Beflügelnde Aussichten
alleswind. Der Österreichische Segel-Verband holt die boomende Sportart Wingfoilen frühzeitig unter sein Dach, hat gemeinsam mit den Aktiven ein Regelwerk für Wettbewerbe entwickelt und will auch den Nachwuchs für diese Board-Alternative interessieren
Anfang Mai wurde rund um den Neusiedler See gefeiert. See Opening nennt sich der offizielle Saisonauftakt, der heuer zum vierten Mal veranstaltet wurde und stets ein abwechslungsreiches Programm bietet. Brandneu und zum ersten Mal in dieses Spektrum integriert war das KIA Beach and Surf Fest, das im Neusiedler Strandbad über die Bühne ging und bei allerfeinstem Wetter tatsächlich den Sommer einläutete. Auf dem weitläufigen Gelände gab es jede Menge zu verkosten, zu hören, zu sehen und zu erleben. Die Palette reichte vom Gemüsekochworkshop über ein hochklassiges Beachvolleyball-Turnier bis hin zur Kinder-Schmink-Station, auf der großen Bühne traten täglich Live-Acts auf, am Samstag ging bis in die frühen Morgenstunden die Post ab. Rund 22.000 Besucherinnen und Besucher ließen sich von diesem Mix nach Neusiedl locken.
Doch es wurde nicht nur Party gemacht, sondern auch der Wassersport promotet. Kite-Olympiasieger Valentin Bontus war an einem Nachmittag als Stargast vor Ort, am Surf Beach, einem Areal, das unmittelbar an das Bundesleistungszentrum anschloss, konnte man sich bei einschlägigen Ausstellern über das neueste Material fürs Windsurfen und Wingfoilen informieren. Und hier fand auch der Auftakt zur ersten österreichischen Meisterschaft im Wingfoilen statt. Die neu geschaffene Serie umfasst vier Events, die in den Klassen Racing und Freestyle, jeweils getrennt für Damen und Herren, ausgeschrieben sind; wer aus drei Stopps die meisten Punkte sammelt, darf sich zu Saisonende die goldene Meisterschafts-Medaille um den Hals hängen lassen. In Neusiedl waren insgesamt 25 Wingerinnen und Winger am Start und trotz anfänglichen Windmangels konnten alle Bewerbe ordnungsgemäß durchgeführt werden. Organisiert wurde die Veranstaltung in Kooperation mit dem OeSV und das wirft die Frage auf, welchen Stellenwert diese junge Disziplin innerhalb des Verbands hat.
„Wie das Windsurfen und Kiten gehört auch das Wingfoilen zu unserer Familie“, betont OeSV-Generalsekretär Stefan Glanz-Michaelis, „schließlich handelt es sich um eine Wassersportart, bei der man den Wind nutzt.“ Die vom Verband kreierte Marke „alleswind“, die im Herbst 2023 vorgestellt wurde und im Juni 2024 mit einer eigenen Webseite online ging, soll genau das nach außen vermitteln und unmissverständlich klarstellen, so Glanz-Michaelis, und auch international wären die Winger im Dachverband World Sailing organisiert. Während die olympischen Disziplinen Windsurfen und Kiten schon seit längerer Zeit (und wie wir wissen sehr erfolgreich) vom OeSV abgedeckt werden, blieb der Bereich Wingfoilen bislang weitgehend unbespielt. Das soll sich jetzt ändern, denn diese Sportart vereint zahlreiche Vorzüge in sich und verzeichnet nicht umsonst in aller Welt beeindruckende Wachstumszahlen. „Wingfoilen ist vergleichsweise gut zugänglich und leicht zu erlernen, attraktiv für Zuseher und Medien, macht rasch Spaß, hat ein cooles Image und spricht eine junge, engagierte Zielgruppe an, die wir gerne in unser Haus holen würden“, zählt Glanz-Michaelis die Argumente auf. Deshalb setzt der Verband 2025 einen dezidierten Schwerpunkt auf diese Trendsportart. Das Ausrichten der Österreichischen Meisterschaften ist auch unter diesem Blickwinkel zu betrachten und soll den Beginn einer langfristigen, systematischen Arbeit markieren, die im OeSV-Präsidium vor allem von Vize-Präsidentin Sabrina Stückler vorangetrieben wird.
Wichtiger Teil dieser Arbeit ist das Schaffen von Rahmenbedingungen für den Sportbetrieb. Im vergangenen Winter wurde unter der Führung von Christian Bayer-Paltauf, der im OeSV den Bereich Breitensport leitet und unter anderem für Regatten zuständig ist, gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe ein Regelwerk für Wingfoil-Bewerbe aufgestellt. „Im Segelsport werden in unserem Land seit hundert Jahren Regatten abgewickelt, beim Wingen muss erst abgesteckt werden, was es überhaupt für einen fairen Wettkampf braucht“, bringt es Glanz-Michaelis auf den Punkt.