Der Untergang der Bayesian

Am 19. August 2024 sank die 184 Fuß/56 m lange und von der Herstellerwerft Perini Navi als „unsinkbar“ bezeichnete Superyacht Bayesian vor Porticello (Sizilien) in nur 16 Minuten. Ursache war eine extrem starke Fallböe mit Windgeschwindigkeiten bis 130 km/h. Die Krängung über 70° hinaus – wesentlich erleichtert durch den extrem hohen Mast und einen vor Anker hochgeholten Kiel – war fatal: das Schiff kenterte in weniger als 15 Sekunden. An Bord waren 22 Personen, darunter der britische Tech-Milliardär Mike Lynch, seine Tochter Hannah und mehrere Bekannte. Sieben Menschen starben, 15 überlebten. Gegen den Kapitän und zwei Crewmitglieder wird derzeit wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Die zehn Monate später gestartete Bergung wurde durch den Tod eines Tauchers verzögert. Am 22. Juni dieses Jahres konnte das gesunkene Boot schließlich ohne den schon vorher vom Rumpf getrennten Mast und Großbaum vom Meeresgrund an die Oberfläche gebracht werden und steht nun für weitere Untersuchung zur Verfügung.

Dieser Vorfall beinhaltet mehrere lessons-to-learn. Erstens: Die Natur ist immer stärker. Auch wenn der Wetterbericht für das betroffene Gebiet kritisch war – niemand konnte eine solche lokal zugespitzte Situation vorhersehen. Zweitens: Alles kann ganz schnell gehen. Zwar ist die Situation unter Deck auf unseren 45 +/- Fuß langen Charteryachten deutlich einfacher, aber ob ich mitten in der Nacht bei um 90 Grad verkehrter Welt angesichts verkeilter Türen und im Weg liegender loser Gegenstände ohne Weiteres aus der Koje ins Freie gelangen könnte, das weiß ich auch nicht. Drittens: Schlussendlich landet die Verantwortung immer beim Skipper (auch wenn in diesem Fall noch nicht klar ist, ob hier überhaupt schuldhaftes Verhalten vorliegt).

Insgesamt also ein deutliches Warnsignal, gemeinsames Segeln nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Vorsicht ist stets geboten und Segeln kann – auch wenn es uns meist anders erscheint – ein riskantes Unterfangen sein.

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