Jeanneau 57
Luxus vom Fließband: luxuriöse Französin zum kleinen Preis
Sieben Jahre nach dem Stapellauf der Sun Odyssey 54 DS präsentierte die französische Werft in Les Sables d’Olonne mit der Jeanneau 57 ein neues Flaggschiff. Schon der Name – Jeanneau statt Sun Odyssey – unterstreicht die Eigenständigkeit der Newcomerin. Sie ist das erste Modell einer Premium-Linie, der künftig alle neuen Yachten über 50 Fuß angehören. Darunter bleibt alles beim Alten, die Yachten der Classic- und DS-Linie heißen weiterhin Sun Odyssey. Sie können übrigens neuerdings mit einem Performance-Paket geordert werden; die sportliche Sun-Fast-Palette hingegen ist seit einiger Zeit Geschichte.
Sightseeing an Bord. Philippe Briand (Rumpf) und Vittorio Garroni (Deck- und Innendesign) wecken mit dem Design Assoziationen zu Megayachten: flache, lang gestreckte Kajüte, weitläufiges, in mehrere Bereiche gegliedertes Cockpit, Niedergang mit doppelten Schiebetüren, große Flushluken im Kajütdach und ein Heck, das alle Stückerln spielt. Das Desigerduo, das als Verfechter der Badeplattform mit integrierten Stufen gilt, hat dieses praktische, aber eher konservative Konzept mit dem derzeit modernen Klappheck inklusive Beibootgarage kombiniert. Ein geschickter Schachzug, weil man die Vorteile beider Systeme verbindet, die Nachteile des Klapphecks umschifft und damit eine bislang unerreichte Alltagstauglichkeit erzielt.
Man gelangt man über im Spiegel integrierte Stufen auf die kleine Badeplattform und von dort via Leiter ins Wasser – ideal für kurze Badestopps. Ist ein längerer Aufenthalt geplant, lässt sich die Heckklappe elektrisch absenken, mutiert zur großzügigen „Badeinsel“ und öffnet zugleich die Beibootgarage, in der ein Festrumpfschlauchboot bis 2,75 m (aufgeblasen) beziehungsweise 3,10 m (nicht aufgeblasen) Platz findet. Ein Kompressor zum Aufpumpen ist installiert. Der einzige Kompromiss ist die Lage des Schlauchbootes quer zur Fahrtrichtung. Man benötigt vier Hände zum Zurechtrücken des Dingis, dann flutscht es via aufsteckbarem Rollenelement ins Wasser und wird mithilfe einer Winsch wieder an Bord gehievt. Alternativ zum Semirigid kann laut Werft auch ein kompaktes Jet-Boot untergebracht werden. Ein weiteres kluges Detail betrifft die Gangway, die es (gegen Aufpreis) im Spiegel integriert und elektrohydraulisch ausfahrbar gibt. Ein Knopfdruck genügt und das Ding streckt sich gen Mole, gleichzeitig stellt sich ein aus Nirostützen und Leinenhandlauf bestehendes Geländer auf. 17.500 Euro sind zwar kein Schnäppchen, aber genau so will man eine Yacht dieser Liga verlassen oder betreten. Jede andere Lösung wäre schon aus atmosphärischen Gründen ein Fauxpas.
Die Plicht ist wie bei allen Jeanneau-Yachten eher flach. Vorteil: Man sieht gut nach vorne über die Kajüte, hat ein bisserl das Gefühl über den Dingen zu stehen und der hochgelegene Boden schafft unter Deck reichlich Kopffreiheit. Wohl ein Zugeständnis an die elegante Linie sind die zum Anlehnen eher niedrigen, seitlichen Sülls. Kenner der Sun-Odyssey-Palette wissen, dass es sich dabei um eine für Jeanneau typische Eigenart handelt, der man mit gepolsterten Lehnen entgegentritt. Nicht nur das: Im Fall der J 57 gibt es für das gesamte Cockpit wasserdichte Sitz- und Rückenpolster aus geschlossenzelligem Schaum. Farbe, Form und textiler Griff des witterungsbeständigen Materials verleihen der Plicht eine gewisse Noblesse.
Den kompletten Artikel finden Sie in YR 7/2009. Diese Ausgabe kann online nachbestellt werden.