jährige, der 2005 als erster Österreicher am Mini Transat teilnahm, einfach konsequent an jenem Plan fest, den er schon vor der Abfahrt gemeinsam mit den Meteorologen Sebastian Wache und Jure Jerman ausgeheckt hat. Er nimmt nicht die eigentlich kürzere Nordroute, wo ein rund 100 Seemeilen breites Flautenloch lauert, sondern präferiert den Umweg über den Süden. Dort verspricht er sich für seinen Plattbug-Mini, der mehr Druck braucht als andere Serien-Minis, stärkere Passatwinde und eine bessere Raumschotsgeschwindigkeit. "Mit einem gewissen Grundspeed hat man mehr taktische Möglichkeiten und kann variieren, ob man sich mal weiter nördlich oder südlich hält", begründet er seine Entscheidung.

Kargl passiert die Kap Verden in einer Entfernung von 150 Meilen und fährt dann weiter Richtung Süden, während ein Großteil der Gegner im Norden bleibt. So zieht sich das Feld zeitweise in Nord-Süd-Richtung um mehr als 600 Meilen auseinander. Die südliche Route scheint sich zunächst nicht bezahlt zu machen, zwischenzeitlich liegt Kargl nur auf Rang 61; nur gut, dass er von dieser Platzierung mangels Weltempfänger nichts mitbekommt. Doch als die Konkurrenten auf der nördlichen Route immer mehr in den Einfluss der Flautenzone kommen, werden diese ausgebremst und Kargl, der inzwischen mit konstantem Druck zwischen 12 und 18 Knoten segelt, kann sich im Gesamtklassement wieder nach vorne schieben.

Am zehnten Tag kommt der Brite Piers Copham auf einem Proto in Funkreichweite. Er überbringt Kargl die freudige Nachricht, dass er sich im Moment auf Rang sechs befindet, und versorgt ihn mit aktuellen Wetterdaten. In Folge findet Kargl Anschluss zu einer Fünfer-Gruppe – eine willkommene Abwechslung, wenn man sich wieder über Funk austauschen kann – entscheidet aber, weiter an seine Route festzuhalten und halst wieder Richtung Süden.

Richtige Abzweigung

Nun geht es um die Wurst: Es gilt, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, um auf die Zielgerade Richtung Guadeloupe abzubiegen.

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