Maritimer Kosmos

Warum segeln wir über die Ozeane? Auf diese Frage gibt es vermutlich so viele Antworten wie Menschen. Jeder hat seine Geschichte, seine Sehnsüchte, sein persönliches Warum. Segeln ist von Natur aus eher leise als laut, hat viel mit Rückzug zu tun. Uns treibt auch die Einfachheit aufs Meer. Das Reduzieren auf das Wesentliche, das Entschlacken von einem Zuviel an allem. Auf See beschränken sich die Variablen des Lebens auf Wind, Wetter und unser Können. Natürlich müssen wir auch im maritimen Kosmos agieren und funktionieren.

Wir müssen bereit sein, Risiko auf uns zu nehmen. Unterm Strich sind Gefahren und Chancen aber klarer auszumachen als in unserem Alltag an Land. Mir gefällt die Ehrlichkeit des Ozeans – er meldet uns die Konsequenzen unserer Entscheidungen unmittelbar zurück. Das Meer kennt und akzeptiert nur das Gesetz von Ursache und Wirkung. Ist es kalt und regnerisch, frieren wir ohne geeignete Kleidung. Schaffen wir es nicht, den kaputten Autopiloten zu reparieren, müssen wir von Hand steuern. Gehen wir bei der Nachtfahrt ungesichert über Bord, ersaufen wir vermutlich. Die See verzeiht keine Fehler.

Aber sie schenkt auch unvergessliche Momente. Den Landfall nach einer langen Ozeanetappe, das erste zarte Morgenlicht im Cockpit, Salz auf den Lippen. Und wohin wir auch segeln, wir nehmen uns immer selbst mit, unsere Ängste, Zweifel und Sorgen. Die Leinen lösen sollte man weder mit einer zu skeptischen noch mit einer zu naiven Weltanschauung. Wer zu skeptisch ist, wird weder auf dem Segelboot noch im Leben Großartiges erleben. Und wer zu naiv ist, bringt sich unnütz in Gefahr. Worum geht es beim Segeln? Um Abenteuer, Demut, um die Elemente, die eigene Kraft und natürlich um das große Ganze. Wir fahren immer wieder hinaus, weil wir die Weite des Meeres lieben. Und suchen.