Glückliche Wendung

Der Wiener Gerald Martens hat sich mit 50 Jahren aus einem sehr erfolgreichen Berufsleben zurückgezogen und frönt seither seiner Leidenschaft für den Segelsport. Mit Judith Duller-Mayrhofer hat er in Triest über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geplaudert

Glückliche Wendung

Und dann haben wir den Markt konsolidiert. Diesen Satz sagt Gerald Martens oft, wenn er über seinen beruflichen Weg spricht. Martens, der aus einer gutbürgerlichen Wiener Unternehmerfamilie stammt, war 15 Jahre lang Vorstand des Mischkonzerns Ring International Holding, der ab 2001 Fabriken für Büroartikel, später Lackproduzenten in ganz Europa aufkaufte und sanierte. Haupteigentümer und Aufsichtsratschef der RIH ist sein älterer Bruder Ralph Martens, der nach wie vor die Fäden zieht, Gerald Martens stand von Beginn weg an seiner Seite und verantwortete Strategie und Organisation innerhalb der in Wien ansässigen Holding. 2014 übernahm die RIH den slowenischen Farben- und Lackhersteller Helios und machte ihn wieder profitabel. Nur zwei Jahre später erwirtschaftete die Helios einen Umsatz von knapp 400 Millionen Euro und wurde an den japanischen Big Player Kansai Paint verkauft, der nach einem Standbein in Europa gesucht hatte. Für die Shareholder der RIH war es ein Mega-Geschäft, für Gerald Martens Anlass inne zu halten. „Ich bin damals gerade 50 geworden und tatsächlich ausgestiegen“, erinnert er sich an die Zäsur, die daraufhin folgte, „aber lustigerweise hat das niemand verstanden.“ Dabei habe er nur umgesetzt, wovon andere stets geredet hätten, so Martens. „In meinem Freundeskreis gab es viele Fondsmanager, die ein Schweinegeld verdient, aber null Privatleben gehabt haben“, erzählt er frei von der Leber weg, „und wenn wir zusammen im Flat Three in London oder im Novikov in Moskau gesessen sind, hab ich von vielen Seiten gehört: Nur noch diesen einen Deal und dann hör ich auf. Aber getraut hat sich keiner.“

Gerald Martens traute sich. Nahm sein Geld, investierte in Immobilien, schlug alle Angebote, die in Folge an ihn herangetragen wurden, aus, so verlockend sie auch klingen mochten. Übernahm dafür ehrenamtlich den Posten des Präsidenten im Österreichischen Basketball-Verband und reformierte diesen ebenso radikal wie erfolgreich. Nicht weil er selbst jemals Basketball gespielt hätte, sondern weil er mit dem Lack-Giganten Helios unfreiwillig auch ein Basketball-Team akquiriert und sich in Folge intensiv mit Entwicklungspotenzial sowie Vermarktungsmöglichkeiten in dieser Ballsportart beschäftigt hatte. Auch eine Form von Konsequenz.

Prinzip Vollgas

Ich brauche das Adrenalin. Diesen Satz sagt Gerald Martens oft, wenn er über den Sport spricht. In seinem weitläufigen Haus in Triest, von dessen Terrasse aus man einen direkten Blick auf das Schloss Miramar hat, liegen in jeder Etage Helme aller Art auf den Regalen; die dazu passenden Fahrzeuge finden sich in der Garage. Rennrad, Mountainbike, E-Bike, Motocross-Maschine, eine feuerrote Triumph Rocket 3. Martens fetzt gerne durch Wald und Feld, ist auch Rundstreckenrennen gefahren. Stürzen darf man halt nicht, lächelt er schief und greift sich ans Schlüsselbein, sonst ist schnell einmal was gebrochen …

Am Wasser sucht er ebenfalls den Nervenkitzel. „Langsam Segeln geht mir auf den Wecker, ich mag es, wenn richtig starker Wind weht“, beschreibt er seinen Zugang, „wenn die anderen reinkommen, gehe ich raus.“

Das gesamte Porträt lesen Sie in der Yachtrevue 12/2021, am Kiosk ab 3. Dezember!

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