Skeeta
Die ersten foilenden Serien-Skeetas werden demnächst nach Österreich ausgeliefert, wir durften ein Vorserienmodell im Sportcamp von Florian Raudaschl am Wolfgangsee testen
Foilen liegt im Trend, egal ob Surfbrett, Kiteboard, Jolle oder Kielboot, denn das lautlose Schweben über der Wasseroberfläche generiert einzigartige Erlebnisse. Ehe man diesen Zustand wirklich genießen kann, müssen allerdings einige Hürden überwunden werden. Und diese waren bis dato verhältnismäßig hoch: Die superwendige und schnelle Moth ist sehr anspruchsvoll zu segeln, die preiswertere Waszp etwas einfacher im Handling, aber ziemlich kippelig; beide sind daher für den normalen Breitensportler außer Reichweite.
Genau diese Zielgruppe soll nun mit der Skeeta angesprochen werden. Sie wurde von den australischen Konstrukteuren James und David French konzipiert, die sich während des Entwicklungsprozesses intensiv mit dem Chef der Firma Quantboats, Michael Aeppli, austauschten. Der Schweizer Foiling-Experte hat unter anderem das foilende Kielboot Quant 23 gebaut, das 2016 zur Yacht des Jahres in der Kategorie Spezialyachten gewählt wurde. Gemeinsames Merkmal von Quant 23 und Skeeta ist der Scow-Rumpf, ein altbekanntes Design, das wesentlich zur Alltagstauglichkeit der Skeeta beiträgt. So sorgt das im Vergleich zur Waszp hohe Volumen des Rumpfs für sehr viel Stabilität. Auf der Skeeta kann man sich wie in einem Laser bewegen und selbst wenn es aufgrund eines Strömungsabrisses zu einem Nose-Dive kommt, bleibt einem meist ein Vollbad erspart – dem hohen Auftrieb im Vorschiff sei Dank. Einziger Nachteil des Scow-Rumpfs ist der größere Widerstand beim Übergang in die Gleitphase, aber das dürfte zumindest die Einsteiger nicht wirklich stören.
Aufwendige Technik, einfaches Handling
Wer foilen will, muss Gewicht sparen. Daher gibt es einen Sandwich-Epoxy-Glasfaserrumpf, einen teilbaren Karbonmast sowie zahlreiche Karbonkomponenten; damit wiegt die Skeeta segelfertig knapp 44 kg. Die Wings werden via Bolzen fixiert, beim Vorserienmodell bestand die Ruderaufhängung aus einem Karbongestänge, das sich in der Praxis aber als zu filigran erwies. Die ab August erhältlichen Serienboote werden daher mit einer konventionell befestigten Ruderanlage ausgestattet sein. Ebenfalls verändert wird der Karbonmast, dem ein Salingpaar spendiert wurde.
Viel Hirnschmalz hat man in das einzigartige Niederholer-System investiert. Am U-förmigen Traveller ist nämlich nicht der Großschotblock, sondern der Niederholer-Schlitten montiert. Durch die gekrümmte Schiene entsteht eine Hebelwirkung, die automatisch Spannung am Achterliek erzeugt und dieses damit schließt – unerlässlich an der Kreuz, und zwar auch bei wenig Wind. Das Cunningham ist in dieses System integriert, wird also per Einleinensystem gemeinsam mit dem Niederholer bedient.
Das Foilingkonzept der Skeeta ist das Ergebnis langjähriger Entwicklungsarbeit und basiert auf einem Patent von Glide Free. Es handelt sich um ein Hebel-Gelenksystem mit einem frei schwebenden, in der Höhe justierbaren Fühler, der vertikal am Bug montiert wird und gerade eben die Wasseroberfläche berührt. Dieser sogenannte „Wand“ (englisch: Zauberstab) dient der automatischen Flughöhen-Kontrolle. Er verhindert einen negativen Anstellwinkel (Crahs-Prevention) und ermöglicht die Verringerung des Auftriebs bis hin zu null. Je weiter dieser Fühler mithilfe des ins Cockpit verlegten Streckers nach oben gezogen wird, desto geringer ist die Flughöhe. Je stärker er abgesenkt wird, desto höher fliegt man über der Wasseroberfläche. Im Extremfall, etwa wenn der Wind sehr stark zugelegt hat, kann man den Sensor soweit nach oben ziehen, dass die Skeeta gar nicht mehr ins Fliegen kommt.
Wahrheit am Wasser
„Falls du kenterst, nicht am Ausleger festhalten, sondern an der Großschot!“ Mit diesem Auftrag entließ mich Stefan Hess, seines Zeichens Segeltrainer und Skeeta-Importeur, bei acht Knoten Wind in die freie Wildbahn des Wolfgangsees. Während ich mich mit Boot vertraut machte – hohe Formstabilität und spürbar viel Auftrieb stimmten mich zuversichtlich –, rief ich mir die per Schnellkurs angeeigneten theoretischen Grundlagen ins Gedächtnis: An der Kreuz unbedingt mit Luvlage segeln, Segel dicht, aber nicht zu dicht nehmen, sonst reißt die Strömung ab, und im Foilmodus immer ganz genau auf die Fäden schauen. Das sollte zu schaffen sein. Dachte ich.