Soziale Medien
Eigentlich ist es klar. Aber manchmal wird es so richtig klar. Wovon ich spreche? Von der Macht der sozialen Medien, auch im Segelsport. Zwei Ereignisse führten mir das deutlich vor Augen. Da war zum einen ein Gespräch mit Karl Stoss, dem Vorsitzenden der Programmkommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Er nahm sich freundlicherweise kurzfristig Zeit für einen Austausch zu den Anstrengungen unseres internationalen Dachverbands World Sailing, noch attraktiver für die olympische Familie zu werden. Worauf er dabei eindringlich hinwies: Der Auftritt in den sozialen Medien ist ein ganz wesentlicher Faktor dafür, wie der Beitrag, den ein internationaler Verband für die olympische Bewegung leistet, beurteilt wird.
Zum anderen sind es eben jene laufenden Bemühungen von World Sailing um einen medienfreundlicheren Ablauf der Segelbewerbe bei Olympischen Spielen: kürzere Wettfahrten, stärkere Verlässlichkeit bei deren Beginn- und Endzeiten, Abschaffung von allgemeinen Rückrufen durch Einsatz technologischer Hilfsmittel, bessere „viewer experience“ durch grafische Hilfsmittel auf den Bildschirmen, ähnlich wie bei America’s Cup oder SailGP usw. Ein Vorhaben war auch, das bisherige Medal Race – die besten Zehn bestreiten auf Basis ihrer bisherigen Punkte zum Schluss eine nicht streichbare Wettfahrt, bei der doppelte Punkte vergeben werden – abzulösen durch ein echtes Finale. So könnten etwa die besten Vier mit null Punkten oder einem kleinen Vorteil für die bisher Bestplatzierten starten, die Reihenfolge des Zieleinlaufs entspricht dann dem Gesamtresultat. Es folgte ein vehementer Aufschrei in den sozialen Medien mit entsprechenden Auswirkungen auf den Entscheidungsprozess.
Gut? Schlecht? Von beidem etwas, denke ich. Auf der einen Seite eröffnet Social Media die Möglichkeit, auch jenseits etablierter Kanäle des Auftretens und der Mitbestimmung sicht- und hörbar zu werden. Auf der anderen Seite ist genau das ein Problem. Denn: Wer lauter schreit und sich besser inszeniert, hat nicht notwendigerweise das bessere Produkt und Argument …