Burgund per Hausboot
Wein und Wasser. Hausboottörn durch regionale Schätze aus Küche und Keller
Hellgelb mit grünlichem Schimmer, kräftige Säure, trotzdem mild, mineralisches Bouquet. Soweit sind wir uns einig. Aber dann: Apfel? Heu? Honig? Holunderblüte? Schauen, riechen, den Chablis zuerst im Glas, dann im Mund kreisen lassen. Augen schließen und genießen. David, der die Verkostung in einer schwimmenden Bar in Auxerre mit ansteckender Leidenschaft leitet (siehe auch Kasten auf Seite ??), erzählt dazu über die Geschichte dieses Weines, der sortenrein aus der Chardonnay-Traube gekeltert und trocken ausgebaut wird. Zisterzienser-Mönche pflanzten im 11. Jahrhundert die Rebstöcke im Osten der Stadt, und zwar an jenen Kalksteinhängen, die als erste schneefrei waren. Gut beobachtet: Bis heute sind es diese sonnigen, begünstigten Lagen, die den Chablis höchster Qualität hervorbringen. Wir sind konsequent und kosten uns durch alle vier Kategorien, von Petit Chablis über Chablis und Premier Cru bis zu einem zwölf Jahre alten, anbetungswürdigen Grand Cru, während draußen die Yonne vorbeiplätschert. Auf der sind wir gestern angereist. Gemütlich schipperten wir dahin, bis sich nach einer Flussbiegung die mittelalterlich anmutende Kulisse von Auxerre auftat, dominiert von den Türmen der Kathedrale Saint Étienne und der Abtei Saint Germain.
Dieser Anblick, ebenso unerwartet wie beeindruckend, bestätigte einmal mehr: Der schönste Weg, sich einer Stadt zu nähern, führt über das Wasser. Und wer eine Region entspannt entdecken möchte, wählt am besten das Hausboot als Fortbewegungsmittel. Kein Stau, keine Baustellen, kein Stress auf unbekannten Straßen. Statt dessen ein schwimmendes Heim, gutmütig wie ein Ackergaul und dank Bugstrahlruder leicht zu lenken, eine Flusskarte ohne navigatorische Tücken und jede Menge frische Luft. Wirklich frische Luft, wenn man wie wir die Yonne und den mit ihr verflochtenen Canal du Nivernais entlang tuckert: Saftig grüne Wiesen, schattiger Auwald, ländliche Idylle. Leuchtendgelbe Rapsfelder, akkurat gereihte Zitterpappeln, wie von Van Gogh gemalt. Links ein Dörflein, rechts ein Kirchlein, dazwischen Enten, Schwäne und Reiher – wer da nicht auf Erholungsmodus schaltet, dem ist nirgendwo zu helfen.