Wettkampftyp

Sieggewohnt. Bavaria gewinnt innerhalb von drei Jahren zum zweiten Mal mit einem Maurizio-Cossutti-Design den Titel Europas Fahrtenyacht des Jahres

Erfolgsformel. Maurizio Cossutti kombiniert einen breiten Rumpf mit reichlich Segelfläche und generiert so hohe Formstabilität, jede Menge Platz und gute Segelleistung

Erfolgsformel. Maurizio Cossutti kombiniert einen breiten Rumpf mit reichlich Segelfläche und generiert so hohe Formstabilität, jede Menge Platz und gute Segelleistung

Bavaria schwimmt auf der Erfolgswelle. Vor drei Jahren gewann man mit der Bavaria C42, dem ersten Modell der neuen C-Linie, den Titel Europas Yacht des Jahres in der Kategorie Fahrten­yachten. Das nächste Modell C38 schaffte es ins Finale dieser Wahl und heuer im Jänner wurde auf der boot in Düsseldorf die neue Bavaria C46 zur besten Fahrten­yacht Europas gekürt.

Alle drei Modelle stammen vom italienischen Konstrukteur Maurizio Cossutti, der das scheinbar Unvereinbare vereinte und jeweils eine vergleichsweise breite Yacht mit ausgezeichneten Segeleigenschaften zeichnete. So verfügt die C46 über einen ausladenden Rumpf mit Chines, der sich nach achtern hin so gut wie nicht verjüngt, und ein Vorschiff (V-Bug), das unter Deck enorm viel Volumen bietet. Die Vorteile dieses Konzepts sind das Platzangebot an und unter Deck sowie die hohe Formstabilität durch den weit außen liegenden Auftrieb. Letzteres generiert zudem hohen Segelkomfort, weil die Yacht mit moderater Lage segelt und gelassen auf Böen reagiert.

Hausinterner Vergleich

Im Lastenheft der Werft stand, dass die C46 größer, voluminöser und komfortabler sein müsse als die Vorgängerin Cruiser 45, zugleich aber eleganter daherkommen und besser segeln solle. Klingt nach einer Eier legenden Wollmilchsau, tatsächlich haben die Konstrukteure genau diese Forderungen in die Praxis umgesetzt. So schuf Cossutti seitliche Abrisskanten (Chines), die im Fall der C46 sanft am Vorschiff über der Wasserlinie beginnen, nach achtern hin markanter werden und leicht ansteigen. Dadurch legt sich die Yacht an der Kreuz auf die Lee-Chine und segelt noch stabiler, zudem gibt es innen mehr Platz.

Apropos Platz: Um das Raumgefühl auf der C46 einordnen zu können, hilft ein Blick auf die Vorgängerin Cruiser 45 sowie auf die nach wie vor im Programm befindliche Cruiser 46. Letztere ist seit 2015 am Markt und eine der am weitesten verbreiteten Charteryachten überhaupt. Im Vergleich zur C46 fehlen ihr 35 Zentimeter auf die Maximalbreite, außerdem ist sie achtern signifikant verjüngt, während die Neue so gut wie gar nicht schmäler wird. Anders gesagt: Nominell mögen die beiden Yachten gleich groß sein, tatsächlich spielt die C46 hinsichtlich Platzangebot in einer anderen Liga. Detail am Rande: Bavaria produziert die alte Cruiser 46 trotzdem weiter, weil sie im Charter aufgrund ihrer Zuverlässigkeit und Unkompliziertheit einen guten Ruf genießt und deutlich preiswerter ist als die Newcomerin.

Ganz anders ist die Situation bei der 2017 vorgestellten Cruiser 45, die mittlerweile von der C46 abgelöst wurde. Mit 4,49 Metern misst sie um die Taille immer noch um beachtliche 21 Zentimeter weniger. Die Achillesferse der Charterversion waren die beiden ziemlich schmalen Doppelkojen im Vorschiff, auch die Dingigarage der 45er brachte unterm Strich mehr Nach- als Vorteile. Seglerisch hat die Neue ebenfalls die Nase vorne, unter anderem weil sie über einen längeren Kiel (2,30 m) mit leichterer L-Bombe verfügt.

Neue Dimension

Für das eigenständige Äußere der C46 ist der langgestreckte Kajütaufbau mit dem sich beidseits nach vorne und achtern verjüngenden Lukenband verantwortlich. Senkrechter Bugsteven, fixer Bugspriet, rechteckige Rumpfluken und der knapp unter der Fußreling nach innen geneigte Rumpf verleihen der Fahrtenyacht eine stylische, beinahe sportliche Note.

Überragend ist die Weitläufigkeit im Cockpit. Hier bietet die C46 signifikant mehr Platz als jede zehn Jahre alte 50-Fuß-Yacht. Die L-förmig angelegten Sitzbänke in der Plicht schreien förmlich nach den aufpreispflichtigen Doppel­tischen – freier Durchgang von der Badeplattform zum Niedergang und durch Absenken einer Tischhälfte mutiert die jeweilige Bank zur Sonnenliege. Man liegt aber nicht nur gut, sondern sitzt mindestens genauso bequem, wobei besonders der Bereich Richtung Kajütaufbau mit besonderer Hingabe konstruiert wurde. Der damalige CEO sorgte persönlich dafür, dass der zunächst ergonomisch nicht perfekt gelungene Bereich in der Phase des Formenbaus noch einmal neu gestaltet wurde. Schön, wenn von allerhöchster Stelle ein Auge auf Neuentwicklungen geworfen wird …

Den gesamten Fahrbericht lesen Sie in der Yachtrevue 4/2024, am Kiosk ab 5. Juli!

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